Allianz Partners will in den kommenden zwölf bis 18 Monaten zwischen 1.500 und 1.800 Stellen weltweit abbauen. Darüber berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Betroffen seien vor allem Callcenter-Tätigkeiten, die künftig zunehmend von KI-Systemen übernommen werden sollen.

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Erstmals könnte damit ein großer deutscher Versicherungskonzern Jobkürzungen wegen KI-Einsatz einläuten. Denn grundlegend will sich der Münchner Versicherungskonzern zu einem globalen Technologiekonzern wandeln, dass unterstrich das Unternehmen mehrfach in diesem Jahr. Im Zentrum dieser Transformation steht der großflächige Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).

Allianz setzt auf KI-Kundenservice

Ein Paradebeispiel für diesen Wandel soll der neue Sprachbot Eric werden, der ab August 2025 zunächst in Deutschland und Frankreich für Allianz Partners, die Assistance-Tochter der Allianz, zum Einsatz kommt. Der künstliche Helfer soll Pannenmeldungen entgegen nehmen, Schäden analysieren und Abschleppdienste koordinieren. Das Ganze soll er in mehr als 20 Sprachen und theoretisch rund um die Uhr machen. Das System sei so programmiert, dass es sogar Tastaturtippen im Hintergrund simuliert, um menschlicher zu wirken.

Doch Eric sei nur der Anfang. Die Initiative „Connected Platforms“, unter der Allianz die Töchter Allianz Partners, Allianz Direct und Solvd zusammenführt, soll zur Blaupause für eine neue Art von Versicherung werden. Ziel sei es, KI nicht nur punktuell, sondern in allen Prozessen und damit vom Verkauf über den Schadenservice bis zur finalen Regulierung einzusetzen.

Die Vision von Vorständin Sirma Boshnakova ist klar: Bis 2027 soll der operative Gewinn dieser Einheit von 400 auf 800 Millionen Euro verdoppelt werden. Gleichzeitig erwartet der Konzern konzernweite Einsparungen in Höhe von einer Milliarde Euro. Grundlage dafür seien neue Plattformen, intelligente Datenverknüpfung und ein massiver Technologieeinsatz.

KI ersetzt Callcenter-Aufgaben

Der Einsatz von virtuellen Callcenter-Agenten könnte nun zu personellen Einschnitten führen. Aktuell beschäftigt die Assistance- und Reiseversicherungstochter des Konzerns rund 22.600 Mitarbeiter, davon knapp 14.000 im telefonischen Kundenkontakt. Viele Anrufe dienten Routineanliegen wie dem Status einer Schadenmeldung, Fragen zu Zahlungen oder der Änderung von Kontodaten. Genau diese einfachen Vorgänge sollen künftig automatisiert beantwortet werden. „Es ist unvermeidlich, dass sich unser Geschäft in dieser neuen Realität verändern wird“, heißt es von Unternehmensseite.

In Deutschland beschäftigt Allianz Partners rund 1.600 Menschen. Mehr als 120 Stellen könnten dort wegfallen. Auch in Frankreich, Spanien und Großbritannien seien deutliche Kürzungen geplant. Eine ausdrückliche Bestätigung der Abbaupläne vermeidet das Unternehmen bislang, weist die Berichte aber ebenso wenig zurück. Man prüfe aktiv, wie sich technologische Fortschritte auf Strukturen, Arbeitsabläufe und Beschäftigung auswirken.

Mit diesem Schritt setzt Allianz Partners ein deutliches Signal für die gesamte Versicherungsbranche. Zuletzt hatten viele Versicherer betont, dass der Fachkräftemangel den Bedarf an Mitarbeitern hoch halte. Doch unter dem Eindruck rasanter KI-Entwicklungen dürfte es demnächst weitere Einschläge geben.