Über 700.000 Euro beträgt die Forderung gegen den Vater von Tim K. Der Vater von Tim K. soll die Kosten für die Heilbehandlung von Schülern, Eltern und Lehrern ersetzen. Das entschied das Landgericht Stuttgart am Freitag, wobei die Höhe des Schadenersatzes erst im Laufe des weiteren Verfahrens festgelegt werden soll. Die Unfallkasse Baden-Württemberg macht hierbei eine Forderung in Höhe von über 700.000 Euro geltend.

Vater von Tim K. ist grundsätzlich zu Schadenersatz verpflichtet

Der Vater von Tim K. war Sportschütze und besaß zum damaligen Zeitpunkt wohl 15 Sportwaffen. Bei seiner Entscheidung, dass der Vater zu Schadenersatz dem Grunde nach verpflichtet ist, spielte für das Landgericht Stuttgart der vorausgegangene Strafprozess gegen den Vater eine wesentliche Rolle. In diesem Strafprozess war der Vater des Täters Tim K. bereits zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er die von seinem Sohn letztlich benutzte Tatwaffe unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt hatte. Das Urteil beruhte im Wesentlichen auf den groben Verstoß gegen waffenrechtliche Aufbewahrungspflichten. Dieser Umstand habe den Amoklauf seines Sohnes überhaupt erst ermöglicht, so urteilte damals die Zivilkammer.

Auch die Mutter von Tim K. sollte zahlen

Währenddessen der Vater zahlen muss scheiterte jedoch der Schadenersatzanspruch gegen die Mutter vor der dem Landgericht, da der sichere Nachweis nicht erbracht werden konnte, dass sie vor dem Amoklauf ihres Sohnes Tim K. den unsicheren Aufbewahrungsort der Waffe kannte.

Viel Leid, viel Geld

Schon im Jahr 2013 berichtete die Stuttgarter Zeitung von verschiedensten Geldforderungen beider Lager. Einerseits klagte die Stadt Winnenden auf rund neun Millionen Euro Schadenersatz beim Vater und auch Angehörige der Opfer und die Verletzten klagten auf Schmerzensgeld. Hinzu kam schon damals die Forderung der Unfallkasse Baden-Württemberg wegen psychologischer Nachsorge für Schüler, Eltern und Lehrer.

Der Vater vom Tim K. klagte seinerseits jedoch ebenfalls. Der damals 54-Jährige wollte das Klinikum in Weinsberg mit fast 9 Millionen Euro in die Pflicht nehmen. Im Klinikum Weinsberg war Tim K. vor seinem Amoklauf wegen psychischer Probleme behandelt worden. Dieses Geld wollte der Vater jedoch ausdrücklich nicht für sich, sondern für die Hinterbliebenen der Ermordeten.

Gütliche Einigung vor Gericht war zuvor gescheitert

Zuletzt hatte das Gericht den Eltern eine Zahlung von 130.000 Euro in Raten an die Unfallkasse Baden-Württemberg vorgeschlagen. Die Eltern lehnten dies jedoch ab und boten der Unfallkasse ihrerseits nur 70.000 Euro an.

Kompromiss mit der Allianz Versicherung

In dem bereits seit November 2014 laufenden Verfahren hatte die Stadt Winnenden auch den Haftpflichtversicherer der Eltern, die Allianz Versicherung, verklagt. Man einigte sich hier dann auf den Kompromiss, dass die Allianz 400.000 Euro zahlt. Ursprünglich hatte die Stadt mehr als fünf Millionen Euro gefordert.