„Politik und Wirtschaft der Industriestaaten haben den strategischen Wert der Seltenen Erden viel zu lange nicht erkannt. Europa, die USA und Japan finden sich deshalb heute in einer Abhängigkeit wieder, die wichtige Teile ihrer Industrie bedroht, wie zum Beispiel die Umwelttechnologie, Elektrotechnik und Autobranche“, sagt Antje Kröger, Forscherin in der Abteilung Weltwirtschaft am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Kröger ist Mitautorin einer Studie, die das DIW in seinem jüngsten Wochenbericht „Wettlauf um Metalle“ vorstellt. „Rund 97 Prozent der Seltenen Erden werden derzeit in China gefördert und aufbereitet. Mit diesem Monopol kann die Volksrepublik das Angebot jederzeit verknappen“, warnt die DIW-Forscherin. Kurz- und mittelfristig wird sich das Problem verschärfen, denn die Nachfrage steigt. „Die Seltenen Erdmetalle sind eine zunehmend wichtige Ressource für die Hochtechnologie-Industrie.“ Lieferengpässe, beziehungsweise -blockaden könnten die Entwicklungen der Industriestaaten bremsen. Die Industriestaaten sollten deswegen ein WTO-Streitbeilegungsverfahren anregen oder versuchen, im Rahmen eines abgestimmten Vorgehens Vorräte anzulegen, so der Ratschlag der DIW-Forscher.

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Wer in China produziert, wird mit Seltenen Erden gelockt

Seltene Erden stecken in Katalysatoren, Handys, Plasmabildschirmen, Festplatten, Batterien und MP3-Spielern. Sie helfen, Windkraftturbinen, Elektromotoren sowie Energiesparlampen zu betreiben. Schon heute nutzt die Volksrepublik ihre Monopolstellung über Preis- und Lieferdiskriminierungen gezielt, um die eigene Industrie zu fördern und ausländische High-Tech-Konzerne ins Land zu locken - zum Beispiel über Versorgungszusagen. Ausreichende Mengen Seltener Erden werden solchen Unternehmen zugesagt, die ihre Produktion nach China verlegen. Den Industriestaaten drohen so zunächst eine Abwanderung und mittelfristig auch eine Schwächung ihres technologischen Knowhows. „Schon heute werden geschätzte 60 Prozent der globalen Seltenerd-Produktion in China eingesetzt“, sagt Kröger.

Ähnlich schnell wächst die Nachfrage aus China auch bei anderen metallischen Rohstoffen, etwa dem Eisenerz. „Die Marktstruktur der weltweiten Metallmärkte sollte stärker kontrolliert werden“, rät Aleksandar Zaklan, Spezialist für Ressourcenmärkte am DIW Berlin. Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat sich die chinesische Nachfrage nach Eisenerzimporten beinahe verzehnfacht. Eisenerz ist nach Rohöl der zweitwichtigste Rohstoff für die Industrie. „Im Jahr 2009 gingen zwei Drittel der globalen Eisenerzeinfuhren nach China. Sollten sich die gegenwärtigen Trends vor allem bei der Angebotskonzentration und dem Nachfragewachstum fortsetzen, muss mit weiter steigenden Metallpreisen gerechnet werden“, warnt der Forscher.

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