Mobile Technologien haben sich im privaten und geschäftlichen Alltag etabliert und noch immer gibt es zahlreiche Innovationen und Neuerungen in diesem Bereich. Unter der fachlichen Leitung von Dr. André Köhler, Geschäftsführer der Softwareforen Leipzig, diskutierten über 100 Experten der Versicherungswirtschaft bei der zweitägigen Veranstaltung die aktuellen Herausforderungen, die der Einsatz und die Entwicklung mobiler IT-Anwendungen mit sich bringen. Zentrale Diskussionspunkte waren dabei vor allem mobile IT in Geschäftsprozessen sowie Versicherungs-Apps für den Vertrieb.

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Auswirkungen mobiler IT auf das Kerngeschäft der Versicherer

Für Versicherungsunternehmen stellt sich die Frage, welche Auswirkung die mobile Entwicklung auf ihr Kerngeschäft hat und wie man die neuen technologischen Möglichkeiten in der Beziehung zu Kunden, Mitarbeitern und Partnern einsetzen kann.

„Versicherungsunternehmen sehen sich heute mit einer im Umbruch befindlichen Geschäftswelt konfrontiert“, so André Köhler. „Die Nutzung von mobilen Geräten und Anwendungen schreitet unaufhaltsam voran und sowohl die Anforderungen an funktionelle Strukturen als auch die Erwartungen der (Vertriebs-)Mitarbeiter und Kunden an diese steigen. Die Herausforderung für die IT liegt darin, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, gleichzeitig aber die Kontrolle über Informationen, Daten und Geschäftsprozesse zu behalten.“

Ergo Direkt – Versicherungsantrag via App

Praktische Erfahrung von mobiler IT im Versicherungsvertrieb stellten Matthias Franke und Lothar Kohl von ERGO Direkt vor. So hat ERGO eine Möglichkeit gefunden, wie ein Versicherungsantrag per Touchscreen eines mobilen Endgerätes digital unterschrieben werden kann. ERGO Direkt will ihren Kunden somit den Online-Abschluss einer Versicherung erleichtern: So müssen keine Dokumente mehr per Post versandt werden müssen. Als größte Herausforderung stellten sich bei der Umsetzung die rechtlichen Bedingungen heraus.

Barmenia unterstützt Verkaufsgespräch mit mobiler IT

Markus Schüller von der Barmenia Krankenversicherung stellte in seinem Vortrag eine mobile App für den Vertrieb, den „Lebenschecker“, vor. Anhand einer intuitiven Menüführung unterstützt die Anwendung Vermittler im Verkaufsgespräch und bietet haptische Komponenten zur Einbindung der Kunden.

Das Projekt ist schon 2011 gestartet und nach wie vor ist die App bei der Vermittlerschaft der Barmenia sehr beliebt. Womit man bei der Programmierung jedoch nicht rechnete, ist die fortschreitende Entwicklung mobiler Anwendungen im täglichen Leben. Der „Lebenschecker“ wird daher aktuell überarbeitet und bekommt vor allem ein neues, intuitiveres Design sowie eine Menüführung, die sich an aus dem Alltag bekannte Applikationen, wie z.B. Facebook, anlehnt.

Mobile IT und die Nähe zum Kunden

Ob die Entwicklung mobiler Anwendungen eine Kernkompetenz von Versicherern sein sollte oder ob spezialisierte Dienstleister dafür beauftragt werden müssen war eine Kernfrage der Konferenz. Und inwieweit beeinträchtigen diese Prozesse die Nähe zum Kunden?

In einem virtuellen „Streitgespräch“ diskutierten Prof. Dr. Volker Gruhn (Universität Duisburg-Essen) und Mirko Novakovic (codecentric) dieses Problem ausführlich: „Die Welt wird mobil. Gerade in digitalen Unternehmen wie Versicherungen und Banken“, argumentierte Gruhn. „Ein wichtiger Treiber für die Digitalisierung ist die mobile Unterstützung von Geschäftsprozessen, an denen Partner und Kunden teilnehmen. Wer also den Kundenzugang nicht verlieren will, muss die Mobilitätsbedürfnisse des Kunden verstehen und Lösungen dafür schaffen können. Das an Dienstleister outzusourcen, bedeutet den Abschied vom Kunden aus der Generation der Digital Natives.“

Doch auch die Gegenseite hatte starke Argumente: „Traditionell hat sich die IT darauf konzentriert, Kernsysteme stabil und zuverlässig bereitzustellen“, betonte Novakovic. „Für neue Anwendungen und Geschäftsmodelle in der digitalen Welt ist dieser Ansatz aber zu langsam und ungeeignet. Mobile Anwendungen fallen jedoch in den Bereich der innovativen Anwendungen. Versicherungen sind meiner Meinung nach heute nicht für agile, schnelle Ansätze aufgestellt und Mitarbeiter und Kultur sind schon vom Produkt her nicht besonders innovativ. Um mit der vom Endkunden geforderten Innovation mithalten zu können, müssen sich Versicherungen deshalb aktuell externer Quellen bedienen.“

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Einigkeit bestand daran, dass Spezialwissen über mobile Entwicklung nicht alle Versicherungshäuser vorhalten können, jedoch sei es wichtig, bestimmte Kenntnisse inhouse zu haben, damit die mobilen Komponenten im Anwendungsportfolio nicht komplett losgelöst von den Bestandssystemen sind. Digitalisierung ist das übergreifende Thema, das alles bewegt, so das Fazit der zweitägigen Konferenz. Mobilität und mobile IT könnten nicht isoliert betrachtet werden und würden nur als Teil einer übergeordneten Digitalisierungsstrategie funktionieren.

Versicherungsforen Leipzig

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