Lebensversicherung Auszahlung

Kapitalbildende Lebensversicherungen haben meist Laufzeiten ab 25 Jahren aufwärts. Wer in jungen Jahren eine solche Police abgeschlossen hat und zu den rund 30 Prozent der Policeninhaber gehört, die den Vertrag durchgehalten haben, der steht vor der Frage, was mit dem fälligen Auszahlungsbetrag geschehen soll. Denn vor 25 Jahren spielten Rentenversicherungen noch keine große Rolle. Der Zinsmarkt ist unattraktiv, Aktien haben den Ruf der Unsicherheit, der Graue Kapitalmarkt ist mit Totalverlustrisiko behaftet. Was also tun?

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Lebenserwartung richtig einschätzen

Wer heute 55 ist, der hat noch eine hohe Lebenserwartung, denn die wahrscheinliche Lebenserwartung steigt von Jahr zu Jahr. Dies wird bei gerade beim Thema Geldanlage oft vergessen. Einen einfachen Rechner dazu hat das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) zur Verfügung gestellt.

Laut dieses Rechners haben Frauen, die 1960 geboren sind (also 55 Jahre alt) und gesund leben, eine durchschnittlich weitere Lebenserwartung von rund 30 Jahren, mit 60 rund 25 Jahre, mit 65 rund 20 Jahre und mit 70 von rund 17 Jahren (je nach Einstellung des Rechners). Damit liegt die durchschnittliche Lebenserwartung im Bereich von 85 bis 90 Jahren. Geht man von der oberen Grenze aus, so ergibt sich mit dem 60. Lebensjahr eine weitere Lebensdauer von ca. 30 Jahren. Zur Verdeutlichung: Das ist der gleiche Zeitraum wie für die Laufzeit einer durchschnittlichen Lebensversicherung noch einmal – eine lange Zeit.

Wir leben länger und jeder anders

Es ist also falsch, im Alter von 60 Jahren ausschließlich über kurzfristige Geldanlagen nachzudenken. Andererseits sind die Situationen verschieden. Wurde bisher überhaupt gespart? Sind Auszahlungen fällig? Ist Immobilienbesitz vorhanden? Fest steht daher, dass auch „Best Ager“ sich unbedingt persönlich beraten lassen sollten. Versicherungsvermittler, Versicherungsmakler, Finanzanlagenvermittler sowie Versicherungs- und Honoraranlageberater sollten ihrerseits die Kundengruppe der über 55jährigen nicht aus den Augen verlieren, denn der Beratungsbedarf ist riesig.

Der Beispielfall

Aus den o.g. Überlegungen heraus kann nur ein grober Beispielfall ausgewählt werden, der persönliche Beratung keinesfalls ersetzen kann. Einige Eckpunkte können jedoch durchaus hilfreich sein. Angenommen wird

  • ein Paar, beide im Alter von 63 Jahren,
  • Wohnort neue Bundesländer,
  • die Kinder sind aus dem Haus,
  • kein Immobilienbesitz,
  • 2 Zimmer Mietwohnung, Miete (warm, inkl. Strom/Gas/Wasser) 960 Euro mtl.,
  • gesetzliche Rente (nach Abzug für vorzeitige Altersrente) für beide Personen insgesamt 2.150 Euro,
  • keine Betriebsrente,
  • keine offenen Kredite,
  • Auszahlung aus zwei Lebensversicherungen oder Geldanlagen in Höhe von insgesamt 60.000 Euro,
  • letzte Auszahlung Vermögenswirksame Leistung (VL) für beide Partner in Höhe von insgesamt ca. 7.500 Euro,
  • Erbschaft in Höhe von 35.000 Euro.

Der monatlich verfügbare Betrag nach Mietabzug beträgt 1.190 Euro. Der verfügbare Kapitalbetrag liegt bei insgesamt 102.500 Euro.

Die wichtigen Dokumente zuerst

Wenn wirklich noch nicht geschehen (und das sollte eigentlich weit vorher der Fall sein) sind folgende Dinge zu klären:

  • Vorsorgevollmacht/Betreuungsverfügung
  • Patientenverfügung
  • Testament

Die Vorsorge gleich mit

Was, wenn einer der Partner zum Pflegefall wird? Was passiert im Todesfall? Wie möchte ich bestattet werden? Diese Fragen sind zu klären, eigentlich auch hier schon in jüngeren Jahren, spätestens aber jetzt. Auch die sonstigen Versicherungsunterlagen und Geldanlagen sollten überprüft werden. Ein paar Beispiele:

Insgesamt gilt zu allen vorgenannten Absicherungen, dass Neuabschlüsse, Umstellungen, Änderungen oder Kündigungen keinesfalls ohne vorherige Beratung erfolgen sollte.

Die Restrechnung

Zieht man für beide Partner die Einmalbeiträge für die Bestattungsvorsorgeverträge ab, so verbleiben ein Kapitalbetrag von ca. 91.000 Euro und die monatliche verfügbare Rente (nach Miet- und Nebenkosten) von ca. 1.190 Euro.

Die eiserne Reserve

Das Beispiel-Paar sollte auch eine Barreserve für unvorhergesehene Ausgaben vorhalten. Im Rentenalter könnte als Faustregel die 3fache Monatsrente gelten. Im Beispielfall wären das 3 x 2.150 Euro = aufgerundet 7.000 Euro, die z.B. auf ein Termingeldkonto (Tagesgeld, Monatsgeld) oder in einen defensiven Geldmarktfonds gehören. Nach Abzug der eisernen Reserve verbleibt ein Anlagebetrag von 84.000 Euro.

Die Geldanlage

Wie zuvor schon beschrieben wird die eigene Lebenserwartung in Bezug auf Geldanlagen oft völlig unterschätzt. Auch hier sollte also eher langfristig geplant werden. Weitere Überlegungen sollten darin bestehen, ob das Geld während der Restlebensdauer aufgebraucht werden kann, ob es vollständig vererbt werden soll oder ob Restbeträge vererbt werden sollen. Ebenfalls entscheidend ist, ob die Möglichkeit bestehen soll die Gelder verfügbar zu halten. Wer klug rechnet, der schaut auch darauf, das die Kaufkraft nach Inflation erhalten bleibt.

Die Anlagemöglichkeiten

Verschiedene Anlagemöglichkeiten stehen zur Verfügung, wovon einige hier genannt werden sollen:

  • Termingeld
  • offene Investmentfonds
  • Vermögensverwaltung
  • sofort beginnende Rentenversicherung

Eine Einschätzung der verschiedenen Anlagemöglichkeiten soll hier nicht erfolgen, da die Bedürfnisse zu verschieden sind und demensprechend Beratung notwendig ist. Einige Hinweise jedoch:

  • Termingeld fängt derzeit den Kaufkraftverlust nicht auf.
  • Offene Investmentfonds gibt es nicht nur als Aktienfonds, sondern z.B. auch als Mischfonds oder Geldmarktfonds oder auch als Vermögensverwaltung.
  • Sofort beginnende Rentenversicherungen sollten stets eine hohe Rentengarantiezeit enthalten, damit auch über den ggf. frühzeitigen Todesfall der versicherten Person hinaus möglichst lange Zahlungen geleistet werden.

Geldanlage im Alter - der Beispielfall

Der Beispielfall geht davon aus, dass die zur Anlage zur Verfügung stehenden 84.000 Euro in einem speziellen Vermögensverwaltungskonzept mit verschiedenen, breit gestreuten Investmentfonds angelegt werden. Die Auswahl ist groß, die Anlagestrategien sind verschieden. Für größere Vermögen gibt es viele Anbieter. Auch Banken bieten betuchten Kunden gern Vermögensverwaltung an. Bei kleineren Vermögen - spätestens unterhalb von 100.000 Euro - wird Vermögensverwaltung eher schwierig, unmöglich ist sie hingegen nicht. Dennoch gibt es, ganz egal ob es sich um kleinere oder größere Vermögen handelt, teils sogar Airbag-Strategien innerhalb von Vermögensverwaltungen. Das hier zugrunde liegende Konzept ist auf Wertsicherung und nicht auf Rendite ausgelegt, andere Startegien sind möglich.Das Beispiel-Paar hat eine Vermögensverwaltung gefunden, die auch unterhalb von 100.000 Euro zur Verfügung steht.

Geldanlage ohne Rente und ohne Verbrauch des Kapitalstocks

Erfolgt die Vermögensverwaltung durch Investition in ein solides Fundament wären im Zeitraum Januar 2001 bis Januar 2015 aus 10.000 € rund 21.200 € geworden. Das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 5,5% p.a. bei einer Schwankung (Volatilität) von 2,9%.

Quelle: http://www.spardeingeld24.de/

Geldanlage mit Rente und Verbrauch des Kapitalstocks bis zum 95. Lebensjahr

Das vorgenannte Beispiel soll nun als Grundlage für die Annahme gelten, dass sich das Paar aus der Rendite und dem Kapitalstock eine Rente zahlen möchte. Dabei wird der Kapitalstock innerhalb von 32 Jahren aufgezehrt. Angenommen wird wieder die durchschnittliche Rendite von 5,5% p.a., was eine mögliche Rente von 457 Euro monatlich ergibt. Als Rechnungsgrundlage diente ein Entnahmeplanrechner.

Geldanlage mit Rente und ohne Verbrauch des Kapitalstocks

Nimmt man dieses Beispiel nochmals zur Hand und das Paar will sich eine lebenslange Rente ohne Kapitalverzehr zahlen, dann ergeben sich andere Werte. Angenommen wird wieder die durchschnittliche Rendite von 5,5% p.a., was eine mögliche Rente von 374 Euro monatlich ergibt. Klarer Vortreil: Der Kapitalstock wird dabei nicht aufgezehrt und steht daher für Notfälle oder als Erbschaft weiterhin zur Verfügung. Als Rechnungsgrundlage diente hier ebenfalls der schon oben erwähnte Entnahmeplanrechner.

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Die sofort beginnende Rentenversicherung dazu im Vergleich

Werden die 84.000 Euro bei einem finanzstarken Versicherer in eine klassische Sofortrente investiert, sagt der Versicherer derzeit eine lebenslange Garantierente von rund 255 Euro monatlich zu. Inklusive nicht garantierter Überschüsse liegt die Rente bei rund 330 Euro monatlich. Um mit dem Garantiewert sein eingezahltes Geld zurück zu erhalten, muss der Versicherte rund 91 Jahre alt werden (oder der Begünstigte). Rechnet man die nicht garantierten Überschüsse mit ein, dann muss das 85. Lebensjahr vom Versicherten/Begünstigten erreicht werden. Der Vorteil der sofort beginnenden Rentenversicherung besteht in der garantierten Rente von 255 Euro - zumindest solange es dem Versicherer wirtschaftlich gut geht und er seine Zusage erfüllen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Rechnen Sie in Sachen Geldanlagen auch als Best Ager nicht kurzfristig.
  • Sorgen Sie für das Vorhandensein der wichtigen Dokumente.
  • Lassen Sie bestehende Verträge prüfen.
  • Börsen auf Talfahrt (wie aktuell) sind nicht Ausstiegs- sondern ideale Einstiegszeiten.
  • Eine 100prozentige Sicherheit gibt es nicht, auch nicht bei Banken und Versicherungen.
  • Jede Geldanlage hat sowohl Vor- als auch Nachteile - die Angebotsvielfalt ist groß, lassen Sie sich beraten.

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