Der Immobilienunternehmer Anno August Jagdfeld ist ein schillernder Unternehmer mit ehrgeizigen Projekten: Das Hotel Adlon in Berlin ließ er wieder aufbauen, auch das Grand Hotel in Heiligendamm: dort, wo beim G8-Gipfel 2007 Angela Merkel auf Wladimir Putin, George W. Bush und weitere damalige Staatschefs traf. Doch mehrere Fonds des Unternehmers legten eine gewaltige Pleite hin. Denn Jagdfeld baute seine Projekte mit geliehenem Geld von Anlegern, denen er teils hohe Renditen versprach - und die sich nicht immer erwirtschaften ließen.

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Nun gibt es neue Hoffnung für den Immobilienmogul. Über 92 Prozent der 4.400 Anleger, die ihr Geld in einen geschlossenen Adlon-Fonds von Jagdfeld gesteckt hatten, unterstützen eine Schadensersatz-Klage gegen die Signal Iduna. Der Dortmunder Versicherungskonzern hatte selbst Millionen Euro in den Fonds investiert und war Mitgesellschafter. Nun soll die Signal den Anlegern mindestens 720.000 Euro zahlen.

Viel schmutzige Wäsche - und Rufmord?

Konkret geht es um einen Fonds, der auf den sperrigen Namen „Hotel-Adlon Fundus Fonds Nr. 31 KG“ hört. Er war aufgesetzt worden, um das strahlmächtige Hotel Adlon am Pariser Platz in Berlin zu erweitern. Ein Projekt der Superlative: das Luxushotel verfügte bereits über 303 Zimmer und 80 Suiten, als der Fonds eröffnet wurde. Nun sollten weitere 70 Suiten hinzukommen, Geschäftslokale, eine Wellness-Spa-Anlage.

Ein Projekt, das auch die Signal Iduna überzeugte. 5 Millionen Euro steckte der Versicherer 2007 in den Immobilienfonds von Jagdfeld. Doch die gewünschten Erfolge blieben aus: auch, weil die Finanzkrise wenig später die weltweite Wirtschaft an den Rand des Abgrunds brachte. Ein besonderes Geschmäckle bekommt die Geschichte dadurch, dass Jagdfeld als Chef des Fonds auf Pachtzinsen verzichtete - stellvertretend im Namen seiner Anleger, so berichtet das Handelsblatt. Davon profitierte eine familieneigene Firma Jagdfelds.

Als der Hotel-Fonds in den Jahren 2008 und 2009 keinerlei Geld ausschütten konnte, eskalierte der Konflikt zwischen dem Medienmogul und dem Versicherer. Die Signal Iduna sah sich getäuscht und schloss sich einer „Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger“ an, um Jagdfeld als Fondsmanager abzusetzen. Es war der - inzwischen verstorbene - Berliner Anwalt dieser Schutzgemeinschaft, Thomas Fritsch, der durch drastische Aussagen zu Jagdfeld auffiel. Fritsch bezichtigte den Unternehmer öffentlich der Untreue und drohte, „Jagdfeld und seine Entourage entsorgen“ zu wollen, berichtet das Handelsblatt. Später musste er einige Aussagen wieder zurücknehmen.

Jagdfeld verlor vor Gericht - aus „formalen Gründen“

Aussagen wie diese führten dazu, dass Jagdfeld die Signal Iduna im Jahr 2014 vor Gericht zerrte: zunächst erfolglos. 536 Millionen Schadenersatz wollte der Unternehmer vom Versicherer haben, aufgrund einer „mehrjährigen Rufmordkampagne“. Diese habe einen "massiven Vermögensschäden und eine für das Unternehmen existenzbedrohenden Vertrauenskrise unter Anlegern und Banken" verursacht.

Doch vor dem Landgericht Dortmund verlor Jagdfeld den Prozess. Aus „rein formalen Gründen“ sei die Klage abgewiesen wurden, weil es keinen regelrechten Beschluss der Adlon-Anleger für diese Klage gegeben habe, so berichtet die Jagdfeld Gruppe am Montag in einer Pressemeldung. Dies habe man nun nachgeholt, womit die Chancen vor dem Berufungsgericht auf eine erfolgreiche Klage gestiegen seien. Die Adlon-Anwälte haben Berufung vor dem Oberlandesgericht Hamm eingelegt.

Die Signal Iduna bezeichnete die Vorwürfe gegen sie von vornherein als „völlig abwegig“. Man habe sich nie öffentlich zu Jagdfeld geäußert, positionierte sich der Versicherer mehrfach.

Vorwurf des Prozessbetrugs

Der Fall ist unübersichtlich und der Ton zwischen beiden Parteien rau. Im Februar 2018 beantragten die Anwälte von Jagdfeld, den Gerichtsstreit auszusetzen - und warfen dem Versicherer versuchten Prozessbetrug vor. Hierbei ging es um Unterlagen der Signal Iduna zum Beitritt der Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger. Diese hätte sich stark von den Beitrittserklärungen anderer Mitglieder zugunsten der Versicherung unterschieden, so dass die Dortmunder eine weit stärkere Rolle beim aggressiven Auftreten der Jagdfeld-Gegner gehabt habe, argumentieren die Anwälte. Dem Gericht gegenüber habe der Versicherer dies verschwiegen.

Mit dem Beschluss der Adlon-Anleger geht der kuriose Rechtsstreit nun in die nächste Runde. Kritiker von Jagdfeld verweisen darauf, dass Jagdfeld einem unübersichtlichen Unternehmenskonglomerat vorsteht und schon mehrfach mit Projekten Schiffbruch erlitt. Das Grand Hotel in Heiligendamm ging pleite. In Berlin baute Jagdfeld ein großes Bürohaus, die "Pyramide" in Marzahn, die ebenfalls keine Erfolgsgeschichte für die Anleger und Investoren war. Für 145 Millionen Euro erbaut, musste das Haus für 16 Millionen Euro verkauft werden.

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Stets profitiert auch Jagdfelds Familie von den Geschäften des Immobilienmoguls, so berichtet das Handelsblatt: seine Frau Anna Maria Jagdfeld, die als Innenarchitektin tätig ist. Seine Kinder und seine Schwägerin. Gemeinsam stehen sie mehr als 100 Firmen vor. Die Fondsmutter Fundus gibt es hingegen nicht mehr: Sie wurde durch die familieneigene "DI-Gruppe" ersetzt.

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