Hausratversicherung: Die größten Verlierer beim Vertragsbestand
Die Hausratversicherung bleibt ein stabiler Gewinnbringer der Branche – doch nicht alle Anbieter können ihre Bestände halten. 2023 verloren 24 der 50 größten Gesellschaften Verträge, teils in fünfstelliger Größenordnung. Versicherungsbote zeigt die größten Verlierer.

- Hausratversicherung: Die größten Verlierer beim Vertragsbestand
- Bittere Bilanz: Wer die meisten Verträge verlor
Die Hausratversicherung gehört zu den beliebtesten Sachversicherungen der Deutschen: knapp 80 Prozent der Haushalte sichern ihr Hab und Gut gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel oder Einbruchdiebstahl ab. Die Police gilt als Standard in der privaten Vorsorge – nicht zuletzt, weil Möbel, Haushaltsgeräte und technische Ausstattung im Schadenfall schnell Werte im fünfstelligen Bereich erreichen können. In Befragungen rangiert die Hausratversicherung regelmäßig vor deutlich existenzielleren Produkten wie der Risikolebensversicherung oder dem Berufsunfähigkeitsschutz (Versicherungsbote berichtete). So verwundert es kaum, dass die Hausratversicherung als zwar kleiner, aber verlässlicher Ertragsträger im Kompositgeschäft gilt.
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„Klein“ deshalb, weil ihr Anteil am Gesamtmarkt begrenzt ist: Rechnet man alle gebuchten Bruttobeiträge im deutschen Kompositgeschäft zusammen, stammen im Durchschnitt nur rund fünf Prozent dieser Einnahmen aus der Hausratversicherung. Dafür erwirtschaftet sie aber überdurchschnittliche Ergebnisse. Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Schadenquote bei 43,24 Prozent, nach 38,37 Prozent im Vorjahr. Die Schaden-Kosten-Quote blieb mit 80,06 Prozent weiterhin klar unter der kritischen Marke von 100 Prozent. Damit erzielten die Anbieter ein durchschnittliches versicherungstechnisches Ergebnis von 8,82 Millionen Euro – ein Beleg für die Profitabilität der Sparte.
Ein nahezu ausgeschöpfter Markt
Trotz ihrer weiten Verbreitung stößt die Hausratversicherung im Neugeschäft seit Jahren an Grenzen. Neue Kundengruppen lassen sich nur schwer erschließen: Vor allem junge Haushalte ohne größere materielle Werte sehen häufig keinen unmittelbaren Bedarf – oder schließen erst nach einem Schadenfall eine Police ab. Hinzu kommt die starke Konkurrenz im digitalen Vertrieb: Vergleichsportale, Direktversicherer und InsurTechs werben aggressiv um preissensible Kundinnen und Kunden, oft mit vereinfachten Abschlussprozessen und Rabatten. Für etablierte Gesellschaften bedeutet das, dass zusätzliche Marktanteile nur mit erheblichem Marketing- und Preisdruck zu gewinnen sind.
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Das zeigt sich auch mit Blick auf die Geschäftszahlen für 2023: Nur 26 der größten Hausratversicherer konnten im Bestand wachsen, bei 24 schrumpfte die Zahl der Policen. Betroffen waren dabei nicht nur kleinere Spezialisten, sondern auch große Marktakteure mit hoher Reichweite und Bekanntheit. Und während einzelne Gesellschaften nur leichte Einbußen hinnehmen mussten, summierten sich die Verluste bei den größten Verlierern auf fünfstellige Größenordnungen – mit spürbaren Folgen für ihre Marktposition.
Bittere Bilanz: Wer die meisten Verträge verlor
Die folgende Auswertung richtet sich nach den absoluten Bestandsverlusten. Entscheidend ist also nicht, wie stark die Bestände prozentual schrumpften, sondern wie viele Verträge eine Gesellschaft im Jahr 2023 verloren hat. Dadurch tauchen vor allem große Anbieter an der Spitze auf – denn nur bei ihnen können die Rückgänge fünfstellige Größenordnungen erreichen. Drei Gesellschaften stachen dabei besonders hervor:
Gothaer Allgemeine: größter Verlust 2023 – und neue Lage ab 2024
Die Gothaer Allgemeine verzeichnete 2023 den höchsten absoluten Rückgang im Markt: minus 24.189 Verträge. Der Bestand sank von rechnerisch 666.684 auf 642.495 Policen (Rückgang um rund 3,63 Prozent). Die gebuchten Bruttoprämien stiegen trotz Bestandsminus um 0,93 Prozent auf 84,80 Millionen Euro. Mit einem Marktanteil von 2,35 Prozent (gemessen an branchenweit verbuchten Prämien) rangiert die Gothaer auf Platz 14 unter den 50 größten Anbietern.
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Wichtig für die Einordnung: Seit 2024 treten Gothaer und Barmenia spartenübergreifend unter einem gemeinsamen Dach auf. Die ersten veröffentlichten Kennzahlen legen steigende Nachfrage auch im Kompositgeschäft nahe: Nach Unternehmensangaben wuchs das Neugeschäft um rund dreiundzwanzig Prozent bei der Barmenia Allgemeine und um fünfzehn Prozent bei der Gothaer Allgemeine; gemeinsam erhöhten sich die gebuchten Bruttobeiträge im Sachbereich 2024 um 11,1 Prozent auf 3,04 Milliarden Euro (Versicherungsbote berichtete). Die Fusion könnte demnach zu einer gestärkten Marke und perspektivisch auch zu wieder zunehmender Nachfrage in der Hausratversicherung führen. Für diesen Artikel gilt jedoch: Die dargestellten Zahlen stammen aus dem Branchenmonitor Hausrat 2024 der V.E.R.S. Leipzig, der Kennzahlen für die Jahre 2018 bis 2023 auswertet. Wir betrachten daher die Hausratbestände der Gothaer Allgemeine und der Barmenia Allgemeine noch getrennt.
Der Barmenia Allgemeine ging es mit Blick auf die Vertragszahlen 2023 besser: Sie steigerte ihren Hausratbestand um 12.436 auf 213.097 Verträge; die gebuchten Bruttoprämien lagen bei 22,00 Millionen Euro. Das entspricht einem Marktanteil von 0,61 Prozent und Rang 32 unter den 50 größten Anbietern.
HDI Versicherung: zweithöchstes Minus sorgt für Prämienrückgang
Die HDI Versicherung verlor 18.417 Verträge in 2023 und reduzierte ihren Bestand von rechnerisch 554.346 auf 535.929 Policen (rund –3,32 Prozent). Die Prämien gaben leicht nach (–0,34 Prozent auf 75,20 Millionen Euro). Mit 2,08 Prozent Marktanteil hält HDI Rang 15. Die Größenordnung zeigt: Auch mittlere Großanbieter sind vom Nachfragedruck betroffen – absolute Verluste im fünfstelligen Bereich bleiben dabei dennoch im Marktvergleich auffällig.
Provinzial: Vertragsminus gefährdet nicht die Marktposition
Die Provinzial verlor 2023 17.464 Verträge und fiel damit knapp unter die Million auf 999.970 Policen (minus 1,72 Prozent). Gleichzeitig stiegen die gebuchten Bruttoprämien um 3,8 Prozent auf 178,92 Millionen Euro. Mit einem Marktanteil von 4,95 Prozent bleibt die Gesellschaft dadurch dennoch unverändert die Nummer drei im Hausratmarkt.
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Weitere Bestandsverlierer im Überblick
Neben den drei größten Verlierern verzeichneten weitere Gesellschaften 2023 rückläufige Bestände. In der Breite fielen die Minuswerte kleiner aus; häufig stiegen dennoch die Bruttoprämien – ein Hinweis auf Tarifanpassungen. In der folgenden Übersicht listen wir die Bestandsverluste bis Rang zehn (absolute Zahlen):
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- DEVK Allgemeine: minus 12.877 Verträge; Bestand 1.005.763; Prämien plus 5,5 Prozent auf 133,27 Millionen Euro; Marktanteil 3,69 Prozent (Rang 8).
- Dialog Versicherung: minus 9.678 Verträge; Bestand 231.974; Prämien minus 0,95 Prozent auf 28,16 Millionen Euro; Marktanteil 0,78 Prozent (Rang 29).
- VHV: minus 9.574 Verträge; Bestand 396.855; Prämien plus 2,6 Prozent auf 42,35 Millionen Euro; Marktanteil 1,17 Prozent (Rang 23).
- VGH Landschaftliche Brandkasse: minus 8.529 Verträge; Bestand 452.830; Prämien plus 4,4 Prozent auf 95,19 Millionen Euro; Marktanteil 2,64 Prozent (Rang 13).
- DEVK VVaG: minus 8.411 Verträge; Bestand 359.442; Prämien plus 5,1 Prozent auf 45,06 Millionen Euro; Marktanteil 1,06 Prozent (Rang 22).
- R+V Allgemeine: minus 7.726 Verträge; Bestand 1.123.824; Prämien plus 4,4 Prozent auf 152,76 Millionen Euro; Marktanteil 4,23 Prozent (Rang 5).
- Concordia: minus 6.904 Verträge; Bestand 251.423; Prämien plus 5,1 Prozent auf 31,01 Millionen Euro; Marktanteil 0,86 Prozent (Rang 26).
Hintergrund
Grundlage der Analyse sind Daten des Branchenmonitors Hausratversicherung 2024 der V.E.R.S. Leipzig GmbH, der die 50 größten Anbieter und über 90 Prozent des deutschen Marktes abdeckt. Mit detaillierten Kennzahlen zu Vertragsbeständen, Prämien und wirtschaftlichen Ergebnissen bietet der Monitor ein umfassendes Bild der Entwicklungen in der Hausratversicherung. Die Differenzen hat Versicherungsbote eigenständig berechnet (ohne Gewähr). Der Monitor kann kostenpflichtig über die Leipziger Experten bestellt werden.
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