Private Haushalte: Anstieg des Geldvermögens durch Kursverluste deutlich geschmälert, leichte Zunahme der Verschuldung aufgrund von Wohnungsbaukrediten

Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte betrug im Jahr 2011 knapp 149 Mrd Euro. Im Vorjahr waren dies noch 154 Mrd Euro. Dieser Wert liegt weit über dem langjährigen Durchschnitt. Grund dafür ist nach Angaben der Deutschen Bundesbank die positive Entwicklung der Konjuktur und die stabile Arbeitsmarktsituation im Jahr 2011.

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Der Großteil des Vermögens wurde bei den Banken eingelegt bzw. in Versicherungen investiert. Die Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) nahmen netto um rund 67 Mrd Euro zu. Das meiste Geld floss mit 40 Mrd Euro in die täglich fälligen sogenannten „Sichteinlagen“ (einschließlich Bargeld), also jenes Guthaben, über welches sofort via Scheck oder Überweisung verfügt werden kann. Ursache hierfür seien vor allem das niedrige Zinsniveau des vergangenen Jahres und die anhaltenden Anspannungen auf den internationalen Kapitalmärkten.

Termineinlagen, das Guthaben, welches Banken für mindestens dreißig Tage zur Verfügung steht, hatten seit der Verschärfung Finanzkrise im Herbst 2008 erstmals wieder Zuflüsse von rund 18 Mrd Euro. Grund sei, dass die Zinsen bei den täglich fälligen Einlagen und den Termineinlagen unterschiedlich ausfallen. Zudem wären die Renditen der festverzinslichten Wertpapiere weiter zurückgegangen. Doch auch wachsendes Vertrauen der privaten Anleger in den inländischen Bankensektor könnte das längerfristige Sparen erklären. In Sparbriefe und weiteren Spareinlagen wurden etwa 8 Mrd Euro angelegt.

Festverzinsliche Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapiere) wurden im Berichtsjahr in Höhe von rund 2 Mrd Euro verkauft, vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Dies ergibt sich aus abnehmenden Gewinnen aus inländischen Anleihen. Die Inlandsanleihen profitierten vor allem von sicheren Zuflüssen aus dem Ausland. Investmentzertifikate erhielten Zuflüsse von 15 Mrd Euro. Verkauft wurden insbesondere Publikumsfonds, darunter Rentenfonds und gemischte Wertpapierfonds.

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Bei Aktien hat sich hingegen die positive Entwicklung der vergangenen Jahre – trotz der realisierten Kursverluste stetig fortgesetzt. Diese verzeichneten Mittelzuflüsse von rund 14 Mrd Euro. Die sehr regelmäßig ansteigenden Ansprüche gegenüber Versicherungen haben schließlich im Jahr 2011 erneut um gut 48 Mrd Euro zugenommen.

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Geldvermögen privater Haushalte trotz Finanzkrise gestiegen

Bewertungsänderungen und Verschuldung der privaten Haushalte

Diese transaktionsbedingte Zunahme des Geldvermögens wurde durch Bewertungsänderungen im Umfang von knapp 92 Mrd Euro geschmälert. Hier waren in erster Linie die Aktien betroffen. Im Ergebnis führte dies am Jahresende zu einem Geldvermögensbestand der privaten Haushalte von rund 4 715 Mrd Euro.

Im gleichen Zeitraum wurden per saldo Kredite (einschließlich sonstige Verbindlichkeiten) in Höhe von rund 11 Mrd Euro aufgenommen. Dabei sind vor allem Wohnungsbaukredite signifikant gestiegen, was sich auch in reger Bautätigkeit und steigenden Immobilienpreisen widerspiegelte. Dies leitet sich vermutlich aus dem historisch niedrigen Zinsniveau sowie der positiven Einkommensentwicklung her.

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Infolgedessen nahm die Verschuldung der privaten Haushalte im Jahr 2011 in absoluter Betrachtung wieder zu und belief sich am Jahresende auf knapp 1 550 Mrd Euro. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am Bruttoinlandsprodukt, ging jedoch erneut zurück. Sie betrug am Ende der Beobachtungsperiode rund 60 Prozent.

Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften: Geldvermögensbildung überwog Außenfinanzierung

Die Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften summierte sich im Berichtszeitraum unter Berücksichtigung sehr umfangreicher intra-sektoraler Ströme auf rund 209 Mrd Euro und fiel damit deutlich stärker aus als im Vorjahr (153 Mrd Euro). Zu dieser positiven Entwicklung dürfte nach Aussagen der Bundesbank vor allem die robuste Ertrags- und Gewinnsituation bei einem gleichzeitig, auch angesichts der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten, noch verhaltenen Anstieg der Bruttoinvestitionen beigetragen haben. Zuwächse wurden insbesondere bei den Sichteinlagen verzeichnet, die im Jahr 2011 per saldo um rund 38 Mrd Euro gestiegen sind. Dem stand ein Mittelabfluss bei den Termineinlagen in Höhe von knapp 17 Mrd Euro gegenüber. Diese Umschichtung könnte unter anderem auf eine spürbare Unsicherheit hinsichtlich der Finanzierungsbedingungen zurückzuführen sein, der die Unternehmen mit einem Anstieg bei den liquiden Mitteln begegneten.

Gleichzeitig kam es im Jahr 2011 zu einer erneuten Ausweitung der kapitalmarktbasierten Geldvermögensbildung. Festverzinsliche Wertpapiere und Aktien wurden im Umfang von knapp 35 Mrd Euro erworben. Dabei floss erneut ein Teil in Form von Direktinvestitionen ins Ausland. Die Kreditgewährung – vor allem an andere inländische Unternehmen – belief sich im Beobachtungszeitraum auf 87 Mrd Euro und ist somit im Vorjahresvergleich (95 Mrd Euro) etwas geringer ausgefallen. Auch Handels- bzw. Lieferantenkredite nahmen in Höhe von rund 54 Mrd Euro erneut kräftig zu. Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften verzeichneten ebenfalls erhebliche Bewertungsverluste (145 Mrd Eirp), insbesondere bei Aktien. Das Geldvermögen insgesamt stieg somit auf 3 302 Mrd Euro.

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Der Anstieg der Außenfinanzierung fiel mit knapp 190 Mrd Euro deutlich stärker aus als im Vorjahr (121 Mrd Euro). Die Hauptfinanzierungsquelle bildete dabei die Kreditaufnahme bei inländischen Nichtbanken (93 Mrd Euro), darunter vor allem Kredite von verbundenen Unternehmen und Versicherungen. Auch Handels- bzw. Lieferantenkredite fielen mit 53 Mrd Euro erneut kräftig aus. Kredite bei Kreditinstituten wurden im Jahr 2011 zwar auf Jahresbasis getilgt (3 Mrd Euro), verzeichneten jedoch Zuwächse in der zweiten Jahreshälfte. Die marktbasierte Finanzierung hingegen spielte bei der Unternehmensfinanzierung wie schon in den vergangenen Jahren nur eine untergeordnete Rolle. So wurden festverzinsliche Wertpapiere in Höhe von rund 4 Mrd Euro und Aktien in Höhe von 7 Mrd Euro emittiert. Die Verschuldungsquote der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, definiert als Summe der festverzinslichen Wertpapiere, Kredite und Pensionsrückstellungen gemessen am Bruttoinlandsprodukt, ist damit im Jahresverlauf um 2 Prozentpunkte auf 78 Prozent gestiegen.

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