Die Ansprache in der zurzeit vielfach im Internet und bei „Bild“ geschalteten Werbung ist deutlich: „Null Zinsen – nicht mir mir!“, heisst es dort. Garniert wird die Anzeige mit dem lächelnden „Kult-Millionär“ Robert Geiss, der die RTL II-Zuschauer ansonsten freizügig an seinem mit Luxusproblemen beladenen Luxusleben teilhaben lässt. „Rooobääärt“, wie Ehefrau Carmen ihren Mann gerne herbei ruft oder gar bezeichnet, wirbt für einen Fonds und für einen Geld-Newsletter. Letzteren gibt es für 99 Euro pro Jahr, den Bildleser doch möglichst abonnieren sollen.

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"Geiss-Fonds" ist „Ziemlich teuer“

Rechtlich sind Geiss oder die Werber wohl auf der sicheren Seite. Wer auf den auf „Reich mit Geiss“ klickt, sieht zunächst nur Werbeaussagen. Formal wird noch kein Fonds vermittelt. Erst beim Weiterklicken. Der Fonds selbst hat es in sich. „Finanztest“ schreibt dazu aktuell, „der Fonds ist vor allem eins: Ziemlich teuer.“ In der Sache geht es um einen Dividenden-Fonds von Hauck & Aufhäuser, der ausschüttungsstarke Gesellschaften im Portfolio konzentriert. Anlageberater ist laut Prospekt die AMF Capital AG.

In Deutschland nicht zulässig

Die laufenden Kosten betragen 2,15 Prozent pro Jahr und liegen „im oberen Bereich. Dazu kommt eine zweifelhafte Erfolgs­gebühr“, schreibt „Finanztest“, weil zehn Prozent aller Erträge oberhalb von fünf Prozent an die Fondsgesellschaft abfließen. „Die Gebühr würde selbst dann erhoben, wenn der Fonds im Vorjahr hohe Verluste hatte“ (Finanztest). In Deutsch­land sind solche Erfolgsgebühren nicht mehr erlaubt, aber der Patriarch-Fonds liegt in Luxemburg.

Schlechter als Top-Vergleichsfonds

In seinem ersten Jahr seines Bestehens ist der Fonds zwar mit 19 Prozent im Plus, allerdings schafften die besten Fonds der Konkurrenz rund zehn 10 Prozentpunkte mehr. Für den Versicherungsboten hat der Versicherungsmakler Michael Zieren aus Eltville den Geiss-Fonds einmal genauer unter die Lupe genommen. Zieren hält die „Story mit vier mal Auszahlung pro Jahre für Marketing hin“. Derzeit hat der Fonds ein Volumen von 13,5 Millionen Euro.

Bestand des Fonds noch nicht sicher

Nach Luxemburger Recht, so Makler Zieren, erhält ein Investmentfonds nach Gründung nur eine zeitlich befristete Erlaubnis und steht unter Beobachtung: „Wenn nicht mindestens 50 Millionen in einem bestimmten Zeitraum eingesammelt werden, dann wird die Zulassung wieder entzogen“. Zur Anlagephilosophie des Fonds: Er kann grundsätzlich in alles investieren. Laut Onvista werden 2,00 Verwaltungsgebühr fällig.

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Die Kostenangabe gemäß TER (Total Expense Ratio) wird nicht angezeigt, berichtet Michael Zieren: „Obwohl der Fonds volksnah beworben wird, ist er nicht sparplan-fähig. Ratierliche Entnahmen sind derzeit auch nicht möglich. Nur Einmalanlagen. Schade, dies widerspricht genau den Anlageempfehlungen vom Herrn Geiss, nämlich mit monatlich 100 Euro zu sparen“. Michael Zierens Fazit: „Ich würde das Produkt weder meinen Kunden empfehlen noch für mich in die engere Auswahl stecken.“

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