Die überfällige Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge ist einen Schritt weiter. Doch aus Sicht von Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lebensversicherung, bleibt der Entwurf des Bundesfinanzministeriums ein halbfertiges Werk. Zwischen Erleichterung über den Startschuss und deutlicher Kritik an zentralen Punkten zieht Bader eine gemischte Bilanz.

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„Aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher ist es überfällig, die steuerlich geförderte private Altersvorsorge zu reformieren.“ Viele Menschen hätten erlebt, dass die Riester-Rente „in den letzten Jahren auf der Stelle trat“. Doch nun brauche es endlich wieder ein Angebot, „das verständlich ist, Vertrauen schafft und spürbar zur Rente beiträgt“. Den Reformansatz begrüßt Bader daher ausdrücklich.

Positiv bewertet er die geplante Absenkung von Garantien, die in der Branche seit Jahren als Renditebremse gilt. „Wer jahrzehntelang spart, muss die Chance haben, an den Erträgen der Kapitalmärkte teilzuhaben.“ Ohne diese Möglichkeit könne die private Vorsorge den Kaufkraftverlust im Alter schlicht nicht ausgleichen.

Dennoch warnt Bader davor, die Freiheit zu überziehen. Besonders kritisch sieht er, dass eine lebenslange Rentenzahlung nicht mehr verpflichtend vorgesehen ist. „Wer Steuergeld in ein Produkt lenkt, muss sicherstellen, dass im hohen Alter niemand ohne das daraus generierte zusätzliche Einkommen dasteht.“ Das Risiko, sehr alt zu werden, dürfe nicht auf die Einzelnen abgewälzt werden. Sonst trage am Ende die Solidargemeinschaft die Folgekosten.

Wie der GDV begrüßt auch Bader, dass die Riester-Rente nicht abgeschafft, sondern in das neue System überführt werden soll. „Anbieter wie Die Stuttgarter sind zuletzt mit einem Angebot in den Markt zurückgekehrt und viele Menschen haben über Jahre eingezahlt.“ Ihnen nun eine Brücke in ein modernes Produkt zu bauen, sei „im Sinne der Verbraucher“.

Vergütung, Bürokratie und Beratung: Gefahr für die Vermittlerlandschaft

Deutlich warnt Bader vor den Auswirkungen auf Vermittler und Makler. Die vorgesehene Verteilung der Abschlusskosten über die gesamte Laufzeit werde „stark negativ auf die Vergütung der Berater auswirken“ und qualifizierte Beratung deutlich unattraktiver machen. Eine Fehlsteuerung mit Folgen: „Altersvorsorge ist komplex und braucht persönliche Beratung, aber seriöse Beratung braucht wiederum eine faire Vergütung.“ Denn sonst sei am Ende dem Verbraucher nicht gedient.

Auch an anderer Stelle sieht er die Gefahr unnötiger Hürden: Der neue Zertifizierungsprozess erhöhe Rechtsrisiken und schaffe „enormen bürokratischen Aufwand“. Statt Vereinfachung drohe eine neue Belastung. Bader kritisiert außerdem, dass Haushalte mit kleinen Budgets im neuen System vergleichsweise weniger profitierten. „Gerade Haushalte mit wenig Spielraum im Budget brauchen eine Förderung, die nicht bestraft, dass sie nur kleine Beträge zurücklegen können.“

Zwar sei das Altersvorsorge-Depot grundsätzlich „ein guter Ansatz“, doch nur unter Bedingungen. Staatlich geförderte Produkte müssten eine Grundabsicherung bieten. Totalverluste – wie sie etwa durch die Abwertung bestimmter Fonds möglich waren – dürften „nicht einfach in Kauf genommen werden“. Der Staat müsse sicherstellen, dass Förderprodukte nicht zum Hochrisiko-Instrument werden. Doch auch beim Förderrahmen sieht Bader Nachholbedarf. Zwar sei die Anhebung der Höchstbeträge ein Schritt in die richtige Richtung. Doch ohne Anpassung an die Inflation werde die Wirkung schnell verpuffen. „Eine Kopplung an die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung wäre wünschenswert.“