Versicherungsbote: Wie haben sich Klimaschäden in den letzten Jahren entwickelt?

Anzeige

Christian Haase: Erst Mitte März ist Sturmtief Eberhard über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Mit Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h haben Böen teils erhebliche Schäden angerichtet. Besonders Bäume, Immobilien und Hausdächer sowie auch ein Mensch fielen dem Orkan zum Opfer. Der versicherte Schaden wird auf bis zu 800 Millionen Euro geschätzt.

Denkt man an die Ereignisse der letzten Jahre, ist gut zu beobachten, dass der globale Klimawandel zu einer Häufung solch extremer Wetterlagen in Deutschland führt. Neben den Überschwemmungen von 2002 und 2013 sind es vor allem die verheerenden Stürme wie Kyrill, Ela und Friederike, die diese Entwicklung prägen.

Welche Auswirkungen hat dies auf die Branche und das Geschäft mit Naturgefahren insgesamt?

Die Versicherungswirtschaft hat grundsätzlich die Aufgabe, ihre Kunden vor solchen Risiken zu schützen bzw. im Schadenfall zu entschädigen. So ist es in den letzten Jahren gelungen, sowohl private Haushalte als auch die Industrie stärker zu sensibilisieren: Die Absicherung gegen Elementarschäden hat deutlich zugenommen.

Solche Wetterextreme führen natürlich zu einem Anstieg der Schadenaufwendungen für die Versicherer. Die dem gegenüberstehenden Prämieneinnahmen wollen daher adäquat und risikogerecht kalkuliert sein. Neben der meist obligatorischen Kumulkontrolle sind daher detailliertere Analysen als in der Vergangenheit üblich. Der Underwriting-Prozess der Versicherer verlagert sich in Teilen. So liegt beispielsweise weniger Fokus auf den Feuergefahren.

Hurrikans, Erdbeben, Dürreperioden: Wetterextreme sind für Versicherungen ein erhebliches Risiko. Welche Bedeutung hat die Absicherung von Klimaschäden für das Geschäft von QBE insgesamt und speziell mit Bezug auf Deutschland?

Grundsätzlich sind wir als QBE daran interessiert, unseren Kunden einen möglichst umfassenden Versicherungsschutz zur Verfügung zu stellen. Bis auf wenige Ausnahmen verfügen daher all unsere Verträge über die zugehörigen Deckungsbausteine. Entsprechend spielt die Absicherung von Klimaschäden in der Risikobeurteilung eine wesentliche Rolle.

Dem finanziellen Risiko tragen wir dabei mittels verschiedener Faktoren Rechnung. Neben einem passenden Rückversicherungsschutz ist es vor allem unser Ansatz, die Kunden sowie deren Geschäftsmodell bestmöglich verstehen zu wollen. Dadurch sind wir in der Lage, nicht nur geeignete Prämien zu berechnen, sondern im Einzelfall auch flexible Lösungen im Sinne der Kunden anzubieten.

Welche Tools nutzen Sie derzeit, um Schäden durch Naturkatastrophen vorherzusagen?

Neben dem Service des GDV sowie der am Markt bekannten Lösungen der Rückversicherer nutzen wir hauptsächlich die Dienstleistungen von RMS (Risk Management Solutions) zur Modellierung. Wir analysieren dabei die Ergebnisse festgelegter Wiederkehrperioden und ermitteln die jährlich durchschnittliche Schadenerwartung. Ferner achten wir darauf, welche Auswirkungen Einzelrisiken in exponierten Gebieten auf unser Gesamtportfolio haben.

Seit vergangenem Jahr kooperiert QBE mit Jupiter: einem Startup, das mit Satellitentechnik Auswirkungen des Klimawandels misst. Warum investiert QBE in Jupiter? Welche strategischen Ziele werden mit der Kooperation verfolgt?

QBE hat mit Jupiter einen Partner gefunden, der uns zukünftig noch besser dabei unterstützen wird, die Auswirkung und Entwicklung des globalen Klimawandels zu verstehen. Ergänzend zu den bisherigen Tools erwarten wir eine neue Art der Detailtiefe mit präziseren Ergebnissen und Prognosen. Diese Expertise werden wir nicht nur in unseren Underwriting-Prozess integrieren, sondern vor allem auch unseren Kunden zur Verfügung stellen.

Das Geschäft der industriellen Sachversicherung wird in der Branche derzeit oft als Problemfall gesehen. Wie beurteilen Sie den aktuellen Markt?

Klar ist, dass die Mehrzahl der Versicherer in den letzten Jahren hohe Verluste in diesem Segment geschrieben haben. Getrieben durch die weltweiten Naturkatastrophenschäden, die vor allem international tätige Unternehmen getroffen haben, waren es auch immer wieder einzelne Großbrände, die zu diesem Umstand beigetragen haben.

Dementsprechend konnten wir im letzten Jahr schon deutliche Prämienerhöhungen beobachten, gerade in den Branchen Chemie, Holz und Fleischverarbeitung. Auch wenn in der Breite grundsätzlich ein intensiver Wettbewerb herrscht, ist davon auszugehen, dass die Prämien in der industriellen Sachversicherung künftig weiter steigen werden.

Wie will QBE sich in diesem Bereich zukunftssicher aufstellen? Wie wird sich die Entwicklung langfristig gestalten?

Um unseren Kunden auch in Zukunft ein verlässlicher Partner zu sein, ist eine sehr individuelle und kundenspezifische Risikoanalyse eine Grundvoraussetzung. Diese beinhaltet unter anderem die Beurteilung der typischen, prozessualen Faktoren, die strategische Ausrichtung des Kunden sowie eine risiko- und marktgerechte Prämienkalkulation.

Zudem wollen wir in den nächsten Jahren weiter wachsen und unseren Marktanteil deutlich ausbauen. Neben der Steigerung des Prämienvolumens der vorhandenen Sparten stehen hier ganz klar die Aufnahme neuer Sparten sowie eine weitere Regionalisierung im Fokus.

Anzeige

(Die Fragen stellte Björn Bergfeld)

Anzeige