Zunehmend drängen Anbieter auf den Markt, die situationsbezogene Kurzzeit-Versicherungen anbieten. Diese sogenannten situativen Versicherungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie für ein besonderes Ereignis abgeschlossen werden können, und zwar schnell und per App. Aber auch nur für dieses Ereignis Schutz bieten: danach verlieren sie ihre Gültigkeit.

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Nun hat sich auch die Zeitschrift „Finanztest“ für ihre Januar-Ausgabe mehrere solcher Angebote angeschaut. Und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis. „Wer Unfallschutz möchte“, so Michael Nischke von der Stiftung Warentest, „braucht eine Police mit besserer Absicherung“. Demnach seien die vereinbarten Versicherungssummen niedrig, die Leistungsausschlüsse streng.

“Smombie-Versicherung“: Schutz nur, wenn man aufs Smartphone starrt

Ein Beispiel für eine solche situative Versicherung ist die „Smombie-Versicherung“ der Barmenia. Diese kostet 35 Euro im Jahr, was auf den ersten Blick wenig scheint. Sie bietet aber auch nur einen Schutz für bestimmte Situationen: nämlich dann, wenn die Person tatsächlich einen Unfall erleidet, weil sie auf ihr Smartphone schaut, etwa bei der Jagd von Pokemon bei „Pokemon Go“ zum Invaliden wird. In anderen Situationen greift der Unfallschutz nicht.

Dabei zeigt die „Smombie-Versicherung“ auch das Potential solcher Policen: Zielgruppe sind junge Menschen, die sich bisher vielleicht wenig mit Versicherungsschutz beschäftigt haben. Der Begriff „Smombie“ wurde 2015 zum Jugendwort des Jahres gewählt. „Smombie ist eine Wortkreation aus Smartphone und Zombies. Der Begriff umschreibt Personen, die derart vertieft auf ihr Smartphone starren, dass sie von der Umwelt nichts mehr mitbekommen. Und dann passieren die Unfälle“, heißt es im Pressetext der Barmenia.

Situative Versicherungen mit relativ niedriger Versicherungssumme

Andere Policen sichern tatsächlich nur bestimmte Situationen ab. Als Beispiel nennt „Finanztest“ eine Versicherung speziell für den Karneval, wie sie etwa die Bayerische gemeinsam mit dem auf Kurzzeitversicherungen spezialisierten Anbieter SituatiVe GmbH entwickelt hat. Der Versicherungsschutz dieser Unfallversicherung gilt 24 Stunden und kostet 5,99 Euro am Tag.

Doch die Versicherungssumme ist mit 50.000 Euro bei Invalidität nicht gerade üppig. Damit lassen sich die Folgen einer Invalidität kaum auffangen, kann doch bereits der behindertengerechte Umbau des Hauses einen fünfstelligen Betrag verschlingen. Experten empfehlen stattdessen eine Grundsumme von minimal 100.000 Euro sowie die Vereinbarung einer sogenannten Progression. Dann steigen die Versicherungsleistungen ab einem bestimmten Invaliditätsgrad überproportional.

Ein weiterer Grund, weshalb die situativen Versicherungen auch bei „Finanztest“ durchfallen, sind die strengen Leistungsausschlüsse. Als Beispiel nennt die Zeitschrift eine sogenannte Busreiseversicherung: Policen, die eine Mischung aus Unfallversicherung und Reisegepäckversicherung darstellen. Diese zahlt zwar auch, wenn das Smartphone bei der Busreise geklaut wurde: aber nur dann, wenn der Bus bewacht war, während sich die Reisegruppe davon entfernte. Und auch hier beträgt die Invaliditätssumme nur 50.000 Euro.

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Grundsätzlich gilt: Ein eingeschränkter Schutz ist besser als gar keiner. Und so bieten sich die Kurzzeitpolicen dann an, wenn man vergaß, sich überhaupt abzusichern und hier kurzzeitig nachbessern will. Ansonsten sollte man aber eine "richtige" Unfallversicherung bevorzugen, sind die Kurzzeitpolicen doch auch sehr teuer. Kostet der Vertrag für die Karnevalsversicherung zum Beispiel 5,99 Euro, dann ergibt das auf das Jahr hochgerechnet schon einen vierstelligen Betrag: deutlich zu viel für eine Unfall-Police.

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