Gescheitert ist bereits der Versuch, mit Billigtarifen mehr Selbstständige mit kleinem Geldbeutel anzulocken. Zwar boomte tatsächlich das Neugeschäft, als die Billigangebote seit den Nullerjahren vermehrt in den Katalogen der Anbieter auftauchten. Aber in diesen Tarifen tummelten sich überproportional viele Nichtzahler. Von Beginn an waren die Lock- und Dumpingangebote zu knapp kalkuliert, Beitragssteigerungen bis zu 40 Prozent die Folge. Viele Versicherte konnten die Beitragssteigerungen nicht mehr zahlen und verschuldeten sich. Es verwundert kaum, dass Anbieter wie die Central oder DKV ihre Dumpingangebote schnell wieder vom Markt genommen haben.

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Hat die Branche aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Es drohen ähnliche Fehlentwicklungen auch beim Geschäft mit den Angestellten. Seit Jahren boomt in Deutschland die atypische Beschäftigung, also Teilzeitarbeit, Leiharbeit und andere prekäre Beschäftigungsformen. Im Jahr 2011 arbeiteten laut Statistischem Bundesamt bereits 7,92 Millionen Menschen in einem solchen Job, langfristig könnte der Trend anhalten. Die Konsequenz: Wer heute ein sicheres Einkommen hat, kann nicht davon ausgehen, dass dies auch in zehn Jahren noch der Fall sein wird - Brüche in der Erwerbsbiographie sind eher die Regel als die Ausnahme. Schon bald könnten viele Patienten mit den Beitragszahlungen überfordert sein, die jetzt noch genügend Geld haben.

Der Wechsel zurück in die GKV ist aber nur in Ausnahmefällen möglich. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt belasten über 144.000 Menschen die Privatkassen, welche seit drei Monaten oder länger keinen Beitrag gezahlt haben. Die Ausstände beziffern sich auf eine halbe Milliarde Euro. In der GKV können die Kosten für Nichtzahler mit Steuergeldern aufgefangen werden, aber in der PKV belasten die Mehrkosten überproportional das Versicherungskollektiv und den unternehmerischen Erfolg. Die Bundesregierung reagierte auf diese Entwicklung mit der Einführung eines Nichtzahler-Tarifes (der Versicherungsbote berichtete). Aber es bleibt dabei: Wer langfristig kein sicheres Einkommen hat, für den bedeutet ein Wechsel in die PKV ein Armutsrisiko.

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