Seit einem Jahr steht der neue Firmenchef Joachim Wenning an der Spitze des weltgrößten Rückversicherers Munich Re. Am Mittwoch hatte er die schwierige Aufgabe, bei der Hauptversammlung des Versicherers in der Kongresshalle München Geschäftszahlen für ein durchwachsenes Jahr 2017 zu präsentieren. Zahlen, für die man dem Versicherer jedoch kaum einen Vorwurf machen kann: Wie auch andere Rückversicherer wurde die Munich Re durch Naturkatastrophen enorm belastet.

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Seit einem Jahr ist Joachim Wenning Chef der Munich Re Gruppe. Foto: munichre.comZur Erinnerung: 2017 stürmte erst Hurrikan Harvey über den amerikanischen Kontinent hinweg, wenig später folgten Irma und Maria. Die Stürme verursachten nicht nur menschliches Leid, sondern auch sorgenvolle Blicke in den Vorstandsetagen der Rückversicherer. Auf 135 Milliarden US-Dollar wird der versicherte Schaden allein für diese Katastrophen geschätzt, umgerechnet knapp 111 Milliarden Euro. Das ist so viel wie nie zuvor innerhalb eines Jahres.

Das ließ auch den Ertrag der Munich Re purzeln. Die Gewinne brachen um 85 Prozent auf knapp 400 Millionen Euro ein, nachdem man mit sehr guten Zahlen in das erste Halbjahres-Quartal gestartet war. Dennoch zeigt sich Wenning zufrieden. „Aus bilanzieller Sicht, aus finanzieller Sicht, haben wir die hohen Schäden des vergangenen Jahres sehr gut verkraften können. Unsere Kapitalsierung ist nach wie vor viel mehr als nur solide. Gemessen an den Risiken aus unserem Geschäft verfügen wir über das 2,4-fache der von den Aufsichtsbehörden geforderten Kapitalausstattung“, zitiert ihn der Bayerische Rundfunk.

Munich Re schüttet 1,3 Milliarden Euro an Aktionäre aus

Trotz des schwierigen Geschäftsjahres setzt die Ergo bei den Aktionären nicht den Rotstift an. Die Hauptversammlung beschloss eine unveränderte Dividende von 8,60 Euro pro Aktie. Und Joachim Wenning bekräftigte das im Vergleich zum Vorjahr angehobene Gewinnziel für 2018 von 2,1 bis 2,5 Milliarden Euro. Mittelfristig will der Konzern sogar noch mehr wachsen: 2,8 Milliarden Euro werden für das Jahr 2020 angepeilt.

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Wenning sagte vor den Aktionären: "Munich Re ist wieder auf Wachstumskurs. Erstmals seit fünf Jahren haben wir unser Gewinnziel im Vergleich zum Vorjahr wieder anheben können. Diesen positiven Ergebnistrend werden wir fortsetzen. Bis zum Jahr 2020 wollen wir unser Ergebnis auf rund 2,8 Milliarden Euro steigern."

Aktionärsvertreter fordern erneut Verkauf der Ergo

Debatten gab es erneut um ein mutmaßliches Sorgenkind des Rückversicherers: die Konzerntochter Ergo. Eine Milliarde Euro hat die Munich Re den Düsseldorfern in die Hand gegeben, um auf digitale Technik umzurüsten und den Konzern umzubauen. Das zeigt erste Erfolge. Mussten die Düsseldorfer im Jahr 2016 noch ein Minus von 40 Millionen Euro verkraften, so konnte man 2017 netto einen Gewinn von 273 Millionen Euro erwirtschaften. Die Ergo performte besser, als alle erwartet hatten.

Ausgerechnet dieser Erfolg lässt nun wieder Stimmen laut werden, sich von der Konzerntochter zu trennen. Die Ergo könne durch einen Verkauf noch einen höheren Ergebnisbeitrag bringen als im Konzern, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz laut dem Branchendienst „Versicherungsmonitor“. Die aktuellen Gewinne seien eine gute Gelegenheit, den Versicherer zu verkaufen.

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Munich-Re-Chef Wenning bekennt sich zur Ergo

Bergdolts Vorstoß kann man derart deuten, dass sie den aktuellen Erfolgen der Ergo nicht traut - und damit rechnet, dass die Düsseldorfer langfristig doch wieder Ärger machen. Bereits bei der Jahreskonferenz im Vorjahr hatte die Aktionärsvertreterin auf einen Verkauf gedrängt. „Wir basteln seit 18 Jahren an der Ergo rum. Ich verliere langsam, aber sicher die Geduld mit der Ergo“, hatte sie im April 2017 zu Protokoll gegeben (der Versicherungsbote berichtete).

Doch Wenning hat andere Pläne mit der Ergo. Sie soll einen gewichtigen Anteil leisten, dass die Munich Re wachsen kann und ab 2021 jährlich 600 Millionen Euro zum Konzerngewinn beisteuern, verspricht der Vorstandschef. "Ergo ist sehr kraftvoll aus den Startblöcken gekommen, hat die ersten Hürden gut genommen, ist gut in Fahrt, aber der Parcour geht noch eine lange Strecke und auf den Nebenbahnen laufen auch ganz gute Konkurrenten“, zitiert der Bayerische Rundfunk Wenning.

Aktienrückkaufprogramm - und Stellenabbau

Die Munich Re plant, bis zur Hauptversammlung 2019 erneut eigene Aktien im Wert von bis zu 1 Milliarde Euro zurückzukaufen. Dieses neue Rückkaufprogramm schließt an das zur Hauptversammlung 2018 beendete Programm an, in dessen Rahmen bereits Aktien im Wert von rund 1 Milliarde Euro zurückgekauft wurden.

Weniger gute Nachrichten hat Konzernchef Wenning für den Innendienst der Munich Re. Dort sollen 900 Stellen wegfallen, vor allem bei der Konzernzentrale in München. So sollen 200 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.

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"Wir werden in der Rückversicherung und bei Konzernfunktionen Strukturen und Abläufe vereinfachen, teilweise sogar streichen. Im Ergebnis werden wir ein wachsendes Geschäft mit weniger Aufwand betreiben. Wir rechnen mit Einsparungen von über 200 Millionen Euro pro Jahr vor Steuern. Durch natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und attraktive, faire Abfindungsangebote werden wir weltweit ca. 900 Stellen reduzieren, davon ca. 480 in München“, sagte Wenning laut Pressetext der Munich Re.

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