Hintergrund: Vor wenigen Jahrzehnten war die kapitalbildende Lebensversicherung das Herzstück des deutschen Lebensversicherungsmarktes. In der langen Phase von Null- und Negativzinsen verlor sie jedoch massiv an Attraktivität: Garantien wurden teuer, die Überschussbeteiligungen sanken und fonds- sowie indexgebundene Produkte boten zunehmend bessere Renditechancen. Zugleich wurde es immer schwieriger, die hohen Altgarantien aus früheren Tarifgenerationen zu erwirtschaften. Die Versicherer mussten deshalb Jahr für Jahr erhebliche Mittel in die Zinszusatzreserve (ZZR) einstellen, um die langfristigen Verpflichtungen zu bedienen – ein Kraftakt, der Kapital band und die Produkte zusätzlich belastete.

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Zwar endete die Niedrigzinsphase mit der geldpolitischen Wende der EZB, doch die Zahlen für 2024 zeigen, dass sich diese Veränderung im KLV-Neugeschäft bislang kaum bemerkbar macht. Die strukturellen Spuren der langen Niedrigzinsjahre wirken weiter nach. Im Neugeschäft erreicht die KLV 2024 nur einen Anteil von 5,61 Prozent und bleibt damit das schwächste Segment unter den Hauptversicherungen. Die sonstigen Lebensversicherungen – im Kern die fonds- und indexgebundenen Produkte – dominieren mit 35,60 Prozent, gefolgt von den Kollektivversicherungen mit 26,69 Prozent. Die Risiko-Lebensversicherung liegt bei 16,93 Prozent und behauptet sich als tragende Säule der biometrischen Absicherung. Selbst die Rentenversicherungen einschließlich selbstständiger BU-Verträge kommen mit 15,13 Prozent noch deutlich vor der KLV ins Ziel, auch wenn sie im aktuellen Marktumfeld ebenfalls keine Wachstumstreiber sind.

Bestand als Echo früherer Stärke

Auch im Bestand zeigt sich die KLV im Rückzug: 2024 sank die Zahl der Verträge auf 12.044.196 Policen – ein Rückgang um 921.619 Stück beziehungsweise 7,11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig entfallen damit noch 15,23 Prozent aller Hauptversicherungen auf diese Sparte, was verdeutlicht, wie stark das frühere Kerngeschäft der Branche im Bestand nachwirkt, auch wenn es im Neugeschäft kaum noch eine Rolle spielt.

Versicherungsbote zeigt, wer 2024 noch KLV-Neugeschäft schreibt

Dennoch gibt es Versicherer, die trotz des schwachen Marktumfelds weiterhin relevante Stückzahlen in der KLV erzielen – auch wenn deren Anteil am jeweiligen Gesamtneugeschäft stark schwankt und je nach Anbieter zwischen deutlich mehr als der Hälfte und nur gut einem Prozent liegt. Für den Vergleich in dieser Bildstrecke sind deshalb nicht die Quoten entscheidend, sondern die absoluten Stückzahlen. Wer 2024 die meisten KLV-Policen eingelöst hat, zeigt die folgende Übersicht.

Zur besseren Vergleichbarkeit konzentrieren wir uns auf die Vertragszahlen, auch wenn die laufenden Beiträge des Neugeschäfts eine zweite wichtige Größe darstellen: Hier erreichte die KLV branchenweit rund 123,2 Millionen Euro und liegt damit näher an der Risiko-Lebensversicherung, deren laufende Beiträge 2024 etwa 198,8 Millionen Euro betrugen. Diese Relation zeigt, dass die geringe Stückzahl der KLV durch höhere durchschnittliche Beitragssummen relativiert wird – ein Aspekt, der für diese Bildstrecke jedoch bewusst ausgeklammert bleibt, um die Vergleichbarkeit nach Stückzahlen nicht zu verfälschen.

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Alle genannten Zahlen stammen aus dem aktuellen MAP-Report 941, dem neuen Bilanzrating aus dem Hause Franke und Bornberg. Die Studie bietet eine umfassende Datengrundlage zu Neugeschäft, Beständen und zentralen Bilanzkennzahlen der deutschen Lebensversicherer und kann kostenpflichtig über die Webseite der Rating-Experten aus Hannover bezogen werden.