Die HDI und Targo haben auch Anschreiben an ihre Kunden verschickt, in denen sie eine Kündigung hochverzinster Altverträge empfohlen haben. Dies berichtet das Wirtschaftsmagazin „Euro“ (23. November). Eine Sprecherin des Mutterkonzerns Talanx habe demnach bestätigt, dass beide Versicherer „eine kleine Zahl“ von Kunden angeschrieben habe. Konkrete Zahlen wollte die Sprecherin laut dem Blatt aber nicht nennen. Bisher waren entsprechende Schreiben von der Neue Leben und Gothaer bekannt.

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Vorwurf, Versicherer klären ungenügend über Nachteile einer vorzeitigen Kündigung auf

Angeschrieben wurden laut dem Bericht ausschließlich Kunden, die ihre Verträge vor 2005 abgeschlossen haben. Bis dahin lag der Garantiezins deutlich höher als aktuell: zwischen 2,75 und vier Prozent. Wer heute eine Lebensversicherung neu abschließt, muss sich mit deutlich niedrigeren Garantien begnügen: im kommenden Jahr soll der relevante Höchstrechnungszins auf magere 0,9 Prozent absinken.

Deshalb wurde der Vorwurf laut, die Versicherer wollen mit diesen Anschreiben ihre Altkunden aus den lukrativeren Verträgen drängen (der Versicherungsbote berichtete). Im aktuellen Niedrigzins-Umfeld haben die Versicherer selbst Probleme, ihre alten Versprechen an die Kunden zu erwirtschaften. Zudem müssen die Garantien mit viel Eigenkapital unterfüttert werden.

Weil die Versicherer in diesen Anschreiben nicht oder nur ungenügend über die Nachteile einer vorzeitigen Kündigung aufklären, wurde auch der Verbraucherschutz hellhörig. Die Verbraucherzentrale Hamburg prüft derzeit rechtliche Schritte gegen die Konzerne. Sogar die Bild-Zeitung berichtete und sprach von einer „miesen Masche“ der Anbieter.

Unter anderem werden die Kunden in den Briefen nicht darüber informiert, dass mit einer Kündigung des Vertrages auch der Risikoschutz durch die Lebensversicherung wegfällt. Auch dass eine neu abgeschlossene Lebensversicherung seit 2005 versteuert werden muss, während die Altverträge steuerfrei sind, darüber klären die Versicherer nicht auf.

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Neue Leben schrieb 30.000 Kunden an

Die Neue Leben, ebenfalls eine Talanx-Tochter, hat nach eigenen Angaben bis zu 30.000 Kunden mit Altverträgen angeschrieben und für eine Kündigung der Lebensversicherung geworben (Kommentar zu den Anschreiben). Auch die Gothaer Lebensversicherung ist mit entsprechenden Briefen negativ in die Schlagzeilen geraten, eine genaue Zahl ist hier nicht bekannt. Beide Versicherer haben die Versendung derartiger Schreiben vorerst eingestellt.

Euro

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