Die Hausratversicherung gilt als stiller Ertragsträger der Versicherungswirtschaft. Zwar macht sie mit rund fünf Prozent nur einen kleinen Teil der gebuchten Bruttoprämien im Kompositgeschäft aus, doch ihre Wirtschaftlichkeit ist überdurchschnittlich. 2023 lag die durchschnittliche Schadenquote bei 43,24 Prozent – leicht höher als im Vorjahr, aber weiterhin klar unter der 50-Prozent-Marke. Auch die Schaden-Kosten-Quote blieb mit 80,06 Prozent deutlich unter der kritischen Schwelle von 100 Prozent, was den meisten Anbietern ein solides versicherungstechnisches Ergebnis bescherte: Im Durchschnitt erzielte jedes Unternehmen 2023 einen Gewinn von 8,82 Millionen Euro (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung).

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Im langjährigen Trend konnte die Sparte ihre Bestände langsam, aber stetig ausbauen. Zwischen 2018 und 2023 stieg die durchschnittliche Vertragszahl pro Anbieter von 457.331 auf 501.715 Policen. Doch nicht alle Gesellschaften profitieren in gleichem Maße. 2023 verzeichneten nur 26 der 50 größten Hausratversicherer wachsende Bestände, während bei 24 Unternehmen die Zahl der Policen schrumpfte.

Limitierte Wachstumschancen im Wettbewerb

Ein Grund für diese Spreizung: Die Hausratversicherung gilt zwar als unverzichtbarer Bestandteil des privaten Versicherungsschutzes, doch neue Kundengruppen lassen sich nur schwer erschließen. Vor allem jüngere Haushalte und Personen ohne größere materielle Werte sehen oft keinen Bedarf – oder schließen erst nach einem Schadenfall eine Police ab. Auch die starke Konkurrenz im hart umkämpften Onlinegeschäft erschwert es etablierten Anbietern, zusätzliche Marktanteile zu gewinnen.

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Auch die zunehmende Konkurrenz im digitalen Vertrieb setzt die Anbieter unter Druck. Vergleichsportale, Direktversicherer und InsurTechs werben aggressiv um preissensible Kundinnen und Kunden – oft mit einfachen Abschlussprozessen und Rabatten, die etablierte Gesellschaften in dieser Form nicht immer bieten können. Für traditionelle Versicherer bedeutet das, dass sie Bestandskunden halten müssen, während zusätzliche Marktanteile nur mit erheblichem Marketing- und Preisdruck zu gewinnen sind.

Die größten Gewinner im Vertragsbestand

Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnten einige Gesellschaften ihre Bestände im Jahr 2023 deutlich ausbauen – teils in fünfstelliger Größenordnung. Dabei zeigt sich: Hohe absolute Zuwächse finden sich sowohl bei großen Marktführern als auch bei kleineren Spezialanbietern. Für die einen sind die Gewinne ein Beleg für eine starke Marktposition und effektives Cross-Selling im Bestand, für die anderen Ausdruck einer erfolgreichen Nischenstrategie. Versicherungsbote stellt jene Unternehmen vor, die in absoluten Zahlen am meisten hinzugewonnen haben:

  1. Allianz: Größter Zuwachs bei Verträgen: Die Allianz sicherte sich 2023 mit Abstand den Spitzenplatz beim Vertragswachstum in der Hausratversicherung. Der Bestand wuchs um 89.517 Policen – von 2.758.477 im Vorjahr auf 2.847.994 Verträge. Damit unterstreicht die Allianz ihre Position als unangefochtener Marktführer: Mit einem Marktanteil von 12,36 Prozent (nach Prämieneinnahmen) steht sie an der Spitze der 50 größten Anbieter. Auch die gebuchten Bruttoprämien legten zu – von 418,84 Millionen Euro auf 446,51 Millionen Euro.
  2. Ammerländer Versicherung: Zweitgrößter Zuwachs bei Verträgen Mit einem Plus von 47.070 Verträgen konnte die Ammerländer ihren Bestand von 759.358 auf 806.428 Policen ausbauen. Der Marktanteil nach Prämieneinnahmen liegt bei 1,46 Prozent, was Rang 19 der größten Anbieter bedeutet. Die Bruttoprämien stiegen von 57,83 Millionen Euro auf 63,86 Millionen Euro.
  3. HUK24: Drittgrößter Zuwachs bei Verträgen: Die Direktversicherungstochter der HUK erzielte einen Zuwachs von 40.830 Verträgen – der Bestand stieg von 422.503 auf 463.333 Policen. Mit einem Marktanteil von 1,06 Prozent belegt die HUK24 Rang 24 unter den größten Anbietern. Die Bruttoprämien erhöhten sich von 34,67 Millionen Euro auf 38,16 Millionen Euro.

Neben diesen drei Gesellschaften auf dem Siegertreppchen konnten weitere sieben Anbieter ihre Vertragszahlen im Jahr 2023 spürbar steigern. Auch hier reicht die Spannweite von großen Marktführern bis zu kleineren, regional oder thematisch spezialisierten Versicherern:

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  • HUK-Coburg Allgemeine: Viertgrößter Zuwachs bei Verträgen: Die HUK-Coburg Allgemeine steigerte ihren Bestand um 30.215 Verträge – von 1.145.784 auf 1.175.999 Policen. Damit belegt sie mit einem Marktanteil von 2,84 Prozent Platz 12. Die Bruttoprämien stiegen von 97,34 Millionen Euro auf 102,67 Millionen Euro.
  • Die Haftpflichtkasse: Fünftgrößter Zuwachs bei Verträgen: Die Haftpflichtkasse vergrößerte ihren Vertragsbestand um 28.532 Stück – von 556.002 auf 584.534 Policen. Mit einem Marktanteil von 1,77 Prozent liegt sie auf Rang 18 nach Prämienvolumen. Die Bruttoprämien wuchsen von 57,83 Millionen Euro auf 63,86 Millionen Euro.
  • Bayerische Allgemeine: Sechstgrößter Zuwachs bei Verträgen: Mit einem Plus von 23.485 Verträgen erhöhte die Bayerische Allgemeine ihren Bestand von 143.413 auf 166.898 Policen. Der Marktanteil beträgt 0,41 Prozent (Rang 42) – hier steht der Zuwachs in einem auffallenden Widerspruch zur Marktgröße. Die Bruttoprämien stiegen von 12,28 Millionen Euro auf 14,70 Millionen Euro.
  • LVM: Siebtgrößter Zuwachs bei Verträgen: Die LVM konnte ihren Bestand um 20.236 Verträge steigern – von 977.155 auf 997.391 Policen. Sie liegt mit einem Marktanteil von 4,18 Prozent auf Rang 6 der größten Anbieter. Die Bruttoprämien wuchsen von 140,79 Millionen Euro auf 150,81 Millionen Euro.
  • Alte Leipziger: Achtgrößter Zuwachs bei Verträgen: Die Alte Leipziger verzeichnete ein Plus von 15.291 Policen, wodurch der Bestand von 97.424 auf 112.715 Verträge anwuchs. Ihr Marktanteil liegt bei 0,50 Prozent (Rang 35) – auch sie gehört also trotz des erstaunlichen Zuwachses zu den kleineren Akteuren am Markt. Die Bruttoprämien stiegen von 16,43 Millionen Euro auf 18,24 Millionen Euro.
  • WGV-Versicherung: Neuntgrößter Zuwachs bei Verträgen: Die WGV konnte ihren Vertragsbestand um 14.154 Verträge auf 252.308 steigern (Vorjahr: 238.154). Mit einem Marktanteil von 0,53 Prozent belegt sie Rang 34. Die Bruttoprämien erhöhten sich von 17,86 Millionen Euro auf 19,21 Millionen Euro.
  • Barmenia Allgemeine: Zehntgrößter Zuwachs bei Verträgen Mit 12.436 zusätzlichen Policen wuchs der Bestand der Barmenia Allgemeine von 200.661 auf 213.097 Verträge. Der Marktanteil beträgt 0,61 Prozent (Rang 32). Die Bruttoprämien stiegen von 21,87 Millionen Euro auf 22,00 Millionen Euro.

Hintergrund: Grundlage der Analyse sind Daten des Branchenmonitors Hausratversicherung 2024 der V.E.R.S. Leipzig GmbH, der die 50 größten Anbieter und über 90 Prozent des deutschen Marktes abdeckt. Mit detaillierten Kennzahlen zu Vertragsbeständen, Prämien und wirtschaftlichen Ergebnissen bietet der Monitor ein umfassendes Bild der Entwicklungen in der Hausratversicherung. Die Differenzen hat Versicherungsbote eigenständig berechnet (ohne Gewähr). Der Monitor kann kostenpflichtig über die Leipziger Experten bestellt werden.

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