Versicherungsbote: „Smart Insurance“ nennt die Generali Deutschland ihr Versicherungskonzept für „Connected-Insurances“. Auf der Webseite schreiben Sie: „Mit Smart Insurance helfen wir Menschen, besser zu fahren, gesünder zu leben oder ihr Heim sicherer zu machen – und beugen so dem Fall des Falles vor“. Wie funktioniert das? Und was an diesen Versicherungen ist „smart“ - gerade in Abgrenzung zu etablierten Versicherungslösungen?

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Vincenzo Reina: Im Mittelpunkt der Smart-Insurance-Strategie steht die Idee, Kunden dabei zu helfen, Risiken zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern – ein echter Beitrag, um Kundenzufriedenheit zu erhöhen und die Kundenbindung zu stärken. Hierbei setzen wir auf die Chancen der Digitalisierung beziehungsweise noch konkreter auf die des Internet of Things – kurz IoT. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Schon heute registrieren Sensoren beim Autofahren – bei Versicherungen konkret in Form von Telematik-Lösungen – wie viel, wo und wann ein Fahrzeug bewegt wird. Fitnessarmbänder geben Aufschluss über Aktivitätslevel und Vitalwerte ihrer Träger. Und intelligente Smart-Home-Sensoren in den eigenen vier Wänden messen die Luftqualität und können frühzeitig erkennen, ob ein Feuer ausgebrochen ist oder ein Wasserschaden vorliegt.

Via Smartphone und App können die Details, die die Sensoren ermitteln, ganz einfach an Versicherer gegeben werden. Und auf Basis der Daten können Versicherungsunternehmen konkrete Empfehlungen erarbeiten, die für Kunden einen echten Mehrwert darstellt, der über den etablierten Versicherungsschutz hinausgeht. Damit erfinden wir Versicherungen praktisch neu.

In welchen Sparten können Versicherungsnehmer derzeit „Smart Insurance“ bei Ihnen abschließen?

Die Generali bietet ihren Kunden Smart-Insurance-Lösungen in beinahe jedem Bereich an: Generali Vitality zur Unterstützung eines gesünderen Lebens; Generali Mobility in Form unserer Telematik-Tarife für sicheres Fahren und Generali Domocity bzw. Smart Home für ein sicheres Zuhause. Darüber hinaus bieten wir mit ID-Protect des Generali-Rechtschutzversicherer Advocard Schutz vor Identitätsdiebstahl und -missbrauch im Internet.

Wie viele „Smart Insurance“-Policen haben Sie bis jetzt in Deutschland vermitteln können? Erfüllt das Neugeschäft Ihre Erwartungen?

Seit dem Start in 2016 hat die Generali ihre Smart-Insurance-Offensive kontinuierlich ausgebaut: So ist zum Beispiel seit 2017 Generali Vitality, das digitale Gesundheitsprogramm, auch beim Direktversicherer CosmosDirekt und beim Maklerversicherer Dialog erhältlich. Seit Jahresbeginn 2018 wird das Gesundheitsprogram auch über das Vertriebsnetzwerk der Deutschen Vermögensberatung vermarktet. Im Jahr 2017 wurde zudem das Programm Generali Domocity im Smart-Home-Markt ausgebaut: Gemeinsam mit der Devolo AG und Alphabet-Tochter „Nest Labs“ bietet die Generali ihren Kunden intelligenten Schutz für die eigenen vier Wände. Mit Generali Vitality, Generali Domocity, dem Telematik-Tarif Generali Mobility und IDProtect, der Rechtsschutzversicherung der Advocard gegen Identitätsdiebstahl und -missbrauch im Internet, hatte die Generali Ende 2017 rund 150.000 Smart-Insurance-Verträge in ihrem Portfolio.

Wie gewährleisten Sie den Datenschutz? Bei den Tarifen von "Generali Vitality" müssen die Versicherten einen gesunden Lebenswandel nachweisen und erhalten Rabatte in der Risikolebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherung. In der Kfz-Telematik-Versicherung wird das Fahrverhalten erfasst, theoretisch wäre jederzeit der Standort des Fahrers nachvollziehbar. Das sind Daten, die nicht in die Hände Unbefugter gelangen sollten!

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Datenschutz genießt bei uns den höchsten Stellenwert. Der sensible Umgang mit personenbezogenen Daten gehört zu den Kernkompetenzen eines Versicherers, seit mehr als 100 Jahren verwalten wir sicher die Daten unserer Kunden. Um dies auch bei den „Smart-Insurance-Produkten“ zu gewährleisten haben wir klare Richtlinien, die wir erfüllen müssen. Sie können sich das wie bei einem TÜV vorstellen, bei dem geprüft wird, ob die entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden. Umfangreiche Checklisten werden bei unseren Projekten ausgefüllt, diverse IT- und Fachtests durchgeführt und durch verschiedene Gremien, u.a. Revision, IT-Security und Datenschutzbeauftragte, geprüft. Auch unsere Geschäftspartner müssen umfangreiche technische und organisatorische Maßnahmen treffen, sodass der Datenschutz sichergestellt wird und kein Fremder auf Daten zugreifen kann. Als zusätzliches Vertrauenselement lassen wir unsere Produkte -wenn möglich - zertifizieren.

"Wir profitieren vom Know-how unserer Partner"

Versicherungsbote: Befürworter betonen die Chancen von „Pay as you live“-Policen. Galt Versicherung bisher als unsexy, kann der Versicherer nun zum Beispiel als Personal-Trainer den Kunden ansprechen und zum täglichen Begleiter werden: einfach per App. Erfordert das neue Kooperationen, etwa mit Fitness-Anbietern, Ernährungsberatern – und wie setzt dies die Generali um?

Vincenzo Reina: Das ist richtig, mit unseren Smart Insurance Produkten setzen wir auf Kooperationen mit Partnerunternehmen aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Damit profitieren wir vor allem vom Know-How und die richtigen Skills, welche die jeweiligen Partner einbringen. Im Generali Vitality-Programm bieten wir ein attraktives Partnernetzwerk an, um unsere Kunden bei ihrer gesunden Lebensweise zu unterstützen. So können unsere Kunden von Vergünstigungen bei Adidas, Fitness First, Galeria Kaufhof oder Expedia profitieren, um nur einige Partner exemplarisch zu nennen.

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Im Generali Mobility-Programm wird ein Score über das Fahrverhalten des Kunden ermittelt, der durch unser Londoner Partnerunternehmen MyDrive Solutions ermittelt wird. Im Generali Domocity Programm kooperieren wir mit dem Unternehmen Devolo, das mit seinen Smart-Home Sensoren Türen, Fenster und Strom und Wasserleitungen kontrolliert. Insgesamt sind wir davon überzeugt, die richtigen Partner für unsere Smart Insurance Produkte zu haben.

In den USA ist bereits jede siebte Kfz-Versicherung ein Telematik-Tarif, auch „Pay as you live“ ist weit etablierter. Ähnliches gilt für Großbritannien oder gar Südafrika. Weshalb gestaltet sich die Einführung solcher Tarife hierzulande schwieriger?

Datenschutz beziehungsweise ein sensibler Umgang mit Daten hat hierzulande einen besonders großen Stellenwert. Ein Grund hierfür ist sicherlich die Historie, in der es zum Datenmissbrauch kam. Umso wichtiger ist es jetzt, die Sicherheit der persönlichen Daten zu gewährleisten. Wir als Generali sind hier an mehreren Stellen aktiv. Es ist überaus wichtig, mit dem Kunden zu kommunizieren, zu erklären, dass seine Daten sicher sind und ihm mögliche Sorgen bezüglich des Datenschutzes zu nehmen. Dabei kommunizieren wir transparent an den relevanten Kundenkontaktpunkten, welche Daten wir warum verwenden, wo sie gespeichert werden und auch welche Daten wir nicht nutzen. Zudem ist es wichtig, in diesem Zusammenhang dem Kunden die Mehrwerte zu vermitteln. Im Vorfeld der Einführung unserer Smart-Insurance-Produkte waren wir bzw. sind wir auch weiterhin im Austausch mit den Datenschutzbehörden, was ein weiterer Vertrauensbeweis in Richtung unserer Kunden ist.

Wenn Kunden mit ihrer Versicherung per App kommunizieren können, ermöglicht das eine andere Kundenansprache: Er kann jederzeit digital mit dem Versicherer in Kontakt treten. Was bedeutet das für die angeschlossenen Vertriebspartner, etwa Agenturen und Makler?

Wir erhalten viele positive Rückmeldungen aus dem Vertriebsnetzwerk, unter anderem, weil Smart-Insurance neue Wege der Kundenansprache ermöglicht. Unser Ziel ist es, unseren Vertriebspartnern mit wettbewerbsfähigsten Produkten zu versorgen und mit unseren Smart-Insurance-Lösungen haben wir meines Erachtens die richtigen Produkte hierfür. Eine gesundheitsbewusste Lebensführung, die Sicherheit in den eigenen vier Wänden, das eigene Fahrverhalten verbessern, das sind alles emotionale und positive Themen, die zeitgemäß sind und Menschen ansprechen.

Kritiker behaupten, dass Generali-Vitality als „Pay as you live“-Tarif nur für junge und gesunde Kunden attraktiv ist und ältere Versicherte mit hohen Prämien rechnen müssten oder gar aus den Tarifen gedrängt würden. So könnten Kunden künftig gezwungen sein, sensible Daten an die Versicherer zu geben. Wie bewerten Sie diese Kritik?

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Generali Vitality richtet sich an alle, die ihre Gesundheit aktiv fördern möchten. Jeder, der eine Risikolebens- oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, kann Mitglied werden, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand. Alle steigen auf demselben Niveau in das Programm ein und erhalten den gleichen fairen Zugang zu den Leistungen. Generell steigt die Prämie niemals über die Höhe, die Versicherte ohne Generali Vitality zahlen würden, da es ein reines Vorteilsprogramm ist. Auch wenn Kunden krank werden, können sie weiterhin aktiv Punkte sammeln, z.B. durch gesunde Ernährung oder Arztbesuche. Ein Mitglied muss daher auch kein Leistungssportler sein. Es geht darum, eine positive Verhaltensänderung herbeizuführen. Wir möchten niemanden diskriminieren, sondern motivieren.

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