In Zeiten, in denen die Politik über einen Provisionsdeckel in der Lebensversicherung diskutiert, können den Lebensversicherern die Abschlusskosten der Verträge nicht egal sein. Es ist ein Politikum und emotional besetztes Thema, das längst auch die Talkshows und Medien erreicht hat. Ob die privaten Versicherer fähig und geeignet sind, einen wichtigen Beitrag für die Altersvorsorge zu leisten, wird auch daran gemessen, wie viel sie den Sparern für ihre Verträge in Rechnung stellen.

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Abschlusskostenquote: nicht nur Provisionen

Ein Maßstab, wie stark die Anbieter ihre Kundinnen und Kunden zur Kasse bitten, ist dabei die Abschlusskostenquote. Sie bezeichnet das Verhältnis der Abschlußkosten zum Beitragsaufkommen des eingereichten Neugeschäfts.

Hierbei gilt es jedoch zu differenzieren. Keineswegs wird bei der Abschlusskostenquote nur die Provision für die Vermittler ausgewiesen, sondern alle anfallenden Kosten für den Vertragsabschluss. Das beinhaltet zum Beispiel auch notwendige Werbeausgaben, Kosten für die Risiko- und Antragsprüfung sowie Verwaltungskosten, etwa für IT, Büros, Innendienst und Technik.

All diese Betriebskosten werden in der Regel mit in die Beiträge eingerechnet und können sich, abhängig vom jeweiligen Anbieter, sehr verschieden zusammensetzen. Eine veraltete IT kann zum Beispiel bewirken, dass Anträge umständlicher von Hand bearbeitet werden müssen — und das Prüfen der Anträge schlicht mehr kostet.

Abschlusskosten sanken 2018 nur leicht

Für das Jahr 2018 hat die Zeitschrift für Versicherungswesen Fleißarbeit geleistet und in einer Übersicht die Abschlusskosten der 50 größten Lebensversicherer in Deutschland zusammengetragen: neben weiteren Daten aus den Kennzahlen der Versicherer. Interessierte Leser können dies im Heft 17/2019 nachlesen. Zwei Anbieter der deutschen Top 50 verweigerten jedoch die Auskunft: die Canada Life und Standard Life.

LVM, Barmenia, Debeka und HUK sind Top

Im Schnitt aller Anbieter sind die Abschlusskosten 2018 zwar gesunken — wie von der Politik gefordert. Aber eben nur sehr minimal. Betrug die Abschlusskostenquote der Branche 2017 noch 5,08 Prozent, so standen 2018 durchschnittlich 5,04 Prozent in den Bilanzbüchern. Eine Änderung „im mikroskopischen Bereich“, wie Versicherungswesen-Chefredakteur Marc Surminski zuspitzt.

Auffallend ist, dass alle Spitzenreiter der Kosten-Leistungsschau auch 2018 ihre Abschlusskosten senken konnten. Die niedrigste Abschlusskostenquote hatte die LVM mit 3,1 Prozent (Vorjahr: 3,3). Damit erreicht der Versicherer aus Münster, der ganz auf Ausschließlichkeitsvertrieb setzt, den Topwert der Branche und darf sich ganz oben aufs Podest stellen.

Ebenfalls akzeptable Quoten zeigen die Barmenia auf Rang 2 mit 3,2 Prozent Abschlusskosten (Vorjahr: 3,3), die Debeka Leben mit 3,4 Prozent (Vorjahr: 3,5), die Huk-Coburg mit ebenfalls 3,4 Prozent (Vorjahr 3,8) sowie die Ergo Vorsorge mit 3,5 Prozent.

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Deutsche Leben zweistellig

Doch es gibt auch Versicherer im Ranking, die exorbitant hohe Abschlusskostenquoten haben. Auffallend die Deutsche Leben: mit 11,8 Prozent ist der Wert sogar zweistellig. Dabei konnte die Allianz-Tochter ihre Kosten noch senken, denn im Vorjahr stand mit 13,0 Prozent eine noch unvorteilhaftere Zahl in der Bilanz. Die HDI kommt auf satte 8,5 Prozent und erreicht den zweitschlechtesten Wert. Ebenfalls Kosten deutlich über dem Marktschnitt hatte die Dialog mit 7,4 Prozent, Neue Leben mit 6,9 Prozent sowie Nürnberger mit 6,5 Prozent.

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