Fokussieren würden sich die Gesellschaften dabei laut Studie auf die Bestände mit traditionellen Kapital- und Rentenversicherungen (47 Prozent), fondsgebundene Lösungen (40 Prozent) sowie Produkte mit staatlicher Förderung (25 Prozent). “Dieser Trend zeigt deutlich, wie Solvency II, die Zinszusatzreserve und zu geringe Neugeschäftsvolumina die Unternehmen unter Druck setzen”, sagt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson in Deutschland. Run-off-Geschäft bedeutet das Stilllegen von Geschäftsfeldern: Die Unternehmen verkaufen in diesen Sparten und Tarifen keine neuen Verträge mehr, sondern lassen nur noch bestehende Verträge auslaufen.

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Viele rechnen bereits für ihr Unternehmen mit einer wachsenden Bedeutung von Run-Off-Lösungen – dies gilt nicht mehr nur für ganze Gesellschaften, sondern insbesondere auch für einzelne Produktlinien, die unprofitabel sind und/oder beispielsweise ineffizient in der Verwaltung. Im Blick haben die Teilnehmer vor allem Bestände mit traditionellen Kapital- und Rentenversicherungen (47 Prozent), Produkte mit staatlicher Förderung (25 Prozent) sowie fondsgebundene Lösungen (40 Prozent).Willis Towers Watson

Abwicklung wegen Kapitalposition und Profitabilität

87 Prozent der befragten Versicherungsvorstände zählen -der Studie zufolge- die hohen Kapitalanforderungen zu den wichtigsten Treibern für das Schließen einzelner Produktlinien. Weitere Gründe sind die hohen Garantien (80 Prozent), zu geringe Produktprofitabilität (74) sowie zu kleine Portfolios (61). „Eine Verbesserung von Kapitalposition und Profitabilität sind die Gründe dafür, dass eine Abwicklung von Teilbeständen immer häufiger in Betracht gezogen wird. Allerdings befürchten einige der Teilnehmer regulatorische und bilanzielle Hürden bei der Übertragung von Teilbeständen,“ ergänzt Klüttgens.

In der Wahl der richtigen Partner zur Abwicklung herrscht Uneinigkeit

Diejenigen Gesellschaften, die Geschäfte abwickeln, können aus einer breiten Palette von Partnern wählen. Andere Erstversicherer sowie Rückversicherer, Private Equity-Investoren oder Finanzdienstleister stehen zur Verfügung. So könnten sich 13 Prozent vorstellen, einen Run-Off-Bestand an einen deutschen Erstversicherer zu verkaufen, jeweils 12 Prozent an eine Run-Off-Plattform oder als Auslagerung an einen Dritten und 10 Prozent an einen Rückversicherer.

13 Prozent können sich vorstellen, einen Run-Off-Bestand an einen deutschen Erstversicherer zu verkaufen, jeweils 12 Prozent an eine Run-Off-Plattform oder als Auslagerung an einen Dritten und 10 Prozent an einen Rückversicherer.Willis Towers WatsonHäufigste Gegenargumente

Für die Unternehmen kann ein Aussteig auch negative Effekte haben. Als Gefahr bei einer Einstellung einer Produktlinie sehen 73 Prozent der Vorstände oft, dass ein wichtiges Vertriebsargument damit wegfällt. In diesem Zusammenhang glaubt die Mehrheit der Gesellschaften auch, dass die Entscheidung für eine Abwicklung häufig zu spät getroffen wird.

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Dennoch seien Versicherer heute gezwungen, über diese Art der Portfolio-Optimierung nachzudenken, ergänzt Ulrich Wiesenewsky, Leiter der Studie bei Willis Towers Watson. “Es gibt in Deutschland und auf dem europäischen Markt zahlreiche Partner, die Bestände effizienter führen oder abwickeln können. Beim Versicherer selber setzt dies Kapital und Kapazitäten frei, die er auch im Sinne seiner Kunden besser einsetzen kann.”

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