Nach dem sich die Deutsche Bank vor einigen Tagen zum Handel mit Agrarderivaten bekannte, folgte nun auch die Allianz. So ergaben Untersuchungen der Deutschen Bank, dass es keine stichhaltigen Belege für einen Zusammenhang von derlei Geschäften mit dem Hunger in der Welt gäbe, rechtfertigte sich Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen auf der Lebensmittelmesse Grüne Woche in Berlin.

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Vielmehr seien Agrarderivate für Nahrungsmittelproduzenten eine wichtige Funktion im weltweiten Handel. "Deshalb hat die Deutsche Bank entschieden, dass sie im Interesse ihrer Kunden weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anbieten wird." Das Geldinstitut hatte den Handel mit Nahrungsmitteln 2012 ausgesetzt und eine Wiederaufnahme in diesem Segment vom Ausgang der Untersuchung abhängig gemacht.

Der Hauptgrund für den Wiedereinstieg in den Rohstoffhandel der beiden Finanzriesen dürfte jedoch ein wirtschaftlicher Aspekt sein. Besonders im Nahrungsmittelgeschäft würden aktuell sehr gute Renditen erwirtschaftet. So zählt der Rohstoffhandel aktuell zu den Wachstumssegmenten im Kapitalmarktgeschäft. "Hier wird seit einigen Jahren kräftig Gas gegeben", sagt ein Banker.

Vorstandsmitglied Jay Ralph erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Investitionen der Allianz der Landwirtschaft und der Ernährungslage weltweit nutzten würden. Mit den, von der Allianz genutzten, Terminkontrakten könnten Preisschwankungen geglättet werden. So sei es der Landwirtschaft möglich, stabilere Preise trotz schwankender Ernten zu generieren. "Je mehr Angebot und Wettbewerb es für solche Kontrakte gibt, umso günstiger wird die Risikoprämie." Die Allianz verdiene sowohl bei hohen, als auch bei niedrigen Preisen Geld, erläutert ein Sprecher des Versicherers.

Ralph forderte indes die Bundesregierung zu einer sachlichen Debatte auf und wünschte sich eine neutrale Klärung der Sache. "Sonst laufen wir Gefahr, Entscheidungen voranzutreiben, die den Menschen schaden", sagte der Allianz Vorstand.

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Derweil wollte sich eine Sprecherin von Agrarministerin Ilse Aigner nicht zum Sachverhalt äußern und verwies dabei auf fehlendes Wissen zu den von Allianz und Deutscher Bank genutzten Instrumenten: "Uns fehlen auch die Hintergründe zu den Produkten, die da angeboten werden sollen", sagte sie. Derweil verwies sie auf einen Aktionsplan der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Mit diesem soll mehr Transparenz in Spekulationsgeschäfte gebracht werden. "Es ist grundsätzlich so, dass wir in den vergangenen Jahren alarmierende Achterbahnfahrten auf den Rohstoffmärkten beobachten konnten. Da gab es Fehlentwicklungen."

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