Im Rahmen der Debeka Betriebsräteversammlung signalisierten über 600 Betriebsräte ihre Haltung gegenüber der Bürgerversicherung und warnten vor den Auswirkungen einer Bürgerversicherung für die 17.000 Beschäftigten der Debeka-Versicherungsgruppe. Ihre ablehnende Haltung dokumentierten sie zudem durch eine Unterschriftenaktion und der Unterstützung der unternehmensübergreifende Betriebsratsinitiative "Bürgerversicherung – Nein danke".

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Volker Lenhart, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Debeka, unterstrich die Position der Betriebsräte: "Sollte eine Bürgerversicherung, wie sie von der SPD, den Grünen und den Linken in unterschiedlichen Ausprägungen gefordert wird, eingeführt werden, so bestünde die Gefahr eines massiven Arbeitsplatzabbaus."

Bürgerversicherung würde 100.000 Arbeitsplätze kosten

Anfang April hatte eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung für Aufsehen gesorgt. Demnach stünden bis zu 100.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. So erklärte Robert Paquet, Gesundheitsexperte der Hans-Böckler-Stiftung und Autor der Studie, gegenüber dem Manager Magazin: "Die obligatorische Bürgerversicherung stellt 60.000 Arbeitsplätze in der privaten Versicherungswirtschaft in Frage." Zudem seien bis zu 50.000 Versicherungsvermittler, die auch vom Vertrieb der privaten Krankenversicherung leben, von der Einführung bedroht.

Die Debeka-Betriebsräte erklärten dazu: "Unsere fest angestellten Kolleginnen und Kollegen im Außendienst erzielen ihr Einkommen zu einem großen Teil durch ihre erfolgreiche Arbeit im Bereich der Privaten Krankenversicherung. Auch im Innendienst der Debeka-Gruppe werden die Tätigkeiten von der Krankenversicherung dominiert.“

HEK-Vorstand warnt am Beispiel Niederlande

Ob eine Integration der rund neun Millionen Vollversicherten Sinn macht, ist fraglich. Das sieht auch der Vorstand der Hanseatischen Krankenkasse (HEK) so. In einem Gastbeitrag im Hamburger Abendblatt warnte der Vorstand der HEK vor den Folgen der Bürgerversicherung. Dazu wurde als warnendes Beispiel das System der Niederlande herangezogen. Dort wurde 2006 ein einheitlicher Krankenversicherungsmarkt durch Zusammenführung von GKV und PKV geschaffen. Mittlerweile gibt es vier große Konzerne. Die Krankheitskosten steigen stärker als in Deutschland. Zudem müssten die Versicherten zunehmend Kosten aus eigener Tasche bezahlen.

Zudem hätte ein Aus der PKV verheerende Folgen für niedergelassenen Ärzte. Diese müssten mit drastischen Einnahmeausfällen rechnen. Denn aktuell werden 25 Prozent aller Arzthonorare von elf Prozent Privatversicherten bezahlt. Fiele die PKV, käme auf jeden Arzt ein Einnahmeverlust von rund 45.000 Euro jährlich zu.

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Dieser könne, so der HEK-Vorstand, durch höhere Honorare oder eine Reduktion des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenversicherung erreicht werden. Gleichzeitig müsste das Angebot für private Zusatzversorgung kräftig ausgebaut werden. Dies hätte jedoch einen deutlichen Anstieg des Beitragssatzes oder Mehrausgaben der Versicherten für Zusatzversicherungen zur Folge.

Hamburger Abendblatt Manager Magazin Hans-Böckler-Stiftung

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