Die Versicherer wollen in den nächsten Jahren ihr Geld in weniger riskante Anlagen stecken. Dies geht aus einer Umfrage des Vermögensverwalters Black Rock hervor, über die das Handelsblatt (Mittwoch) vorab berichtet. Für die Studie wurden weltweit 315 Topmanager von Versicherern befragt: Während bei der letzten Erhebung 2016 noch jeder zweite Versicherer ein höheres Risiko-Level eingehen wollte, sind es nun nur noch circa zehn Prozent. Wiederum 90 Prozent sagen, dass sie ihr Risiko senken oder stabil halten wollen.

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Damit zeichnet sich eine Trendumkehr in der Branche ab. „Die Versicherer haben in den letzten Jahren immer mehr Bereitschaft gezeigt, zugunsten des Anlageerfolgs höhere Risiken zu gehen. Das ist nunmehr vorbei“, sagt Patrick Liedtke dem Handelsblatt. Der Analyst ist bei Blackrock für das europäische Versicherungsgeschäft verantwortlich. Ein Grund sei, dass die Angst vor exogenen Gefahren wachse.

Angst vor geopolitischen Gefahren

Welche Gefahren das sind, danach haben die Studienmacher auch gefragt. Geopolitische Risiken sehen die Versicherer weltweit als größte Gefahr an – also zum Beispiel Terror, Bürgerkriege oder die Destabilisierung ganzer Regionen. In Deutschland stimmen hier 64 Prozent zu. Ebenfalls bei deutschen Versicherern gefürchtet sind regulatorische Risiken (60 Prozent Zustimmung) sowie ein schwächeres Wirtschaftswachstum (56 Prozent).

Allerdings würde die Trendumkehr nicht bedeuten, dass die Versicherer nun aus Risiko-Anlagen flüchten: Das Risikobudget bleibe in etwa gleich. Es werde aber verstärkt in andere Asset-Klassen umgeschichtet. Die Versicherer würden in jene Risikos gehen, wo sie auch entlohnt werden, erklärt Liedtke: das seien häufig „Private Equity, Infrastruktur Equity und Real Estate Equity“.

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Vereinfacht ausgedrückt investieren die Versicherer verstärkt in Firmenanteile von Unternehmen, die bereits auf dem Markt etabliert sind, sowie in Infrastruktur und Immobilien. Das tun sie trotz anhaltendem Niedrigzins mit einer gewaltigen Marktmacht. Laut der Beratungsgesellschaft PwC sollen die weltweiten Versicherer bis 2020 rund 35 Billionen Dollar verwalten. Würde man einzelne Hundert-Dollar-Noten auf Iso-Baumarktpaletten ungefähr hüfthoch stapeln, ergäbe das 320.000 Paletten, die mit jeweils 100 Millionen Dollar bepackt sind. Diese würden eine Fläche von knapp 60 Fußballfeldern in Anspruch nehmen, wenn man sie einzeln nebeneinander stellt.

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