Der Versicherungsbote hat mit Geschäftsführer Andreas Maul gesprochen und gefragt, was "grüne Versicherungen" nach Maßgabe des Unternehmens auszeichnet. Auch wollten wir wissen, was der Geschäftsführer über die "Fridays for Future"-Bewegung denkt.

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Versicherungsbote: „grün versichert“ ist ein Maklerhaus, das seinen Kundinnen und Kunden nachhaltige Versicherungen anbieten will. Können Sie sich kurz vorstellen? Seit wann sind Sie mit dem Schwerpunkt „grüne Versicherung“ am Markt? Und wie sind Sie aufgestellt?

Andreas Maul, Geschäftsführer des Maklerhauses „grün versichert“Andreas Maul: grün versichert wurde im Jahr 2014 als Versicherungsmakler gegründet. Und Anfang 2016 konnten wir bereits die nachhaltige Privathaftpflichtversicherung auf den Markt bringen. Mittlerweile gibt es für Privatkunden die gesamte relevante Produktpalette als „grün versichert“-Variante. Wir diskutieren nun Optionen, wie wir unseren Maklerstatus aufgeben können, um uns komplett der Entwicklung und weiteren Bekanntmachung von „grün versichert“-Tarifen zu widmen.

Wie kam es dazu, dass Sie sich auf „grün versichert“ spezialisiert haben? Und war es schwer, hierfür Kooperationspartner zu finden?

Das Thema Nachhaltigkeit hat den Initiatoren von „grün versichert“ immer am Herzen gelegen. Genau aus diesem Grund kam — durch das Mangelempfinden, dass es bis dato keine nachhaltigen Sachversicherungslösungen im Markt gab — die Idee, sich diesem Thema zu widmen und für eine wachsende Zielgruppe ein transparentes Angebot zu schaffen.

Aller Anfang ist schwer, dies galt natürlich auch beim ersten Schritt der Suche nach Risikoträgern für die „grün versichert“-Tarife. Heute sieht das anders aus, was uns natürlich freut — und unterstreicht, dass sich das Thema mittlerweile im Markt etabliert hat.

Was bedeutet aus Ihrer Sicht „grün versichert“? Können Sie dieses „grün“ charakterisieren: Was zeichnet eine grüne Versicherung aus?

Die „grün versichert“-Tarife unterscheiden sich in drei Punkten vom Großteil der anderen Tarife auf dem Markt. Erstens: Die Kunden erhalten bei Abschluss von „grün versichert“-Tarifen die Bestätigung, dass 100 Prozent des Nettobeitrags durch die Versicherer in nachhaltige Kapitalanlagen investiert werden. Zweitens: Kunden oder Geschädigte werden nach einem Schadensfall bei einem Großteil der Tarife mit einer Mehrleistung je nach Tarif von bis zu 60 Prozent belohnt, wenn auf nachhaltige Produkte oder nachhaltige Unternehmen zurückgegriffen wird. Drittens: Für jeden neuen Vertrag — unabhängig davon, wer ihn vermittelt hat — pflanzen wir über die WeForest Foundation einen Baum. So konnten wir in relativ kurzer Zeit bereits mehr als 20.000 Bäume pflanzen.

Viele Firmen geben sich einen grünen Anstrich, indem sie Greenwashing betreiben: Ein sehr kleiner Anteil der Gelder wird nachhaltig investiert oder produziert, um damit zu werben. Aber der Großteil wird noch immer mit Investments verdient, die zum Beispiel Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit und Umweltzerstörung beinhalten. Können Sie dies für Ihre Produkte ausschließen bzw. welcher Anteil der Gelder fließt tatsächlich in nachhaltige Investments?

Sie haben Recht: Für Kunden ist es schwierig, einzuschätzen, ob es sich wirklich um ein nachhaltiges Angebot handelt oder nicht. Bei den „grün versichert“-Tarifen haben sich die Risikoträger jedoch dazu verpflichtet, die Nettobeitragseinnahmen nachhaltig anzulegen. Und sie weisen uns dies nach.

Können Sie Beispiele nennen, welche Projekte und Investments Sie mit Ihren Versicherungen unterstützen? Wohin fließt das Geld konkret?

Beispielsweise in den Greenbond der DKB, mit dem der Aufbau von Windkraftanlagen finanziert wird. Oder in den grünen Pfandbrief der Berlin Hyp, mit dem die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien finanziert wird, wodurch perspektivisch weniger CO2 in die Umwelt gelangt.

…und wie kontrollieren Sie, dass die Kunden-Gelder tatsächlich grün investiert werden?

Die Partner-Versicherer melden uns den aktuellen Vertragsstand sowie das Beitragsvolumen und weisen dann die getätigten Investitionen nach. Um Transparenz für die Kunden zu schaffen, veröffentlichen wir dann aggregiert auf unserer Webseite, wieviel Geld in welche Anlagen geflossen ist.

Wirkt sich grünes Investment auf die Versicherungsprämie aus? Müssen die Versicherten etwas mehr zahlen als für „herkömmliche“ Policen?

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Die Kosten liegen leicht über den konventionelle Tarifen, da mehrheitlich in den Tarifen auch besondere Klauseln mit versichert sind, die im Schadenfall zu einer Mehrleistung führen.

Es ist bewundernswert, mit welcher Ausdauer die Schüler sich für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen

Sie kooperieren auch mit anderen Maklern, welche grüne Versicherungen anbieten wollen. Wie sehen diese Kooperationen aus — und wie kann ein Makler mit Ihnen zusammenarbeiten?

Für Makler ist es ganz einfach, „grün versichert“-Tarife an ihre Kunden zu vermitteln, ohne dass hierfür eine Kooperation mit uns erforderlich ist. Wir sind Lizenzgeber, die mit uns kooperierenden Versicherer Lizenznehmer. Und wir haben kein Vertragsverhältnis mit den Maklern. Durch dieses Konstrukt wird ein schlanker Prozess gewährleistet. Und es ist sichergestellt, dass wir keinerlei Zugang zu Kundendaten erhalten. Als Makler kann man einfach seine Direktanbindung an den jeweiligen Versicherer nutzen oder kann über einen Maklerpool die Anträge einreichen. Die „grün versichert“-Tarife sind bei allen relevanten Pools unter unserem Namen und Logo zu finden.

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Wer sind Ihre Kundinnen und Kunden? Lässt sich eine gewisse Zielgruppe identifizieren, die bevorzugt bei Ihnen abschließt?

Da die Themen soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, sind nachhaltige Versicherungslösungen grundsätzlich für jeden Kunden interessant. Es haben sich allerdings zwei Kundengruppen herauskristallisiert, die besonders affin für dieses Thema sind: Junge Erwachsene nach der Ausbildung oder dem Studium, die ihre ersten Versicherungen benötigen. Und überdurchschnittlich gut gebildete Paare und Familien mit einem überdurchschnittlich hohen Einkommen, im Alter zwischen 30 und 45 Jahre.

Langsam setzt in der Branche ein Umdenken ein: Die Allianz will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden, ein Teil der Gelder wird nach „Environment Social Governance“-Kriterien angelegt. Allerdings ist das auch eine sehr lange Zeit. Macht aus Ihrer Sicht die Versicherungsbranche genug, um nachhaltig zu wirken?

Meiner Meinung nach ja. Dass sich die Allianz grundsätzlich mit dem Thema befasst, ist ein erster guter Ansatz. Der Zeithorizont bis 2050 ist allerdings zu lang — hier wird wertvolle Zeit verschenkt. Neben der Allianz befassen sich auch weitere Versicherer mit dem Thema. Allerdings gehen nur die wenigsten aus der outside-in-Perspektive wirklich konsequent hier heran. Die Versicherer könnten auf Öko-Strom setzen, Emissionen der Dienstreisen und des Geschäftsbetriebs ausgleichen oder einfach wie wir für jeden neuen Antrag einen Baum Pflanzen.

„Fridays for future“ bestimmt aktuell die Debatten, eine Klimasteuer wird in Deutschland diskutiert. Wie positionieren Sie sich selbst zu den Schülerprotesten bzw. einer Besteuerung des Klimas?

Es ist bemerkenswert und bewundernswert, mit welcher Ausdauer die Schüler sich für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass große Teile der jüngeren Generation, die auf absehbarer Zeit für Versicherer und Makler als Kunden interessant werden, konsequent auf Nachhaltigkeit achten.

Versicherungsmakler sind viel mit dem Auto unterwegs, reisen viel und sind unterwegs zu ihren Kunden. Entsprechend fällt der ökologische Fußabdruck schon berufsbedingt nicht so positiv aus. Haben Sie Tipps, wie Makler ihr Büro umweltfreundlich(er) gestalten können?

Jeder hat die Möglichkeit, mit relativ wenig Aufwand seinen Arbeitsbereich und Arbeitsalltag nachhaltiger zu gestalten. Es ist beispielsweise ein Leichtes, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln, um so CO2-Emissionen aus Kohlestrom zu vermeiden. Unvermeidliche CO2-Emissionen, die durch Fahrten zum Kunden oder durch den Geschäftsbetrieb anfallen, können ganz einfach über Anbieter wie beispielsweise Atmosfair ausgeglichen werden.

Die Fragen stellte Mirko Wenig

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