Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK Gesundheit, erwartet deutlich deutlich steigende Beiträge für gesetzlich Krankenversicherte. "Wir müssen bei der Krankenversicherung zum Jahresanfang 2025 mit einem Beitragsanstieg von 0,5 Prozentpunkten rechnen und bei der Pflegeversicherung von 0,2 Punkten“, sagte der Diplom-Volkswirt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

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Grund für die erwarteten Mehrkosten sei, dass es in beiden Zweigen der Sozialversicherung zu einer stärkeren Ausgabendynamik gekommen sei als erwartet. Die Krankenversicherung werde demnach bis zum Ende des Jahres ein Defizit von bis zu 2,5 Milliarden Euro auflaufen. Das sei eine "sehr vorsichtige Schätzung“, so Storm gegenüber RND.

Damit brechen alte Probleme zeitnah auf, die zunächst gekittet schienen. Denn auch die Pflegeversicherung werde, anders als dies Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kommuniziert habe, mit den Beitragseinnahmen und den zugeteilten Geldern nicht auskommen, warnt Storm. "Die Krankenkassen fahren auf der Felge“, warnt der Kassenfunktionär, Beitragserhöhungen seien im Wahljahr wohl unvermeidbar.

Gesundheitsreformen kosten zusätzliches Geld

Doch Karl Lauterbach plant auch Reformen, die zusätzliches Geld kosten - zumindest vorübergehend. Konkret spricht der DAK-Chef an, dass zusätzliche Medizinstudienplätze mit Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung geschaffen werden sollen. Diese seien zwar unstrittig nötig, aber die Finanzierung aus den Beiträgen der gesetzlich Versicherten sei unangebracht, da es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handle, kritisiert Storm. Gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind eigentlich aus Steuermitteln zu finanzieren.

Und auch die geplante Krankenhausreform verschlingt Geld - vorerst zumindest. Denn langfristig sollen mit dieser Reform Kosten eingespart werden. Die Kliniklandschaft will Lauterbach komplett umbauen: Komplizierte Eingriffe sollen künftig nur noch in spezialisierten Kliniken durchgeführt werden, kleinere Operationen ambulant in kleineren Notfallzentren. Auch soll das Fallpauschalensystem derart geändert werden, dass nur noch 40 Prozent der Klinikeinnahmen durch Fallpauschalen zustande kommen - der größere Teil durch Vorhaltekosten für Personal, Kapazitäten und Technik.

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Doch wer die Krankenhäuser organisatorisch umkrempeln und Kapazitäten verschieben will, braucht zunächst viel Geld. Insgesamt 50 Milliarden Euro sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg hierfür zusätzlich aufgewendet werden. Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands übte kurz vor Ostern deutliche Kritik: Die Kosten der Reform würden einseitig den gesetzlich versicherten Beitragszahlern aufgebürdet, da das Geld wohl aus dem Gesundheitsfonds entnommen werden soll.

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