Die Riester-Rente hatte seit dem Start vor über 23 Jahren einen schweren Stand. Inzwischen zeichnen viele Gesellschaften kein Neugeschäft mehr. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der förderfähigen Riester-Renten erneut gesunken. Nach 13 Jahren mit teilweise über 16,6 Millionen Riester-Policen rutschte der Bestand wieder unter die Grenze von 15 Millionen Verträgen. So zählte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Ende September insgesamt 14,974 Millionen Verträge. Das sind 529.000 Verträge weniger als zum Jahresende 2023. Das entspricht einem überschaubarem Bestandsverlust von 3,4 Prozent.

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Inzwischen wurden mehr als fünf Millionen Verträge seit Einführung vorzeitig gekündigt. Damit ist etwa jeder vierte der insgesamt 20 Millionen Riester-Policen vorzeitig beendet worden. Allein zwischen Januar und August 2025 kamen knapp 220.000 Kündigungen hinzu. Das berichtet das Verbraucherportal Finanztip und beruft sich auf Angaben der Deutschen Rentenversicherung. Wenn sich dieser Trend fortsetzen sollte, würde 2025 zum neuen Rekordjahr der Riester-Krise.

„Die Riester-Rente startete vor fast 25 Jahren mit dem Versprechen, die Rentenlücke zu schließen und den Menschen eine verlässliche Altersvorsorge zu bieten“, sagt Saidi Sulilatu, Chefredakteur von Finanztip. „Dieses Vorhaben ist gescheitert.“

Zwar plant die Bundesregierung ab 2026 die sogenannte Frühstartrente, die Kindern zwischen sechs und 18 Jahren eine staatliche Zulage von zehn Euro im Monat sichern soll. Eine Ausweitung des unterstützten Personenkreises beziehungsweise eine wirkliche Riester-Reform sei absehbar: „Ein Fehler, denn die Frühstartrente in der diskutierten Form verfehlt das Ziel einer breiten Vorsorge“, so Sulilatu. „Altersvorsorge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – nicht nur eine Kinderzulage“. Doch gerade Eltern, Berufseinsteiger oder Alleinerzieher bräuchten Unterstützung. Geschehe dies nicht bliebe ein sicheres Alterseinkommen oft unerreichbar, mahnen die Verbraucherschützer.

Das Verbaucherportal fordert deshalb ein staatlich gefördertes Vorsorgedepot für alle. Das erinnert an das Altersvorsorgedepot, dass die letzte Bundesregierung bearbeitet hatte. Der damalige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) wollte zunächst ein Generationenkapital installieren und damit die Deutsche Rentenversicherung stabilisieren. Nach dem breiten Gegenwind der Ampelparteien wurde schließlich das Altersvorsorgedepot, dass nebenbei für eine Stärkung der Aktienkultur in Deutschland sorgen sollte.

In einem Positionspapier leitet der Geldratgeber fünf Lehren aus dem Riester-Desaster ab:

  • Niedrigere Kosten, höhere Rendite: Standardisierte ETF-Produkte mit gedeckelten Gebühren von maximal 0,5 Prozent.
  • Produkte ohne starre Garantien: Wahlfreiheit zwischen Angeboten mit und ohne Kapitalgarantie.
  • Flexible Auszahlmodelle: Teilentnahmen und vererbbare Auszahlungen statt rigider Verrentung.
  • Opt-out-Modelle: Automatische Teilnahme, sofern nicht aktiv widersprochen wird, um mehr Menschen einzubeziehen.
  • Einfache Steuerregeln: Klare, transparente Förderung und absetzbare Zusatzbeiträge für Geringverdienende.

Sulilatu betont: „Viele Menschen unterschätzen, wie viel sie sparen müssen, um später abgesichert zu sein“. Nur wer früh anfängt, hat realistische Chancen, seine Rentenlücke zu schließen. Eine Beispielrechnung zeigt: Eine 30-Jährige müsste rund 430 Euro pro Monat in einen globalen ETF investieren, um abgesichert zu sein. Beginnt sie erst mit 40 Jahren, steigt der Betrag auf knapp 690 Euro. Doch derzeit schaffen es nur 20 Prozent der 30- bis 39-Jährigen, über 400 Euro monatlich für die Altersvorsorge zurückzulegen.

Berechnen Sie Ihre zukünftigen Altersvorsorgeansprüche mit unserem praktischen Riester-Renten-Rechner.