In Ost- und Süddeutschland hat ein Rekordhochwasser im Juni Milliardenschäden angerichtet – insgesamt 3 Milliarden Euro müssen die Versicherungen laut Branchenschätzungen auszahlen. Als sei das noch nicht genug, verwüsteten Hagelstürme im Juli weite Teile Süddeutschlands und verursachten ebenfalls Rekordschäden. Der versicherte Hagelschaden dürfte 1,5 Milliarden Euro erreichen, sagte Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied des weltgrößten Rückversicherers Munich Re, am Sonntag beim Branchentreffen „Rendez-vous de Septembre“ in Monte Carlo.

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All das sind keine guten Nachrichten für die Versicherungswirtschaft. Und doch rechnen Branchenkenner damit, dass die Preise für die Deckung von Naturkatastrophen im Verlaufe des Jahres 2013 und 2014 sinken werden. Der Grund hierfür sind ein verstärkter Preiskampf und eine steigende Nachfrage auf den Wachstumsmärkten.

Pensionsfonds als Konkurrenten

Wie das Wallstreet Journal berichtet, investieren große Anleger wie Pensionsfonds zunehmend hohe Summen in verbriefte Versicherungsrisiken (ILS), meist sogenannte Katastrophenanleihen. Damit würden Katastrophenrisiken an den Kapitalmarkt transferiert.

Für die Rückversicherer bedeutet das vor allem: Mehr Konkurrenz von außerhalb, weil nun Unternehmen in den Markt drängen, die zuvor die Katastrophenabsicherung nicht als ihr Kerngeschäft betrieben. „Angesichts des niedrigen Zinsniveaus gibt es zu wenige andere vernünftige Anlagemöglichkeiten“, sagte Munich Re-Vorstand Jeworrek.

Das alternative Kapital summiere sich bereits auf 44 Milliarden Euro – während der Rückversicherungsmarkt im letzten Jahr rund 500 Milliarden Euro ausgemacht habe. Die branchenfremden Investoren erhöhen den Druck auf die Rückversicherer, ihre Preise nach unten zu korrigieren.

Steigende Nachfrage auf Wachstumsmärkten

Aber nicht nur der Konkurrenzkampf dürfte sinkende Preise begünstigen – der Kuchen, den es zu verteilen gibt, könnte gleichzeitig größer werden. Nach Informationen des Handelsblattes rechnet der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re mit einer Verdoppelung der Nachfrage auf den Wachstumsmärkten bis 2020.

Die Möglichkeiten für das Wachstum sind vielfältig. Sei es die Versicherung gegen Ernte- und Bauschäden nach islamischem Recht in arabischen Ländern oder das Neugeschäft in Ländern wie China, Brasilien, Russland oder Indien, wo sich die wachsende Mittelschicht gegen Naturrisiken absichern will – hier gibt es viele Chancen für die Rückversicherer. Bei Naturkatastrophen in Asien seien derzeit nur 22 Prozent aller Schäden versichert, schätzt Franz Josef Hahn vom Hongkonger Rückversicherer Peak Re.

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Zugleich konkurrieren die westlichen Unternehmen mit einheimischen Anbietern, die oftmals besser mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut sind. Im Januar 2013 hatte etwa der chinesische Mischkonzern Fosun große Teile seines Kapitals in den Hongkonger Rückversicherer Peak Re investiert. Der lokale Anbieter hat ehrgeizige Ziele – er will Marktführer für Rückversicherungen in Asien werden und damit Munich Re, Lloyds und Co. auf die Plätze verweisen.

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