PKV: Die Solvenzquoten der Marktführer
Welche PKV-Unternehmen erzielen die höchsten Beitragseinnahmen – und wie solide sind sie kapitalisiert? Versicherungsbote stellt in einer neuen Bildstrecke die zehn größten Anbieter vor und zeigt, wie stark ihre Kapitalbasis im Vergleich ausfällt.

Hintergrund: Wie viel Eigenkapital benötigen private Krankenversicherer, um auch in außergewöhnlichen Stresssituationen zahlungsfähig zu bleiben? Die zentrale Kennzahl dafür ist die sogenannte Solvenzquote. Sie zeigt, ob ein Unternehmen genug Mittel besitzt, um ein theoretisches Extremereignis – etwa sprunghaft steigende Leistungsausgaben – abzusichern. Grundlage ist ein Szenario, das rechnerisch nur einmal in 200 Jahren eintritt. Die gesetzliche Mindestanforderung liegt bei 100 Prozent.
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Laut MAP-Report Nr. 939 „Solvabilität im Vergleich“ beträgt die durchschnittliche Basisquote der privaten Krankenversicherung im Jahr 2024 rund 438,0 Prozent – nach 527,4 Prozent im Vorjahr. Die sogenannte Basisquote wird ohne rechnerische Hilfen wie Übergangshilfen oder Volatilitätsanpassungen berechnet – sie gibt somit ein besonders realistisches Bild der tatsächlichen Kapitalausstattung. Der Rückgang gilt als moderat, verweist aber auf reale Belastungsfaktoren: So stiegen die Leistungsausgaben 2024 um fast 10 Prozent auf 39,1 Milliarden Euro, was die Schadenquote auf 84,1 Prozent anwachsen ließ – ein Mehrjahreshoch. Parallel sank die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote auf 7,2 Prozent. Auch die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen (RfB) wurden spürbar reduziert. Hinzu kommt der seit Herbst 2023 wieder sinkende Leitzins, der Kapitalerwartungen dämpft und sich indirekt auf die Solvenzbemessung auswirken kann – Hintergründe hierzu liefert der aktuelle PKV-Marktausblick der Analyse-Experten von Assekurata.
Ein abrupter Einbruch wie in der Lebensversicherung blieb in der PKV jedoch aus – und das hat einen methodischen Hintergrund: In der Lebensversicherung stürzten 2024 vor allem die aufsichtsrechtlich gemeldeten Solvenzquoten ab, da die BaFin eine verpflichtende Neuberechnung zentraler Übergangshilfen angeordnet hatte. Viele Quoten verloren dadurch rechnerische Aufwertungen – ohne dass sich die tatsächliche Kapitalstärke verschlechtert hätte. In der PKV dagegen spielen solche Hilfsmaßnahmen kaum eine Rolle: Nur zwei von 36 Gesellschaften nutzen überhaupt das Rückstellungstransitional nach § 352 VAG – und das mit minimaler Wirkung. Auch Maßnahmen zur Zinsstruktur (§ 351 VAG) finden keine Anwendung, die Volatilitätsanpassung wird nur von acht Anbietern genutzt.
Der Unterschied ist systemisch: Die Lebensversicherung muss langfristige Leistungsversprechen über Jahrzehnte absichern und stützt sich dafür stärker auf Übergangsmechanismen nach Solvency II. Die PKV dagegen kann über Beitragsanpassungen zeitnah reagieren – ihre Solvenzquoten ergeben sich größtenteils ohne rechnerische Hilfen. Auffällig ist dennoch die große Spreizung: Während einige Marktführer hohe Puffer aufweisen, bewegen sich andere näher an der 200-Prozent-Marke. Eine hohe Solvenzquote steht für zusätzliche Sicherheitsreserven – sie ist jedoch nicht gleichbedeutend mit wirtschaftlicher Überlegenheit. Unterschiede in Geschäftsmodell, Rückstellungspraxis, Kapitalallokation oder Bilanzstruktur können die Quote stark beeinflussen. Auch bei großen Vollversicherern mit erheblichem Beitragsvolumen gilt: Erst im Zusammenspiel mit weiteren Kennzahlen lässt sich die Risikotragfähigkeit vollständig bewerten. Wichtig dabei: Auch die niedrigste Basisquote der betrachteten Marktführer liegt noch bei knapp 200 Prozent – und erfüllt damit die aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen rechnerisch doppelt aus eigener Kraft.
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Vor diesem Hintergrund stellt Versicherungsbote in der folgenden Bildstrecke jene zehn Unternehmen vor, die 2024 laut MAP-Report Nr. 939 die höchsten Bruttobeiträge in der privaten Krankenversicherung erzielt haben – und zeigt, wie stark ihre Kapitalbasis jeweils ausfällt. Grundlage ist die Basisquote – die Solvenzquote ohne Übergangshilfen. Der vollständige MAP-Report, der zahlreiche weitere Kennzahlen und Zeitreihen enthält, kann über die Webseite von Franke und Bornberg kostenpflichtig bezogen werden. Ergänzende Informationen zum Bestandsportfolio basieren auf dem Branchenmonitor Private Krankenversicherung der V.E.R.S. Leipzig GmbH.