Frühstart-Rente: Wie Eltern aus 10 Euro über 500 Euro Rente machen könnten
Die geplante Frühstart-Rente der Bundesregierung trifft auf breite Zustimmung. Doch reicht das Konzept aus? Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat zehn Thesen veröffentlicht, die Stärken, Schwächen und Verbesserungspotenziale des Modells analysieren. Die Forderung: Mehr Flexibilität, mehr Eigenverantwortung und echte Anschlussfähigkeit.

Ab 2026 soll die sogenannte Frühstart-Rente in Deutschland starten. Das will die Bundesregierung im Herbst 2025 beschließen. Die Frühstart-Rente sieht vor, dass der Staat jedem Kind zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr monatlich 10 Euro in ein individuelles Altersvorsorgekonto einzahlt. Das Kapital soll in Aktien, ETFs oder andere Wertpapiere investiert werden und im Depot steuerfrei und unangetastet bis zur Rente liegen.
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Ziel ist es, frühzeitig einen Grundstein für die private Altersvorsorge zu legen und von Zins- und Renditeeffekten zu profitieren. Damit versteht sich die Frühstart-Rente nicht nur als finanzielle Förderung, sondern auch als pädagogischer Impuls. Denn dadurch könne jungen Menschen frühzeitig der Wert des Sparens vermittelt werden. Der entscheidende Faktor sei: früh anfangen, lange besparen.
Doch wie sinnvoll ist das Modell wirklich? Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat die Akzeptanz der Frühstart-Rente im Rahmen einer repräsentativen Umfrage mit 1.000 Teilnehmern untersucht. Auf Basis dieser Umfrage wurden nun zehn Thesen vorgelegt. Das Ergebnis: Die Zustimmung zur Grundidee ist hoch – 85,4 Prozent befürworten das Vorhaben, viele allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Eine der zentralen Forderungen des DIVA: Der staatliche Zuschuss sollte an eine verpflichtende Beteiligung der Eltern gekoppelt sein. Fast 80 Prozent der befragten Eltern wären bereit, zusätzlich zum staatlichen Beitrag 10 Euro monatlich beizusteuern. Auch Einmalzahlungen wie etwa zu Geburtstagen seien laut Umfrage denkbar und könnten das Sparvolumen erheblich steigern.
Doch das DIVA mahnt auch zur Vorsicht: Die Frühstart-Rente dürfe kein politisches Feigenblatt sein, das dringend notwendige Rentenreformen vertagt. Ihre Wirkung entfalte sie frühestens in 50 bis 60 Jahren. Zudem sei eine engere Verzahnung mit bestehenden Modellen wie der Riester-Rente notwendig, um Anschlussfähigkeit und Effizienz sicherzustellen.
10 Thesen zur Frühstart-Rente und grundsätzliche Verbesserungsvorschläge:
- Die Frühstart-Rente ist eine gute Sache. Auch in der Bevölkerung trifft sie auf breite Zustimmung.
- Der Staatszuschuss von 10 Euro monatlich sollte an die Bedingung geknüpft werden, dass die Eltern (mindestens) denselben Betrag dazutun. Die Bereitschaft dazu ist hoch.
- Die Frühstart-Rente sollte die Möglichkeit lassen, den Sparbetrag mit Einmalbeträgen aufzustocken. Das wäre ein beachtlicher Hebel für das spätere Rentenkapital.
- Die Frühstart-Rente sollte bis zum Ende der Ausbildung, mindestens bis zum 18. Lebensjahr gezahlt werden.
- Die Frühstart-Rente sollte flexible Anlagemöglichkeiten zulassen, neben Aktienfonds auch klassische und fondsgebundene Rentenversicherungen oder Bausparverträge.
- Die Frühstart-Rente muss nach Ende der staatlichen Frühstart-Förderung anschlussfähig sein. Auch eine Integration von Frühstart-Rente und (reformierter) Riester-Rente zu einem einheitlichen Fördersystem ist vorstellbar.
- Die Frühstart-Rente löst nicht die akuten Probleme des deutschen Rentensystems. Sie darf nicht als politisches Alibi dafür herhalten, dringende Reformen zu verschleppen.
- Die richtigen Prioritäten setzen: Zunächst Riester reformieren, dann Frühstart-Rente.
- Soweit derzeit bekannt, wäre die Frühstart-Rente lediglich eine marginale Ergänzung der Altersvorsorge. Das ist unzureichend, aber ausbaufähig.
- Bei zielführender konzeptioneller Gestaltung könnte die monatliche Zusatzrente auf mehrere hundert Euro ansteigen. Hier liegt sehr viel Potenzial.
Kritisch bewertet das Institut die derzeitige Begrenzung auf den Zeitraum 6 bis 18 Jahre sowie die ausschließliche Anlageform in Wertpapiere. Empfohlen wird stattdessen ein flexibler Förderrahmen, der auch klassische oder fondsgebundene Rentenversicherungen und Bausparverträge einbezieht.
Das DIVA fordert außerdem ein ausbaubares, konzeptionell starkes Modell: Mit staatlicher Förderung, elterlichen Zuzahlungen und Einmalbeiträgen ließe sich eine Zusatzrente von mehreren hundert Euro im Monat erreichen. Voraussetzung sei allerdings eine langfristige Strategie mit einem breiten Produktangebot, lebenslanger Einzahlungsmöglichkeit und staatlicher Anschlussförderung.
Das Institut hat sich hierzu verschiedene Szenarien angeschaut und diese durchgerechnet:
- Basisszenario: Bei lediglich einem staatlichen Zuschuss von 10 Euro monatlich vom 6. bis zum 18. Lebensjahr und einer durchschnittlichen jährlichen Börsenentwicklung von 5 Prozent beläuft sich zu Rentenbeginn mit 67 Jahren das Altersvorsorgedepot auf rund 21.000 Euro. Überschlägig führt dies bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 90 Jahren zu einer monatlichen Zusatzrente von rund 125 Euro bzw. nach heutiger Kaufkraft von rund 36 Euro (bei einer unterstellten jährlichen Inflation von 2 Prozent).
- Zuzahlungsszenario: Falls zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr die Eltern einen zusätzlichen Eigenbeitrag von ebenfalls 10 Euro leisten und zudem Oma und Opa jedes zweite Jahr zum Geburtstag weitere 500 Euro zuschießen, summiert sich das Rentenstartkapital mit 67 Jahren auf ca. 86.000 Euro. Daraus errechnet sich eine monatliche Rente von rund 520 Euro bzw. inflationsbereinigt von rund 150 Euro.
- Erweiterte Szenarien: Ein früherer Förderzeitraum (z.B. ab Geburt), im Laufe der Jahrzehnte steigende staatliche Förderbeträge, eine höhere Einzahlungspflicht der Eltern (z.B. monatlich 20 Euro) und weitere regelmäßige und einmalige Einzahlungen nach dem 18. Lebensjahr würden das Rentenstartkapital weiter erhöhen. Die inflationsbereinigte monatliche Zusatzrente könnte auf einige hundert Euro ansteigen.
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