Versicherungsbote: Herr Gnan, Sie haben sich als Makler auf gewerbliche Cyberversicherungen spezialisiert. Warum diese Spezialisierung? Seit wann sind Sie im Bereich Cyber aktiv?

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Florian Gnan ist Geschäftsführer der Q Versicherung Service GmbHFlorian Gnan: Q Versicherung wurde als Spezialmakler im Bereich IT-Haftpflicht und Cyberversicherung 2015 gegründet. Wir waren und sind davon überzeugt, dass insbesondere der Markt der Cyberversicherungen in den nächsten Jahren weiter exponentiell wachsen wird. Er wird, absolut berechtigt, ein zentraler Baustein zur Absicherung von Unternehmen werden. Im Prinzip ist er das schon, die Versicherungsbranche ist da etwas hinterher.

Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? Eine Spezialisierung auf den Bereich „Gewerbe und Cyber“ ist ja keine Selbstverständlichkeit.

So ungewöhnlich ist das aus meiner Sicht gar nicht. Das Beraten von Unternehmen war für uns immer ein essentieller Baustein, erst kam die Spezialisierung auf die IT-Branche in Sachen Haft ung, das führte schnell auch zum Thema Cyber. Man lernt, die richtigen Fragen zu stellen und muss das Geschäftsmodell seiner Kunden verstehen.

Wer sind Ihre Kundinnen und Kunden? Sprechen Sie diese aktiv auf das Cyber-Risiko an oder kommen die Interessierten zu Ihnen?

Das Schöne an der Cyberversicherung ist, dass es fast jedes Gewerbe anspricht. Das sollte es dem Makler auch möglich machen, seine Bestandskunden anzusprechen, bevor es gegebenenfalls jemand anderes macht. Das beginnt bei Start-Ups und reicht bis hin zu großen, etablierten Unternehmen. Von der IT-Branche bis zum produzierenden Gewerbe oder auch E-Commerce-Unternehmen. Von Hotels über Krankenhäuser, Ärzte und Rechtsanwälte. Wir merken ganz klar den Trend, dass Cyberversicherungen immer mehr aktiv angefragt werden, zumindest im Vergleich zu 2015, und es wird sich weiter dynamisch entwickeln.

Cyber-Versicherungen sind eine recht junge Versicherungsart. Können Sie einen kurzen Markteinblick geben? Wie hat sich der Markt entwickelt – und im Vergleich zu früher verändert?

Der Markt entwickelt sich dynamisch, es kommen immer mehr Versicherer und auch Produkte dazu. Die Versicherer lernen mehr und mehr, das Risiko zu greifen. Es werden einzelne Nischen besetzt und die Versicherer positionieren sich. Man muss dazu sagen, dass die klassische Cyberversicherung aktuell unterschiedliche Assistance-Leistungen bietet, beispielsweise IT-Forensik, also das Verfolgen und Sichern der Spuren nach einem Cyberangriff, die Krisen-PR, um nach einem Schaden den möglichen Imageverlust abzuwenden etc. Im Prinzip geht es in Zukunft um wesentlich mehr als „nur“ die Zahlung im Schadensfall. Der Markt wird sich hier in unterschiedliche Richtungen entwickeln, von Prävention über Leistung (aus Wording und Assistance) sowie der Regulierung. Ein sehr spannender Prozess.

Man hört in der Branche gelegentlich, der Beratungsaufwand bei den Cyber-Policen sei sehr hoch. Der Bedarf des Unternehmens muss individuell ermittelt werden, die Verträge sind komplex. Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht dennoch für Makler, solche Verträge beratend zu begleiten?

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Am Anfang ist der Aufwand sicher höher als bei den Versicherungen, die schon seit Jahren tagtäglich verkauft werden, das ist ganz normal. Der Aufwand wird sich lohnen, um wettbewerbsfähig im Markt zu bleiben und um die Bestandskunden weiterhin optimal beraten zu können. Wie individuell man den Bedarf von Unternehmen diesbezüglich ermitteln muss, ist schwer allgemein zu sagen. Es geht grundsätzlich darum, das Geschäftsmodell zu verstehen, speziell bei modernen Unternehmen, welche eine starke Abhängigkeit von Ihren IT-Systemen haben. Sicherlich ist der Aufwand bei Neukunden höher als bei Bestandskunden, auch das ist nicht neu.

Makler sollten keine Angst vor technischen Fragen haben

Braucht man aus Ihrer Sicht Fachkenntnisse im Bereich IT und die technische Infrastruktur von Firmen, wenn man Cyberpolicen vermitteln und betreuen will? Woher nehmen Sie diese Expertise?

Es ist sicher nicht schädlich, ein Grundverständnis zu haben. Das betrifft etwa, welche Gefahren lauern, wie Antiviren-Programme arbeiten oder was eine Firewall ist. Am Ende des Tages steht die Aussage, „kein Netzwerk ist sicher“. Hier sei auf eine aktuelle Studie des Branchenverbandes Bitkom hingewiesen, wonach bereits sieben von zehn deutschen Unternehmen in den letzten beiden Jahren Opfer von Cyberattacken wurden, sowohl große wie kleine. Die Frage ist also, wie kann ich die Wahrscheinlichkeit eines Hackerangriffs reduzieren, minimieren und das Restrisiko absichern? Denn eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.

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Makler sollten keine Angst oder Scheu vor den technischen Fragen haben, man bekommt recht schnell ein Gefühl dafür. Unsere Aufgabe ist es nicht, technische Details zu erörtern. Hierfür haben wir qualifizierte Netzwerkpartner, auch auf Seiten der Versicherer sind hier immer mehr Ressourcen verfügbar. Unsere Aufgabe ist es, als Mittler zwischen den Unternehmen und Versicherern zu agieren. Da wir sowohl die Sicht- und Arbeitsweisen der Versicherer kennen, als auch Verständnis für die Lebenswelt und Anforderungen der Kunden haben, können wir hier einen entscheidenden Mehrwert liefern.

Welche Leistungsbausteine halten Sie für Firmen besonders wichtig, wenn sich Firmen gegen Cyber-Risiken versichern wollen?

Ich würde sagen, Cyber-Erpressung, Cyber-Betriebsunterbrechung und Diebstahl von Daten sind wichtig. Hier gibt es auch schon recht viele Fälle. Außerdem ist die „Nicht-Verfügbarkeit von Daten/ Leistungen externer Dienstleister“ ein oftmals unterschätzter Baustein. Die Leistungsdetails der Bausteine und eventuellen Sublimits sind hierbei das Salz in der Suppe. Die Qualität der Netzwerkpartner im Schadenfall ist natürlich auch ein wichtiges Qualitätskriterium.

Gibt es Unterschiede bei der Absicherung großer und kleiner Firmen, etwa mit Blick auf Leistungen und Beratungsbedarf? Finden kleine und mittlere Unternehmen preiswerten Schutz?

Grundsätzlich steigt die Komplexität mit der Unternehmensgröße an, zwei Faktoren können hierbei sein, dass die Unternehmen komplexere Geschäftsmodelle haben und man genau prüfen muss, ob alle Risiken abgesichert sind. Ein weiterer Faktor ist die höhere Anzahl von Mitarbeitern, die das Risiko extrem erhöhen. Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es sehr gute Lösungen ab ca. 400 Euro Nettoprämie im Jahr. Das ist im Verhältnis zu dem, was der Kunde erhält und welches Risiko abgesichert wird, sehr „preiswert“, um das Wort aufzugreifen. Ich denke, vielen Unternehmen – und manchmal auch dem Makler – fehlt es an Schadenbeispielen, um genau zu wissen, welches Risiko besteht.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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