Die Mehrheit der Privatversicherten muss sich zum Jahreswechsel 2026 auf spürbare Mehrkosten einstellen. Demnach gehen die privaten Krankenversicherer davon aus, dass für rund 60 Prozent der Vollversicherten die Beiträge steigen müssen. Im Schnitt sollen die Beiträge um etwa 13 Prozent angepasst werden. Grund sind weiterhin stark steigende medizinische Leistungsausgaben über nahezu alle Versorgungsbereiche hinweg.

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Insbesondere im stationären Bereich hat sich der Kostendruck erheblich verschärft. Die Ausgaben für allgemeine Krankenhausleistungen legten 2024 erneut um mehr als zehn Prozent zu, während die Fallzahlen zwischen 2022 und 2024 um knapp elf Prozent gestiegen sind. Auch ambulante Behandlungen verteuern sich. Hier wurden im ersten Halbjahr 2025 bereits 7,5 Prozent höhere Kosten registriert. In der Zahnmedizin lag der Anstieg bei 6,82 Prozent, für Heilmittel wie Physio- und Ergotherapie bei rund neun Prozent. Besonders dynamisch zeigt sich der Arzneimittelbereich mit einem Kostensprung von nahezu zehn Prozent innerhalb eines Jahres.

Zweistellige Beitragserhöhungen quer durch die Branche

Dass diese Entwicklung quer durch die PKV-Unternehmen spürbar ist, zeigen aktuelle Beispiele aus der Branche. Diese wurden von der "Frankfurter Rundschau" zusammengetragen. Die Allianz Private Krankenversicherung kündigt durchschnittliche Beitragserhöhungen von rund elf Prozent an. Bei der Gothaer steigen die Beiträge um etwa 12,7 Prozent, die Barmenia spricht von rund 11,6 Prozent, während die HanseMerkur ihre Prämien um circa 13 Prozent anheben wird. Die Unternehmen verweisen übereinstimmend auf steigende Kosten für Krankenhausaufenthalte, Arzneimittel, ambulante und zahnmedizinische Leistungen sowie auf den Effekt gesundheitspolitischer Entscheidungen wie erweiterter Pflegeleistungen.

In der PKV werden Beiträge nicht jährlich automatisch angepasst, sondern nur dann, wenn definierte Schwellenwerte überschritten werden. Dadurch entstehen teilweise mehrere Jahre ohne Anpassung, gefolgt von deutlichen Sprüngen. Der PKV-Verband moniert die gesetzlichen Vorgaben zur Beitragsanpassung seit Jahren. Dürfte die PKV ihre Beiträge kontinuierlich anpassen und nicht erst nach Überschreitung von Kostenschwellen, könnten Mehrkosten der Versicherten jährlich gleichmäßiger verteilt werden. Dann könnten sprunghafte Beitragserhöhungen vermieden werden. Denn Beitragsanpassungen in der Privaten Krankenversicherung sind in der Regel nicht vergnügungssteuerpflichtig. Für Versicherte und Versicherer sind mindestens die Kommunikation der erhöhten Beiträge eher unangenehm. Während die Kunden höhere Prämien entrichten müssen, fürchten die Unternehmen um Ruf, Neugeschäft und den Kundenbestand.