Die globale Versicherungswirtschaft wächst – und das schneller als viele Volkswirtschaften. Doch der aktuelle „Global Insurance Report“ von Allianz Research mahnt: Dieses Wachstum speist sich zunehmend aus politischen Versäumnissen. Mit deutlichen Worten bringt Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran die Lage auf den Punkt:
„Die Versicherungsindustrie bleibt eine Wachstumsbranche. Zum großen Teil speist sich dieses Wachstum aber aus politischem Nicht-Handeln: Ungenügende Anpassungsinvestitionen bescheren immer höhere Klimaschäden, verschleppte Reformen im Rentensystem erfordern mehr Eigenleistungen. Auf Dauer ist die private Versicherungswirtschaft jedoch mit den Aufgaben eines gesellschaftlichen Reparaturbetriebs überfordert.“

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Laut der Allianz-Studie stiegen die weltweiten Prämieneinnahmen im Jahr 2024 auf über 7 Billionen Euro – ein Zuwachs von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark wuchs die Lebensversicherung mit +10,4 Prozent, gefolgt von der Sachversicherung (+7,7 %) und der Krankenversicherung (+7,0 %). Nordamerika dominierte das Wachstum, insbesondere durch eine massive Nachfrage nach Rentenversicherungen infolge gestiegener Zinsen.

Deutschland mit solider Entwicklung

Für Deutschland meldet der Bericht ein Beitragswachstum von +5,4 Prozent auf rund 235 Milliarden Euro. Dabei legte die Sachversicherung mit +7,8 Prozent am stärksten zu. Die Lebensversicherung konnte erstmals seit drei Jahren wieder wachsen (+2,6 %), blieb aber im europäischen Vergleich hinter Frankreich und Italien zurück. Auch die Krankenversicherung zeigte mit +6,2 Prozent ein stabiles Plus.

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Versicherungswirtschaft als Krisenpuffer?

Allianz Research sieht langfristige Wachstumschancen – allerdings auf einem fragilen Fundament. Das steigende Absicherungsbedürfnis sei global, befeuert durch zunehmende Naturkatastrophen, geopolitische Spannungen und demografische Verschiebungen. Doch Subran mahnt: Die Versicherungsbranche dürfe nicht allein die Lücken schließen, die Politik und Gesellschaft offen lassen. „Nur gemeinsam lassen sich die großen Herausforderungen der doppelten Transformation meistern.“