Ein besseres Verkaufsargument für ein Produkt gibt es gar nicht. "Schauen sie, Herr Kunde, auch meine eigene Altersversorgung liegt im Produkt Perspektive". Mit diesen Worten können künftig 2.200 Vertreter der Allianz ihren Kunden gegenüber begründen, warum auch sie eine Allianz-Rente mit Namen Perspektive kaufen sollen. 5.500 Agenturen, allesamt vor 2012 ins Unternehmen eingetreten und an Lebensjahren jünger als 58, bekamen von der Allianz das Angebot, ihre Pensionszusagen gegen "Perspektive" zu tauschen. Gemeint ist die Rentenversicherung gleichen Namens. Der Gegenwert der Pensionen der Vermittler wechselt dadurch den Platz in der Allianz-Bilanz. Von den Pensions-Rückstellungen des Konzerns beziehungsweise der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG in das Sicherungsvermögen der Allianz Leben.

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Vermittler verlieren bis zu 2,75 Prozent Garantiezins und gewinnen... ?

Finanzvorstand Burkhard Keese spricht laut einem Bericht der "Börsenzeitung" zu dem Pensions-Deal von einer "konsensualen Lösung" und einem "innovativen Pensionskonzept". Verstanden? Leichter zu verstehen ist: "Die Langfristigkeit der Pensionszusage kostet unter Solvency II sehr viel Kapital." Noch leichter zu verstehen ist: Die Allianz muss Eigenkapital sparen. Bislang hätten, so schreibt die "Börsenzeitung" es, alle Vertreter, die vor 2012 zur Allianz kamen, "einen leistungsorientierten Pensionsplan" erhalten, so wird Keese zitiert. Es sei also "nicht wie in neueren Plänen nur der Beitragserhalt garantiert, sondern eine bestimmte Leistung bis zum Ableben vereinbart". Nun, das entfällt nun. Um es einmal in den Kategorien der Betriebsrente auszudrücken: Aus der Leistungsszusage ("bestimme Leistung bis zum Ableben", also Rentenzusage) wurde eine reine Beitragszusage. Rentenhöhen nicht bekannt. Noch nicht.

Reine Beitragszusagen sind bei Betriebsrenten bislang nicht möglich (es sei denn, die Nahlesrente kommt bald), deswegen wohl der Wechsel auf die Rente "Perspektive". Durch den Tausch der Betriebsrenten-Zusage in eine Rentenpolice reduzieren die 2.200 Allianz-Vertriebswerker, die das Angebot ihres Patrons angenommen haben, ihre ehemalige Betriebsrente auf das Niveau ihrer dienstjüngeren Kollegen (Kolleginnen sind je leider selten). Denn das Produkt, in welches die Anwartschaften der Allianz-Betriebsrentenzusage übertragen werden, heißt Allianz "Perspektive". Dieses Produkt ist eine Klassikrente, lediglich mit Beitrags-Garantie versehen. Die Höhe der jeweiligen Rente steht erst fest, wenn der Agent in den Ruhestand tritt. Zwar hat die Allianz nach eigenen Angaben bereits im Jahr 2004 beitragsorientierte Zusagen eingeführt (Maßstab für die Rente ist das Kapital und der Rentenfaktor), doch ist daran zu erinnern, dass 2004, auch für die Agenten der Allianz, ein Rechnungszins von 2,75 Prozent galt. Bei der "Perspektive": null. Allianz-Mann Keese: "Das Konzept führt zu einem Derisking des Unternehmens." Klar.

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