Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge: Deutsche weniger bereit für Kosten und Verluste
Für deutsche Sparer bleibt das Thema Nachhaltigkeit interessant. Aber: Die Bereitschaft, dafür Rendite oder höhere Kosten zu akzeptieren, sinkt deutlich. In der Altersvorsorge gewinnt Aufklärung über nachhaltige Wirkung stärker an Bedeutung. Versicherer und Berater müssen jetzt das Verhältnis von Nachhaltigkeit und Rendite neu vermitteln.

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle im Vorsorgeverhalten vieler Deutscher. Doch die Bereitschaft, finanzielle Zugeständnisse dafür zu machen, schwindet zunehmend. Denn laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag der Stuttgarter Lebensversicherung würden aktuell nur noch 28 Prozent der Deutschen bewusst eine niedrigere Rendite zugunsten nachhaltiger Anlagen akzeptieren. Das sind acht Punkte weniger als im Vorjahr. Davon wären 16 Prozent bereit, einen leichten Abschlag (z. B. 4,5 statt 5 Prozent), acht Prozent einen moderaten, und lediglich vier Prozent würden eine deutliche Einbuße in Kauf nehmen. Drei von zehn Deutschen (30 Prozent) lehnen eine Renditekürzung vollständig ab.
Anzeige
Auch bei den Kosten zeigt sich ein klarer Trend: Nur 22 Prozent der Bevölkerung stünden höheren Verwaltungsgebühren für nachhaltige Fonds positiv gegenüber. Im Vorjahr waren es noch 26 Prozent. Die Mehrheit verweigert sich deutlich überhöhten Zusatzkosten.
Trotzdem bleibt Nachhaltigkeit in der Beratung ein zentrales Element. 43 Prozent der Deutschen ist es wichtig, dass ökologische und soziale Kriterien in der Altersvorsorge berücksichtigt werden. 47 Prozent wollen aufgeklärt werden, wie ihre Investments zur Transformation der Wirtschaft beitragen. Besonders groß ist das Bedürfnis nach Transparenz. Denn immerhin 54 Prozent wünschen sich regelmäßige Rückmeldungen zur Wirkung ihrer Beiträge.
Der langfristige Trend zeigt, dass das grundsätzliche Interesse an nachhaltiger Vorsorge weiterhin bestehen bleibt. Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) sagen, dass sich ihre Sicht auf Nachhaltigkeit im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat, bei 20 Prozent hat das Thema sogar an Bedeutung gewonnen. Nur 18 Prozent nehmen eine rückläufige Relevanz wahr. Die Gründe dafür sind wirtschaftliche Unsicherheit (50 Prozent), Übermüdung der Debatte (39 Prozent) sowie politische Themenverschiebungen (36 Prozent).
„Die Ergebnisse zeigen eine wachsende Preissensibilität, wenn es um nachhaltigkeitsorientierte Geldanlagen in der Altersvorsorge geht. Nachhaltigkeit wird weiterhin gewünscht, soll aber möglichst ohne spürbare Einbußen bei Rendite oder Kosten realisierbar sein. „Diese Entwicklung sollten wir als Branche aufmerksam beobachten“, empfiehlt Volker Bohn, Generalbevollmächtigter für unabhängige Vertriebspartner bei der Stuttgarter.
Für die Versicherungsbranche ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Die Nachfrage nach nachhaltigen Vorsorgeprodukten besteht, doch sie ist sensibel gegenüber Kosten- und Renditethemen. Aufklärung, Transparenz und realistische Angebote könnten entscheidend sein, um das Interesse langfristig zu sichern. „Für uns als Versicherer bedeutet das, noch stärker auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und die Wirkungsweise nachhaltigkeitsorientierter Kapitalanlagen noch nachvollziehbarer zu gestalten“, so Bohn.