Bei der Analyse der Krise im Euroraum steht häufig die öffentliche Verschuldung in den Krisenländern im Mittelpunkt. Von Bedeutung ist jedoch auch die Verschuldung der privaten Haushalte.

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Kredite ermöglichen zunächst einen höheren privaten Konsum. Im Falle eines Zinsanstiegs oder von Störungen auf dem Immobilien- und Arbeitsmarkt können private Haushalte mit hohen Schulden jedoch unter Druck geraten. Solche Entwicklungen könnten sie dazu zwingen, übermäßige Verschuldung abzubauen und ihren Konsum einzuschränken.

Die am stärksten verschuldeten Haushalte des Euroraums, gemessen an den finanziellen Verbindlichkeiten in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, befanden sich 4% im Jahr 2010 in Zypern (154%), den Niederlanden (134%) und Irland (125%). Auch die privaten Haushalte in Portugal (105%) und Spanien (91%) waren stärker verschuldet als der Euroraumdurchschnitt (72%).

Unterdurchschnittlich war die private Verschuldung hingegen in Griechenland (66%) und Italien (59%). Deutschland verfügt ebenfalls über eine recht niedrige Verschuldungsquote privater Haushalte von 62% des BIP. Die Verschuldung stieg von 2002 bis 2009 in allen Ländern des Euroraums mit Ausnahme Deutschlands an. Im Jahr 2010 blieb die private Verschuldung im Euroraumdurchschnitt erstmals konstant. In Deutschland, Estland, Irland, Luxemburg, Malta und Portugal ging sie sogar zurück.

Die finanziellen Verbindlichkeiten deutscher Haushalte betrugen im ersten Quartal 2012 etwa 1,5 Bill. Euro. Der Großteil der privaten Schulden (88%) ist langfristiger Natur (Laufzeit über fünf Jahre). Mittelfristige Kredite (Laufzeit zwischen einem und fünf Jahren) machen ca. 7% der Schulden aus, kurzfristige (Laufzeit bis zu einem Jahr) nur etwa 5%. Verantwortlich für die Dominanz der langfristigen Verschuldung sind die abhängig beschäftigten Privatpersonen, die etwa drei Viertel des Kreditvolumens privater Haushalte beanspruchen und vorrangig Wohnungsbaukredite nachfragen.

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Seit dem Jahr 2009 sind die Bestände an Wohnungsbaukrediten wieder angewachsen, im ersten Halbjahr 2012 jedoch in verringertem Ausmaß. Zuletzt stark angestiegen ist der Bestand an Ratenkrediten. Neben den abhängig beschäftigten Personen machen die selbstständigen Privatpersonen etwa ein Viertel der Verschuldung privater Haushalte aus. Ihr Kreditbestand nahm zuletzt ebenfalls zu.

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