Wie stark profitieren Auszubildende in deutschen Unternehmen von der betrieblichen Altersvorsorge - und was sind die größten Hemmnisse hierfür? Das wollte die Unternehmensberatung Aon Hewitt herausfinden und hat eine Umfrage unter mehr als 60 Firmen gestartet, die insgesamt mehr als 900.000 Mitarbeiter zählen.

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Untersucht wurden hierbei vor allem börsennotierte Unternehmen und große Familienunternehmen, so berichten die Studienmacher. Deshalb gilt es einschränkend anzumerken, dass die Studie nicht als repräsentativ für die deutsche Wirtschaft gelten kann: Wurden doch gerade kleinere Unternehmen ausgespart, in denen die Verbreitung der bAV weniger ausgeprägt ist.

Arbeitgeber, die ihren Azubis eine betriebliche Altersvorsorge anbieten. Quelle: Aon Insights

85 Prozent der Unternehmen bieten Azubis Entgeltumwandlung an

Ein Ergebnis der Studie: Fast alle befragten Unternehmen (rund 85 Prozent) bieten auch Azubis die Entgeltumwandlung als Weg der Altersvorsorge an. Das mag zunächst nach viel klingen - hierbei gilt es aber zu bedenken, dass rein theoretisch jeder Azubi ein Anrecht hätte, von der betrieblichen Altersvorsorge Gebrauch zu machen.

Wichtigster Grund, weshalb die Firmen entsprechende Modelle ihren Azubis nicht anbieten: Die betriebliche Altersvorsorge werde ohnehin nicht nachgefragt, das Interesse daran gering. Ein zu geringes Einkommen sowie dass die Befristung der Ausbildungsverträge werden als weitere Hemmschuhe genannt (siehe Graphik).

Gründe, warum Unternehmen Azubis keine mitarbeiterfinanzierte Betriebsrente anbieten (absteigend nach Häufigkeit Nennungen). Quelle: Aon Insights

Bei der Entgeltumwandlung zahlt der Arbeitnehmer einen Teil seines Bruttogehaltes, maximal 260 Euro im Monat, in einen Altersvorsorge-Vertrag, in der Regel eine Direktversicherung. Der Beitrag wird vom Gehalt abgezogen, bevor er versteuert wird und die Sozialversicherungsabgaben berechnet werden.

Zurückhaltung bei arbeitgeberfinanzierten Modellen

Weit weniger Azubis profitieren jedoch davon, wenn der Arbeitgeber die Betriebsrente mitfinanziert. Hier liegt die Quote deutlich niedriger: Weniger als 60 Prozent der Firmen, in denen arbeitgeberfinanzierte Versorgungswerke existieren, beziehen auch Azubis ein.

Besonders fällt der Unterschied zwischen externen und internen Durchführungswegen auf. Wird eine Betriebsrente extern über eine Direktversicherung, Pensionskasse oder einen Pensionsfonds in Aussicht gestellt, profitieren Azubis bei 74 Prozent der Betriebe davon, die arbeitgeberfinanzierte Modelle anbieten. Bei internen Modellen (Direktzusage oder Unterstützungskasse) hingegen nur 31 Prozent.

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Hoher Verwaltungsaufwand, kleine Anwartschaften

Gründe, warum Azubis bei arbeitgeberfinanzierten Betriebsrenten ein- bzw. ausgeschlossen werden (absteigend nach Häufigkeit Nennungen). Quelle: Aon Insights

Als häufigste Ursache, weshalb Azubis nicht in die von Arbeitgebern finanzierte Betriebsrente einbezogen werden, nennen die Firmen administrative Hürden: einem hohen Verwaltungsaufwand stünde entgegen, dass die Azubis nur Kleinstanwartschaften ansparen.

Es zeigt sich aber auch, dass der Status der Azubis einer besseren Förderung im Weg steht. Diese werden befristeten Mitarbeitern gleichgesetzt oder es herrscht die Meinung vor, sie müssten sich eine Altersvorsorge erst durch Loyalität verdienen. Dass Azubis eher kein Interesse an der bAV zeigen, ist vierhäufigste Ursache.

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Dennoch kommen die Studienmacher zu dem Schluss, dass bei den untersuchten Firmen auch Azubis schon recht umfangreich von der bAV profitieren. „Wir waren selbst überrascht, wie viele Unternehmen bereits heute ihren Auszubildenden Angebote zur betrieblichen Altersversorgung machen. Die Förderung für Geringverdiener nach dem Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) wird sich hier sicher weiter positiv auswirken. Abzuwarten bleibt auch, welchen Einfluss künftige Opting-Out-Modelle haben werden,“ ergänzt Angelika Brandl, die die Untersuchung bei Aon Hewitt geleitet hat. Die Studie kann auf der Webseite von Aon heruntergeladen werden.

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