Der Infinus-Skandal war einer der größten Anlegerskandale in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik. 2014 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden: 22.000 Kundinnen und Kunden, überwiegend Kleinanleger, wurden um rund 312 Millionen Euro betrogen, wie der MDR mit Bezug auf das Landgericht Dresden berichtet. Der Dresdner Anbieter soll ein Schneeballsystem unterhalten haben: Kundengelder wurden benutzt, um neue Interessierte anzuwerben, statt das Geld wie versprochen am Kapitalmarkt anzulegen. Mehrere Manager wurden vor zwei Jahren zu Freiheitsstrafen verurteilt.

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Der Skandal beschäftigt noch immer die Gerichte: Und holt nun auch die Versicherungsbranche ein. Die österreichische Uniqa wurde im Zusammenhang mit Schuldverschreibungen der deutschen Infinus Gruppe zivilrechtlich auf Schadensersatz verklagt, so berichtet wallstreet-online.de. Die Klage wurde von einer deutschen Zweckgesellschaft eingebracht. 3,9 Millionen Euro verlangt die Klägerin vom Versicherer: In der Klage sei der Vorbehalt enthalten, Ansprüche weiterer Anleger geltend zu machen. Zudem machen weitere Anleger außergerichtliche Ansprüche geltend, schreibt das Branchenportal.

Anlass für die Klage sind nicht die Geschäfte der Uniqa selbst, sondern der früheren Finance Life Lebensversicherung AG. Diese wurde im Jahr 2016 von Uniqa übernommen: Folglich ist man auch Rechtsnachfolgerin des Versicherers. Die Finance Life soll mit der Infinus Gruppe Verträge über fondsgebundene Lebensversicherungen abgeschlossen haben - die, so der Vorwurf, wiederum dazu dienten, die Zahlen des Finanzdienstleisters zu beschönigen. Mit Anlegern in Infinus-Schuldverschreibungen habe keine Geschäfts- oder Vertragsbeziehung bestanden.

Eigenblutdoping für eine bessere Bilanz

Die Infinus-Töchter Future Business KGaA, Prosavus AG und ecoConsort AG "haben u.a. bei der UNIQA AG (damals Finance Life AG) auf ausgewählte dritte Personen Lebensversicherungsverträge abgeschlossen (sog. Eigenverträge). Mithilfe dieser Provisionen für diese Lebensversicherungen wurden in den Jahresabschlüssen und den Geschäftsberichten unzutreffende Angaben gemacht", schreibt die Münchener Kanzlei Rotter Rechtsanwälte, die gemeinsam mit dem Prozessfinanzierer Advofin AG gegen den österreichischen Versicherer vorgeht. Eine Art Eigenblutdoping, um die eigene Bilanz aufzubessern.

Hauptproduktpartner für die fragwürdigen Eigengeschäfte sei seit dem Jahr 2006 die UNIQA AG (damals Finance-Life) mit über 50 Prozent des Geschäftes gewesen, so berichtet die Kanzlei weiter. So habe der Versicherer Einzelpolicen abgeschlossen, die ein Versicherungsvolumen von rund 3 bis 4 Milliarden Euro aufgewiesen hätten. "Ohne diese Eigenverträge wären die Future Business KGaA, Prosavus AG und ecoConsort AG spätestens ab dem Jahr 2008 verlustbehaftet gewesen und hätten negative Erträge ausweisen müssen", schreibt Rotter Rechtsanwälte.

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Nach Ansicht von UNIQA Österreich sind die in der Klage und außergerichtlich erhobenen Vorwürfe und aufgestellten Behauptungen gänzlich unbegründet, schreibt Wallstreet Online. Der Versicherer hatte sich bereits 2011 aus strategischen Gründen von seinem Deutschland-Geschäft zurückgezogen.

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