Wer im Jahr 2022 in Rente ging, erhielt im Durchschnitt eine geringere Rente als jene Rentnerinnen und Rentner, die sich bereits im Ruhestand befanden. Das zeigen aktuelle Daten des Bundesarbeitsministeriums, auf die das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) aufmerksam macht. Bestandsrentnerinnen und -rentner erhalten im Durchschnitt bundesweit eine Rente von 1099 Euro netto, bei Neurentnerinnen und -rentnern sind es aber nur 1084 Euro. Hierbei handelt es sich um den durchschnittlichen Rentenzahlbetrag in Euro und Monat. Die Daten beziehen sich auf den Stichtag 31.12.2023.

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Besonders deutlich sind die Einbußen bei den Männern. So erhielten Neurentner mit durchschnittlich 1.275 Euro im Monat 98 Euro weniger als Bestandsrentner mit 1.373 Euro. Bei den Frauen zeigt sich hingegen ein leichtes Plus von 20 Euro monatlich. Sie erhielten im Rentenzugang durchschnittlich 910 Euro im Monat, während es im Bestand 890 Euro waren. Ursache hierfür ist die steigende Erwerbstätigkeit bei Frauen: Ihre Erwerbstätigenquote stieg laut Statistischem Bundesamt von 66,6 Prozent im Jahr 1999 auf 76,9 Prozent in 2022.

Unterschiede bei der Rente Ost-West

Besonders deutlich zeigen sich die Einbußen bei ostdeutschen Männern. Neurentner Ost erhielten im Berichtsjahr 2022 einen durchschnittlichen Zahlbetrag von 1.174 Euro, im Bestand sind es hingegen 1.360 Euro. Das bedeutet im Durchschnitt monatlich 186 Euro weniger Rente. Viele Männer mussten in der Nachwendezeit Zeiten der Arbeitslosigkeit verkraften, was sich auf die erworbenen Rentenansprüche ausgewirkt hat.

Deutliche Einbußen mussten auch die Frauen in Ostdeutschland hinnehmen. Neurentnerinnen im Osten erhielten im Jahr 2022 einen durchschnittlichen Zahlbetrag von 1.109 Euro, Bestandsrentnerinnen im Berichtsjahr 1.155 Euro. Das sind 46 Euro weniger. Ein möglicher Grund: Während zu DDR-Zeiten viele Frauen erwerbstätig waren, oft in Vollzeit, mussten sie nach der Wende häufig Zeiten der Arbeitslosigkeit und Brüche in der Erwerbsbiografie in Kauf nehmen.

Anders die Entwicklung bei Frauen in Westdeutschland: Hier erhalten Neurentnerinnen mit 865 Euro monatlich gegenüber dem Bestand (819 Euro) mehr. Viele westdeutsche Frauen waren in den 70er und 80er Jahren nicht erwerbstätig oder nur in Teilzeit, um Kinder großzuziehen oder Angehörige zu pflegen. Das wirkt sich derart aus, dass westdeutsche Frauen noch immer deutlich niedrigere Renten erhalten als ostdeutsche: Sie haben weniger in die Rentenversicherung eingezahlt.

Deutsche Rentenversicherung / Bundesministerium für Arbeit und Soziales

"Der Zustand der gesetzlichen Rente ist sehr bedenklich. Wenn Neurentnerinnen und -rentner weniger Geld in der Tasche haben als Bestandsrentnerinnen und -rentner, ist das eine fatale Entwicklung", positioniert sich Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag. "Die Renten sind nicht stabil, wie der Kanzler behauptet, sondern mit einem Pfeil, der nach unten zeigt, versehen. Schlechte Löhne und prekäre Arbeit, insbesondere im Osten der 1990er Jahre, kommen immer mehr in der Rente an und ziehen das Niveau nach unten", so Bartsch.

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