Die Deutschen unterschätzen noch immer das Risiko, aufgrund einer psychischen Erkrankung berufsunfähig zu werden. Bei einer repräsentativen Umfrage des Analysehauses YouGov vermuteten nur 24 Prozent aller Befragten, dass die Psyche wichtigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit sei. Hingegen schätzten 28 Prozent aller Befragten körperliche Gebrechen als Hauptursache ein und nannten „Erkrankungen des Bewegungsapparates“ an erster Stelle. Die Umfrage wurde von der Gothaer Versicherung in Auftrag gegeben.

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Fast jeder Dritte gibt Beruf wegen psychischer Erkrankung auf

Die Fakten: Mittlerweile ist die Psyche häufigste Ursache für das Aus im Beruf. Das zeigen Zahlen des Analysehauses Morgen & Morgen aus Hofheim im Taunus, das seit mehreren Jahren die wichtigsten Gründe für erstmalige BU-Renten ermittelt. In die Auswertung für 2016 flossen die Daten von 70 privaten BU-Versicherern ein.

31,32 Prozent aller neuen Berufsunfähigkeits-Rentner erhielten demnach erstmals eine Leistung ihres Versicherers, weil sie die Psyche aus der Bahn warf. Keine andere Ursache tritt annähernd so häufig auf: An zweiter Stelle der wichtigsten BU-Ursachen folgen Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates mit circa 21 Prozent aller Neurenten. Krebs und andere bösartige Geschwülste platzieren sich auf Rang drei mit 15,93 Prozent aller BU-Fälle.

Jüngere Menschen besonders gefährdet

Die Auswertung von Morgen & Morgen zeigt auch, dass jüngere Menschen besonders oft aufgrund psychischer Krankheiten ihren Job aufgeben müssen. In der Gruppe der Unter-40-jährigen waren Nervenkrankheiten für 35,26 Prozent aller neuen Leistungsfälle verantwortlich, in der Altersgruppe von 41 bis 50 Jahren für 31,25 Prozent aller erstmals ausgezahlten BU-Renten und in der Altersgruppe der Senioren über 50 nur noch für 27,06 Prozent.

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In den letzten Jahren ist das Risiko, aufgrund der Psyche den Beruf aufgeben zu müssen, deutlich angestiegen. Noch 2010 erhielten laut Morgen & Morgen 23,5 Prozent aller Neurentner eine BU-Rente aufgrund von Nervenleiden zugesprochen. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind auch die Leistungsauszahlungen der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Versicherte erhielten 2016 gut 3,6 Milliarden Euro als Renten- oder Kapitalzahlungen: Das sind fast 160 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

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