Ausblick 2026: Worauf sich Vorstände einstellen und was die Branche erwartet (Teil 3)
Die Versicherungswirtschaft geht mit großen Erwartungen ins Jahr 2026. Welche das sind – dazu geben uns 37 Vorstände Rede und Antwort. Unsere Bildstrecke zeigt – hier im dritten Teil –, welche Themen im kommenden Jahr aus Sicht der Versicherer bestimmend sein werden.

Wir stellen in diesem Jahr – wie jedes Jahr – den Vorständen der Versicherungsbranche wieder zwei Fragen zum Jahresende. Die eine lautete: Was war im zurückliegenden Jahr ihre größten Erfahrungen, Überraschungen oder „Learnings“, wie man es Neudeutsch gern nennt? Die andere: Was planen Sie im kommenden Jahr, worauf fokussieren Sie sich bzw. worin wollen Sie aktiver werden? Die Antworten auf den Rückblick finden Sie in unserer dreiteiligen Bildstrecke: Teil 1, Teil 2 sowie Teil 3. Nun folgen die Antworten für den Ausblick.
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Wie schon beim Rückblick zeigt sich auch im Ausblick auf das kommende Jahr, dass bestimmte Themen immer wiederkehren – und damit ein recht klares Bild davon zeichnen, worauf sich die Branche 2026 fokussieren wird.
Diese 6 Themen werden 2026 prägen
- Künstliche Intelligenz wird zur zentralen Grundlage: Kaum ein Thema wird so einhellig genannt wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. 2026 soll aus Sicht vieler Unternehmen das Jahr werden, in dem KI nicht mehr nur experimentell eingesetzt wird, sondern zum festen Bestandteil der Wertschöpfung wird. Versicherer wollen Abläufe automatisieren, Daten effizienter nutzen und Serviceprozesse grundlegend beschleunigen. KI wird erstmals die gesamte Projektlandschaft prägen. Sie soll in der Schadenregulierung unterstützen, im Vertrieb Hinweise generieren, interne Abläufe ordnen und in der Kundenkommunikation Routinearbeit übernehmen. Dabei bleibt der Anspruch bestehen, technologische Möglichkeiten und die persönliche Komponente in Einklang zu bringen. KI soll Mitarbeitende stärken, nicht ersetzen.
- Cyberrisiken steigen weiter und rücken in den Massenmarkt: Die Einschätzungen zum Thema Cyber fallen deutlich aus. Angriffe werden raffinierter. Sie betreffen längst nicht mehr nur Unternehmen und führen zu Schäden, die ohne Versicherungsschutz existenzielle Konsequenzen haben können. Die Debeka schildert einen Fall, in dem ein Privatkunde durch Social Engineering über mehrere TAN-Verfahren hinweg mehr als 18.000 Euro verlor. Viele Vorstände gehen 2026 von einer deutlichen Ausweitung der Nachfrage aus. Cyberabsicherung soll sich im Privatkundensegment weiter etablieren, verbunden mit mehr Aufklärung, mehr Prävention und einer stärkeren Sensibilisierung für digitale Eigenverantwortung. Mit der elektronischen Patientenakte erhält das Thema zusätzliche Bedeutung, weil persönliche Gesundheitsdaten stärker geschützt werden müssen.
- Vorsorge gewinnt weiter an Gewicht: Die demografische Entwicklung und die angespannte Lage staatlicher Sicherungssysteme bringen das Thema Vorsorge 2026 noch stärker in den Fokus. Versicherer rechnen mit einer steigenden Bedeutung privater Altersvorsorge, betrieblicher Lösungen und Arbeitskraftabsicherung. Unternehmen wie Swiss Life, R+V, Hannoversche oder IDEAL betonen die wachsende Nachfrage nach verlässlichen Konzepten, die Menschen durch die nächsten Jahrzehnte tragen können. Die Pflegevorsorge bleibt ein struktureller Schwachpunkt, der durch private Angebote abgefedert werden muss. Auch für jüngere Zielgruppen rücken individuelle Lösungen stärker in den Vordergrund.
- Effizienz und operative Stärke werden zur Pflicht: Viele Vorstände weisen darauf hin, dass steigende Kosten und eine anspruchsvolle Regulierung das kommende Jahr prägen werden. Versicherer reagieren, indem sie Abläufe vereinfachen, Entscheidungswege verkürzen und digitale Hilfsmittel stärker einsetzen. Unternehmen wie HDI, Ammerländer, Haftpflichtkasse oder die Sparkassen-Versicherung Sachsen nennen beschleunigte Prozesse, klare Strukturen und eine konsistente Servicequalität als Voraussetzungen, um in einem herausfordernden Marktumfeld stabil zu bleiben. Auch Direktversicherer und Insurtechs betonen, dass operative Exzellenz die Grundlage für weiteres Wachstum ist.
- Beratung und Vertrieb verändern sich grundlegend: Trotz aller technologischen Entwicklungen bleibt die persönliche Beratung ein zentraler Baustein für viele Unternehmen. Die Herausforderung besteht vor allem darin, Beratung effizienter und zeitgemäßer zu machen. Hybride Modelle, die digitale Elemente mit persönlicher Betreuung verbinden, sollen 2026 zum Regelfall werden. Viele Versicherer richten ihre Vertriebsstrukturen neu aus, stärken regionale Nähe und investieren in Plattformen, die Maklern und Vermittlern bessere Daten und schnellere Prozesse bieten. Die Versicherungskammer Bayern betont, dass sich der Blick auf den Kunden verändern muss. Entscheidend sei nicht die Frage nach Besitzverhältnissen, sondern die nach Erwartungen und Bedürfnissen.
- Kultur, Führung und Veränderungsfähigkeit entscheiden über den Erfolg: Mehrere Vorstände machen deutlich, dass technologische Veränderungen nur dann tragen, wenn Unternehmen kulturell bereit dafür sind. Der BGV stellt verantwortungsvolle Führung und klare Prioritäten in den Mittelpunkt. Die LVM investiert umfangreich in Weiterbildung und Change-Management, weil Mitarbeitende neue Technologien verstehen und nutzen müssen. BarmeniaGothaer verbindet zum Jahresbeginn strukturelle Veränderungen im Vertrieb mit einem kulturellen Integrationsprozess. Die VPV richtet den Blick auf ihr bevorstehendes Jubiläum und verweist auf Werte, die in einer Phase des Umbruchs stabilisieren sollen. Versicherer betonen geschlossen, dass technologische und organisatorische Transformation nur gelingen kann, wenn Unternehmen lernfähig, offen und mutig bleiben.
Fazit: 2026 wird ein Jahr, in dem sich die Weichen stellen
Die Branche geht geschlossen davon aus, dass 2026 ein Jahr der Umsetzung wird. KI verlässt die Pilotphase und wird produktiv eingesetzt. Cyberrisiken werden zur alltäglichen Bedrohung und erfordern klare Angebote. Vorsorge wird angesichts demografischer Entwicklungen zur Pflichtaufgabe. Prozesse werden weiter verschlankt, Vertrieb wird neu organisiert und kulturelle Transformation wird zur Voraussetzung für Stabilität.
Die Versicherungswirtschaft steht damit an einem Punkt, an dem Ankündigungen nicht mehr ausreichen. 2026 wird zeigen, welche Unternehmen den Wandel aktiv gestalten und welche lediglich reagieren.
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Klicken Sie durch die Galerie oben und lesen Sie, was die Vorstände der Versicherungsbranche von 2026 erwarten und worauf sie sich fokussieren wollen. Die obige Bildstrecke ist Teil drei unseres umfangreichen Ausblicks. Einen ersten Teil können Sie unter diesem Link anschauen; ein zweiter Teil findet sich unter diesem Link.