Same procedure as every year – zwar erst seit 2015, aber seitdem mit Konsequenz verleiht der verbrauchernahe Bund der Versicherten (BdV) den „Versicherungskäse des Jahres“. Nun wurde der aktuelle „Preisträger“ für 2019 verkündet und verheißt dem ausgezeichneten Versicherer einige Aufmerksamkeit. Die Freude über den Preis freilich dürfte eher gering sein: Der „Versicherungskäse“ nämlich ist ein Schmähpreis für die Versicherungsbranche, vergleichbar mit der „Goldenen Himbeere“ für den schlechtesten Film des Jahres als Gegenpart der begehrten Oscar-Verleihung. Verliehen wird der Negativpreis für Produkte, die aus Sicht der Kuratoren besonders nutzlos sind.

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"Versicherungskäse": Schmähpreis schafft ungewollte Aufmerksamkeit

Nach dem Willen des verbrauchernahen BdV hängt der Gestank des „Versicherungskäse“ nun für 2019 der Liechtenstein Life Assurance AG an. Den Versicherer jedoch trifft die "Auszeichnung" nicht allein – auch das Insurtech Prosperity muss sich ungewollt mit ins Rampenlicht des Preises begeben. Bietet doch die Liechtenstein Life Assurance AG über die Prosperity-Plattform eine „Prosperity - WohlstandsVorsorge“ an und damit eine fondsgebundene Rentenversicherung. Das Produkt wird laut Pressemeldung des BdV per App vertrieben, soll laut Werbeversprechen zudem besonders einfach abzuschließen und besonders flexibel sein.

Das Insurtech wirbt mit einer "Konto-Analyse für die Hosentasche“. Auch lässt man eine Kundin damit werben, das Produkt wäre „total transparent“. Die Kundin wird zitiert mit den Sätzen: „Ist schon toll, wenn man jeden Tag in der App sehen kann, wie sich sein eingezahltes Geld entwickelt.“ Aus Sicht der Schmähpreis-Jury jedoch sind das alles faule Versprechen. Stattdessen drohe Kundinnen und Kunden mit dem Produkt genau das Gegenteil: Intransparenz, Datenstriptease und Kostenwirrwarr. Beim Angebot handelt es sich folglich … um Käse.

Die Kritikpunkte: Datenstriptease, Intransparenz und Kostenwirrwarr

Gerade die Intransparenz der Webseite würde aus Sicht der Verbraucher einen „Datenstriptease“ erzwingen. Denn um überhaupt etwas Näheres zu erfahren, müssten die Interessenten hoch sensible Daten offen legen. Wohl gemerkt: Es betrifft laut BdV nicht einmal notwendige Daten für den Vertragsabschluss, sondern der Datenstriptease ist bereits erforderlich, um an die vorvertraglichen Informationen zu kommen. Dazu müssten Daten wie Steuer-ID und Ausweisnummer angegeben werden – laut Kuratoren eine „datenschutztechnische Katastrophe“.

Aber auch Intransparenz und Kostenwirrwarr gehen bei dem Produkt laut BdV Hand in Hand: Eine von Prosperity aufgestellte Behauptung, es gäbe keine verdeckten Kosten, sei irreführend. Denn anders als auf der Homepage vorgerechnet, würden neben den Verwaltungskosten für die Police auch noch Versicherungskosten für den Todesfallschutz anfallen, zudem die fondsinternen Verwaltungskosten. Solche Kosten, die durchaus happig sein können, seien aber gar nicht bei den gezeigten Kosten eingerechnet. Die Behauptung des Online-Auftritts, das Produkt biete „Altersvorsorge ohne Kostenwirrwar" stimmt also aus Sicht der Kuratoren "vorne und hinten nicht“.

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Auch bei den Vertragsbedingungen scheint einiges faul

Die Kuratoren des „Preises“ entdecken aber auch bei den Vertragsbedingungen einiges Faule. So werde der Todesfallschutz der Police „nur nebulös dargestellt“. Anders, als in der Werbung behauptet, könne eine Kundin oder ein Kunde außerdem nicht jederzeit kostenlos aus dem Vertrag aussteigen. Insgesamt lautet das Fazit zu den Vertragsbedingungen: „Die Liste der Fallstricke und Stolperfallen in der Police ist lang“.

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