Versicherungsbote: Seit wann beschäftigt sich die ias mit dem Thema Sturmflutrisiken und wie kam es zu dieser Abgrenzung?

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Thomas M. Schrader: Anfänglich haben wir im Komplettpaket Sturmflut erweitert, um das bundesweit übliche Elementarschadenrisiko zuzüglich der herkömmlichen Gebäudeversicherung angeboten. Aus Letzterer haben wir uns jedoch aus Wettbewerbsgründen gänzlich zurückgezogen, um uns vornehmlich auf das Sturmflutrisiko zu fokussieren.
Unsere Entwicklung der Sturmflutversicherung für Gebäude im Privat- sowie Gewerbebereich, begann bereits im Jahr 2000. Damals haben wir die ersten Studien und Recherchen, mit Experten, Instituten und Universitäten angestoßen, um einen umfassenden Überblick zu erhalten, wie die Deckung eines solchen Risikos überhaupt aufgestellt sein muss.
Maßgeblich hierfür war und ist die strikte Einhaltung der eigentlichen Sturmflut-Definition des BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie), einer vom Meer aus ins Landesinnere sowie Flussläufe drückenden Flut.

Versicherungsbote: Wieviele Kunden haben solch einen Schutz?

Thomas M. Schrader: Die Zahl liegt im einstelligen Tausenderbereich, aufgrund der geographischen Lage sowie der vorgenannten Definitionen ist die Zielgruppe auch überschaubar. Eine exakte Selektion ist notwendig, denn wenn es zu einem Jahrhundertschaden kommen sollte, wird es aufgrund des relativ kleinen Portfolios einen unverhältnismäßig langen Zeitraum in Anspruch nehmen (> 100 Jahre), um die erlittenen Verluste wieder wett zu machen.

Versicherungsbote: Wie hoch sind die abgesicherten Risiken?

Thomas M. Schrader: Wir haben Objekte mit Versicherungssummen, die teilweise bis im zweistelligen Millionenbereich liegen. Neben der Gebäude-Deckung der Privat- und Gewerbeimmobilie an sich können wir neuerdings - unseres Wissens nach - als alleiniger Anbieter auf dem deutschen Markt ebenso die Inhaltsdeckung – bemessen an der bestehenden Hausratversicherung (Gewerbe Inhalt) – von bis zu 75 Prozent des Neuwerts zeichnen.



Versicherungsbote: Wie hoch sind die Prämien?

Thomas M. Schrader: Das hängt prinzipiell von der geographischen Lage der jeweiligen Objekte ab. Die Prämien bewegen sich bis zu maximal einem Prozent der Versicherungssumme. Anders als andere Marktteilnehmer in diesem Segment richten wir die Berechnung nicht an den bestehendem ZÜRS-Zonen -da diese sich mehr an Flusslandschaften als an Meeresgestaden orientieren– aus, sondern haben ein eigenes Zonierungssystem entwickelt.

Versicherungsbote: Werden Risiko-Zonen in der Sturmflutversicherung ausgeschlossen?

Thomas M. Schrader: Wir nehmen generell auch die exponiertesten Risiken an der Küste und auf den Inseln an. Selbst bekannte Gestade wie auf den Sandbänken bei Sankt Peter-Ording wären kein Ablehnungsgrund. Den einzigen Ausschluss, den wir in Erwägung gezogen haben, waren die Halligen. Hierzu gab es allerdings auch noch keine Anfrage.

Versicherungsbote: Wie sehen Sie die Entwicklung der Absicherung von Hochwasserschäden?

Thomas M. Schrader: Teilweise muss man schon sagen, dass die Versicherungswirtschaft gerade im Bereich der Elementarschäden noch tapfer Stand hält und die Versicherungsnehmer nicht im sprichwörtlichen Regen stehen lässt. Die Prämien sind noch immer als sehr moderat zu bezeichnen. Wenn man vom Begriff der Gefahrengemeinschaft ausgeht, sind die Prämien bei erhöhtem Risiko nicht so umgelegt, wie sie es sein müssten.

Versicherungsbote: Was halten Sie von einer Hochwasser-Pflichtversicherung?

Thomas M. Schrader: Der Staat wäre nicht gut beraten, eine Pflichtversicherung für diese Risiken zu implementieren. Es wäre ggf. eher zu überlegen, eine eigene Versicherung aufzulegen und eine Art Rettungsfonds zu installieren – was ja teilweise bereits gemacht wird.

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Herr Schrader, vielen Dank für das Gespräch.


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