Uwe Laue, Präsident des PKV-Verbandes, hat auf der Jahrestagung des Verbandes in Berlin die Politik aufgefordert, Reformen im Sinne der Privatversicherten anzustoßen. Zum einen solle die Versicherungspflichtgrenze für von derzeit 59.400 Euro auf 50.000 Euro abgesenkt werden, damit die privaten Versicherer bessere Chancen im Wettbewerb mit Krankenkassen hätten. Diese Grenze gibt an, ab welchem Bruttolohn ein Arbeitnehmer in die private Krankenversicherung wechseln darf: wer mehr verdient, kann sich privat versichern. Zum anderen sollten Gesetzesänderungen angestoßen werden, um Versicherte vor großen Beitragssprüngen zu schützen. Das berichtet die Medical Tribune am Mittwoch.

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Nichts dazu im Koalitionsvertrag

Der Cheflobbyist der Privatversicherer habe bedauert, dass der Koalitionsvertrag nur Maßnahmen zur Entlastung von Kassenpatienten vorsehe, heißt es weiter. Bedenklich sei dies auch deshalb, weil sich die privat Krankenversicherten erneut auf Prämienanstiege einstellen müssten, und zwar in der privaten Pflegeversicherung. „Bei den Selbstständigen und Angestellten rechnen wir mit einer Beitragsanpassung von zehn bis 20 Euro im Monat“, wird Laue zitiert. Das entspräche einer Steigerung von 20 bis 30 Prozent.

Hinsichtlich drastischer Beitragssprünge hatte der PKV-Verband wiederholt eine Reform der sogenannten auslösenden Faktoren gefordert. Aktuell dürfen die Privatversicherer die Prämien nur anheben, wenn zwei dieser Faktoren vorliegen: Wenn die Leistungsausgaben um zehn Prozent höher sind als ursprünglich kalkuliert und wenn sich die Lebenserwartung der Versicherten derart erhöht, dass die Anbieter auch höhere Gesundheitskosten haben. Aktuell kann das dazu führen, dass der Versicherer die Prämien jahrelang nicht anheben darf - sie dann aber umso extremer steigen.

Zins als auslösender Faktor

Zusätzlich solle nun auch der Rechnungszins als auslösender Faktor eingerechnet werden. Denn auch dieser hat Auswirkungen auf die Prämienhöhe. Stark vereinfacht müssen die Versicherer mehr Geld für die Alterungsrückstellungen zurücklegen, weil sie weniger Zinsen auf die eingesammelten Beiträge erwirtschaften. Weitere auslösende Faktoren könnten bewirken, dass die Prämien in den Tarifen gleichmäßiger steigen, argumentiert die Versicherungwirtschaft. Die plötzlichen hohen Prämiensprünge würden am Image der Privatversicherer nagen.

Die Kassenlage der privaten Krankenversicherer sei trotz der erwarteten Prämienanstiege aber gut, versicherte Laue laut Medical Tribune. Die Alterungsrückstellungen seien zum Jahresende 2017 auf einen Rekordwert von 250 Milliarden Euro gestiegen: ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 12,3 Milliarden Euro. Damit könnten sämtliche Ausgaben für die neun Millionen Pflege- und Krankenversicherten für neun Jahre getragen werden.

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Ein weiterer Reformvorschlag des PKV-Verbandes: Privatversicherten solle die Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse erleichtert werden, damit sie eine größere Wahlfreiheit hätten.

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