„Die Entwicklungen des Invaliditätsmarktes in der Schweiz und insbesondere deren Risikofaktoren lassen sich in vielen Punkten auf den deutschen Markt übertragen“, erklärt Dr. Klaus Mattar, Hauptbevollmächtigter der RGA International Reinsurance Company Limited Niederlassung für Deutschland. „Das Risiko einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit ist eines der existentiellen Lebensrisiken der modernen Industriegesellschaft. Für die Lebensversicherungsbranche hat es sich in den letzten Jahren zu einem enormen Wachstumsfeld entwickelt.“

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Die Treiber des Invaliditätsrisikos

Leistungsdruck:
Als bedeutendsten Risikofaktor sehen die in der Studie befragten Experten mit über 95 Prozent den ansteigenden Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt und den daraus resultierenden Leistungsdruck an. Etwa gleich massiv werden psychische Erkrankungen, die aus Stress und Burn-out resultieren, beurteilt. Schon heute besteht ein signifikanter Anstieg der krankheitsbedingten Versicherungsfälle, die auf eine psychische Ursache zurückzuführen sind: Waren es in der Schweiz 1996 noch 34 Prozent aller Fälle, lag ihr Anteil 2012 bereits bei 49 Prozent. Für Deutschland zeigt die Statistik der deutschen Rentenversicherung ein noch prägnanteres Bild: Waren es 1995 noch rund 18 Prozent der Neurentenzugänge, die auf psychische Störungen zurückzuführen waren, betrug deren Anteil 2012 bereits 42 Prozent.

Demografischer Wandel: Alterung und Anhebung des Rentenalters
Betrachtet man die Invaliditätshäufigkeit in Abhängigkeit vom Alter, so verdoppelt sich das Invaliditätsrisiko alle zehn Lebensjahre. Kern des demografischen Wandels ist die Alterung der Gesellschaft und ihrer Erwerbstätigen – und in der Folge die Anhebung des Rentenalters in vielen Ländern. Allein die grundsätzlich notwendige Anhebung des Rentenalters, isoliert betrachtet, wird nach Auffassung der Experten zu einem Anstieg der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsfälle um mehr als 10 Prozent in den nächsten 10 Jahren führen, wobei in Deutschland die Auswirkungen der jüngst eingeleiteten Rentenreform abzuwarten bleiben.

Prävention und Reha als mindernde Faktoren

Wiedereingliederungsmaßnahmen:
Die Reintegration ins Arbeitsleben ist ein weiterer Faktor mit Einfluss: Der Erfolg von Wiedereingliederungsmaßnahmen ins Berufsleben hängt vor allem von einer frühzeitigen und umfassenden Prüfung sowie dem Zeitpunkt der Maßnahmen ab. 90 Prozent der Befragten sehen hier eine wesentliche Möglichkeit zur Minderung eines dauerhaften Invaliditätsrisikos. Als isoliert betrachteten Faktor würde er sich nach Einschätzung der Befragten mit 8 Prozent über die nächsten 10 Jahre rentenmindernd auswirken. In Deutschland hat man seit Mai 2004 mit der Einführung des betrieblichen Eingliederungsmanagement in § 84 Abs. 2 SGB IX eine gute Grundlage dafür geschaffen, das umzusetzen. Die Rentenneuzugänge zeigen jedoch auf, dass es noch nicht optimal gelingt, so die Forscher.

Präventionsmaßnahmen:
Unternehmen sollten darüber hinaus stressfreie Arbeitsbedingungen schaffen, damit die signifikant ansteigende Anzahl von Invalidität bedingt durch psychische Probleme wieder sinkt. Dazu gehören beispielsweise aktives Gesundheitsmanagement oder flexible Arbeitszeitgestaltung, aber auch die Kooperation mit Vorsorgeeinrichtungen, Versicherern und der Politik. 90 Prozent der Befragten sehen in einer stärkeren Vernetzung aller Beteiligten einen mindernden Einfluss auf das Invaliditätsrisiko. In Deutschland wäre das im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements gut realisierbar.

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Zum Download der Studie "Invalidität in der Schweiz - Einflussfaktoren und zukünftige Entwicklung" (PDF), die von dem Schweizer Versicherungsunternehmen PKRück in Zusammenarbeit mit dem Institut für Versicherungswirtschaft und dem Institut für Rechtswissenschaften und Rechtspraxis der Universität St. Gallen durchgeführt wurde.

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