Versicherungsvertrieb 2.0: Was Deutschland von Asien lernen kann
Während deutsche Versicherer noch über den Einsatz von KI diskutieren, nutzen Anbieter in Südostasien die Technologie bereits als Turbo für Vertrieb, Kundenbindung und Innovation. Ob virtuelle Trainingsplattformen oder KI-gestützte Produktindividualisierung – der Vorsprung ist deutlich. Wer in Deutschland jetzt investiert, sichert sich entscheidende Wettbewerbsvorteile.

In Südostasien ist die Zukunft des Versicherungsvertriebs längst Realität. Während hierzulande noch über Strategien und mögliche Risiken künstlicher Intelligenz (KI) debattiert wird, setzen Marktführer wie AIA, Manulife oder FWD die Technologie bereits flächendeckend ein – nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern gezielt als Hebel für besseren Vertrieb, stärkere Kundenbindung und beschleunigte Innovation.
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„Asiens Versicherer setzen KI nicht als Buzzword ein, sondern als echten Business-Enabler – und das mit messbarem Erfolg“, sagt Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher. „Wir sehen dort eine beeindruckende Konsequenz in der Umsetzung, die deutschen Versicherern als Blaupause dienen kann.“
Besonders weit sind die asiatischen Versicherer bei der personalisierten Kundenansprache. So stattet Manulife seine Vermittler mit generativer KI aus, die Kundenprofile in Echtzeit analysiert und sofort passende Gesprächsstrategien vorschlägt. Noch immersiver ist der Ansatz der FWD Group: Ihre virtuelle Trainingsplattform „FWD Cube“ lässt Vermittler realistische Beratungsgespräche mit KI-gesteuerten Avataren üben. „Das ist Coaching on demand – adaptiv, skalierbar und individuell“, sagt Tobias Schulz, Senior Director bei Simon-Kucher. „Die Folge: bessere Beratung, höhere Abschlussquoten, kürzere Verkaufszyklen.“
Maßgeschneiderte Produkte, reibungslose Abläufe
Auch bei der Produktindividualisierung setzen Anbieter wie Seamless Insure oder AIA auf KI. Passgenaue Empfehlungen, konsequent digitale Customer Journeys und automatisierte Prozesse sorgen für kürzere Bearbeitungszeiten, weniger Reibungspunkte und höhere Kundenzufriedenheit. Das zahlt sich doppelt aus: in einem messbaren Vertrauensgewinn und gesteigerter Kundenloyalität.
Von Lebens- über Kranken- bis zur Sachversicherung ist KI in Asien entlang der gesamten Wertschöpfungskette präsent. Great Eastern Life nutzt sie für dynamische Aktuarmodelle und Sentiment-Analysen, um Abwanderung zu verhindern. In der Sachversicherung verbessern KI-Systeme sowohl das Underwriting als auch die Betrugserkennung.
Der schnelle Fortschritt ist kein Zufall. In Märkten wie Malaysia oder Thailand fördern Aufsichtsbehörden aktiv den Einsatz neuer Technologien, ohne ethische Standards zu vernachlässigen. Nationale KI-Strategien, Innovationsfonds und experimentierfreudige Marktteilnehmer schaffen ein Klima, in dem sich neue Lösungen zügig skalieren lassen.
Was deutsche Versicherer daraus lernen können
Für Deutschland liegen die strukturellen Voraussetzungen anders – doch genau darin liegt laut Branchenexperten auch eine Chance. „Wer jetzt in KI investiert, schafft sich einen echten Wettbewerbsvorteil“, sagt Schmidt-Gallas. Die Lehren aus Südostasien:
- Datenqualität entscheidet – ohne saubere, integrierte Datenbasis bleibt jedes KI-Projekt Stückwerk.
- Vermittler stärken statt ersetzen – KI wird zum Co-Piloten, nicht zum Konkurrenten.
- Kundenzentrierung leben – personalisierte Angebote werden zum Differenzierungsfaktor.
- Governance mitdenken – klare Regeln und Transparenz sind Voraussetzung für Vertrauen.
Fazit: Es geht nicht um das „Ob“ – sondern um das Tempo
Südostasien demonstriert, wie KI als strategischer Hebel funktioniert. Für deutsche Versicherer heißt das: jetzt handeln, schnell konzipieren und zügig umsetzen. Denn KI ist kein Hype, sondern längst ein entscheidender Erfolgsfaktor im Vertrieb.