Wer im Winter bibbert, der tut dies nicht nur wegen der Kälte. Auch der Gedanke an die Heizkostenabrechnung löst bei manchem Bürger ein ängstliches Frösteln aus. In den letzten Jahren explodierten die Energiepreise, 2012 mussten die Bundesbürger rund 9 Prozent mehr für ihre warmen Stuben zahlen als noch im Jahr zuvor. Eine 70-Quadratmeter-Wohnung, die mit Heizöl beheizt wurde, verursachte Heizkosten von durchschnittlich 990 Euro.

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Da mag es kaum verwundern, dass die Assekuranz das Thema für sich entdeckt hat. Seit 2012 bietet der Versicherer Alliance Global Assistance, eine Tochter der Allianz mit Sitz in Paris, eine sogenannte „Kälteschutz-Police“ an. "Die Allianz Kälteschutz schützt Verbraucher vor erhöhten Energiekosten, die durch besonders frostige Temperaturen entstehen“, wirbt das Unternehmen auf seiner Webseite. Wie aber funktioniert die Versicherung? Und was taugt sie? Diesen Fragen ist die Stiftung Warentest nachgegangen.

Je kälter die Temperaturen, desto höher die Entschädigung

Das Besondere an der „Allianz Kälteschutz“-Police: Die tatsächliche Höhe der Heizkosten spielt für die Leistung keine Rolle. Stattdessen werden für einen Zeitraum von fünf Monaten (1. November bis 31. März des Folgejahres) die Tages-Durchschnitts-Temperaturen an einer Wetterstation in der Nähe des Wohnortes gemessen. Diese werden dann mit den Werten der letzten 30 Jahre verglichen. Für jeden Tag, an dem es kälter ist als in der Vergangenheit, erhält der Versicherte eine pauschale Entschädigung ausgezahlt.

Es handelt sich also um eine „Wette auf das Wetter“, wie auch die Stiftung Warentest anmerkt. Die Höhe der ausgezahlten Prämie hängt zudem von der Größe der Wohnung sowie dem Baujahr und der Isolierung des Gebäudes ab.

Ein Beispiel: Häuser, die zwischen 1984 und 2001 gebaut wurden, werden der mittleren Energieeffizienzklasse zugeordnet. Wer in einem solchen Haus eine 100qm-Wohnung bewohnt, erhält 10 Cent Entschädigung je 0,1 Grad Celcius pro Tag, an dem es kälter wird als in der Vergangenheit. Bei älteren und schlechter isolierten Gebäuden halbiert sich die Entschädigung, bei neueren Häusern mit guter Isolierung verdoppelt sie sich. Die Höchstleistung ist gedeckelt, in diesem Fall auf 2.200 Euro für den Winter.

Nur wenn es lange kalt bleibt, lohnt die Police

Der Abschluss einer Kälteschutz-Police ist nur online oder per Telefon möglich. Auch der Versicherungsbeitrag ist abhängig von der Größe der Wohnung und dem Baujahr des Wohnhauses. So müsste für eine 100 Quadratmeter-Wohnung mit Baujahr 2001 ein einmaliger Beitrag von 110 Euro gezahlt werden.

Lohnt sich nun aber eine solchen Versicherung? Hier kann die Stiftung Warentest keine eindeutige Empfehlung geben. Denn auf eine Auszahlung könnten die Versicherungskunden nur hoffen, wenn tatsächlich ein ungewöhnlich langer und kalter Winter eintrete. „Um im Rahmen des Beispiels wenigstens den Beitrag von 110 Euro zurückzubekommen, müsste es an mindestens 11 Tagen 10 Grad Celsius oder an 22 Tagen 5 Grad Celsius kälter als in der Vergangenheit werden“, schreiben die Tester. Zudem hätten die besonders kalten Winter der letzten beiden Jahre die maßgeblichen Vergleichswerte sinken lassen.

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Um eine hohe Heizkosten-Nachzahlung abzufedern, kann die Police aber einen gewissen Schutz bieten. "Im vergangenen Jahr hat sich der Kälteschutz für alle Kunden ausgezahlt. Sie haben von der Allianz bis zu 400 Euro erhalten", sagte ein Sprecher der Allianz auf Anfrage der Neuen Westfälischen Zeitung. 40 Prozent der damals Versicherten hätten auch in diesem Jahr wieder eine Police abgeschlossen. Allerdings war der Winter 2012/13 tatsächlich ungewöhnlich hart und eisig. Noch Ende März wurden Temperaturen von 25 Grad unter Null gemessen: Einen derartigen Kälterekord gab es zuletzt im Jahr 1917.

Stiftung Warentest

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