Langfristig sollen nach Kleinwächters Modell vor allem solche Eltern ein auskömmliches Rentenniveau erhalten, die eben viele Kinder großziehen. Nach seinen Berechnungen würden im Jahr 2040 Familien mit drei Kindern ein Nettorenten-Niveau von gut 64 Prozent des Durchschnittslohns erhalten, Familien mit zwei Kindern immer noch rund 53 Prozent. Folglich mehr, als sie jetzt bekommen. Bis zum Jahr 2060 müssten diese Rentner kaum Einbußen beim Verhältnis von Lohn und Rente erleiden.

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Kinderlose Arbeitnehmer: zwanzig Prozent Beitragssatz, zehn Prozent Rentenniveau

Anders sieht es jedoch bei jenen Beschäftigten aus, die weniger oder keine Kinder haben. Auch sie sollen nach dem Modell verpflichtend 20 Prozent des Bruttoeinkommens Beitrag in die Rentenkasse einzahlen. Eltern mit einem Kind sollen im Jahr 2050 eine Rente erhalten, die einem Rentenniveau von 38 Prozent entspricht. Bei kinderlosen Arbeitnehmern sind sogar nur zehn Prozent Rente angedacht. Mit anderen Worten: Sie zahlen genau so viel wie die anderen in die Rentenkasse ein. Erhalten aber fast nichts daraus. Kinderlose würden folglich die Rente kinderreicher Familien finanzieren.

Wer nur ein Kind hat oder gar keines, dem droht folglich massive Altersarmut. Kleinwächter argumentiert jedoch gegenüber Welt Online, dass diejenigen ohnehin nur so viel an gesetzlicher Rente bekommen würden, wie man "nach dem bisherigen System in den verschiedenen Szenarien zur künftigen Rentenentwicklung wegen des demografischen Wandels ohnehin bekommen würde." Mit anderen Worten: der AfD-Politiker sieht die Rente ohnehin massiv geschwächt.

Zusätzliche Vorsorgekasse: Alle Arbeitnehmer sind Mitglied - sofern sie nicht widersprechen

Dass zehn Prozent Rentenniveau zum Leben im Alter kaum reichen wird, ist auch Kleinwächter bewusst. Deshalb sollen die Beschäftigten mit keinen oder wenig Kindern die Option erhalten, kapitalgedeckt zusätzlich vorzusorgen. So sollen alle Rentenpflichtigen Teil einer Vorsorgekasse werden, in die Arbeitnehmer und -geber jeweils 2,5 Prozent des Bruttolohnes einzahlen. Allerdings soll es per Opt-out-Verfahren auch möglich sein, diese Vorsorgekasse zu verlassen und sich für eine andere Form der Altersvorsorge zu entscheiden. Die Vorteile einer solchen einheitlichen Vorsorgekasse: Die Verwaltungskosten seien niedrig.

Familien mit vielen Kindern bei der Rente zu bevorteilen, ist kein neuer Gedanke. Der Ökonom und frühere ifo-Chef Hans Werner Sinn hat bereits 2013 mehr Rente für Eltern mit mindestens drei Kindern gefordert. „Wer keine Kinder hat, kann das bei der Kindererziehung eingesparte Geld am Kapitalmarkt anlegen, um sich so die Rente zu sichern, deren Zahlung er den Kindern anderer Leute in voller Höhe nicht mehr zumuten kann“, argumentierte Sinn (der Versicherungsbote berichtete).

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In Ostdeutschland finden in diesem Jahr drei wichtige Landtagswahlen statt: in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In allen drei Bundesländern rechnet sich die AfD Chancen aus, stärkste Partei zu werden. Ob sich die Partei bis dahin auf ein Rentenkonzept einigen konnte, bleibt abzuwarten.

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