Bereits in den letzten Jahren zeichnete sich eine eher ungesunde Entwicklung in der Sparte Wohngebäudeversicherung ab. Während Stürme, Unwetter und Überschwemmungen immer häufiger auftreten und hohe Schäden anrichten, steigen zudem die Baupreise kontinuierlich an.

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Stephan von HeymannStephan von Heymann...ist Haftpflicht Underwriter (DVA) und Versicherungsexperte des Maklerpools aruna GmbH.privat

Die Folgen sind drastische Bestandssanierungen im Bereich der Wohngebäudeversicherungen und stark steigende Neugeschäftsprämien. Erfolgten bereits im Herbst 2022 indexbedingte Beitragsanpassungen um 14,73 Prozent, so wird für Hauptfälligkeiten ab dem 01.01.2024 eine erneute Anpassung von 7,52% erwartet. Gründe sind u.a. die fortschreitende Inflation, gestörte Lieferketten und die deutlich erhöhte Auslastung bei gleichzeitigem Fachkräftemangel in den Handwerksbetrieben.

Maßgeblich dafür ist der sogenannte „Baupreisindex“. Der Index zeigt, dass sich die Preise für Wohngebäude im Zeitraum 2010 bis 2021 um 41% erhöht haben. Hinzu kommen die in der Statistik noch nicht erfassten Preissteigerungen der Jahre 2022 und 2023.

Als Versicherungsmakler beschäftigen Sie sich naturgemäß mehr mit den Folgen, haben Sie doch auf die Ursachen ohnehin wenig Einfluss. Lassen Sie uns also über die Auswirkungen sprechen.

Bei Neubauten gibt es nach unserer Beobachtung, auch wegen der hohen Neubaurabatte der Versicherer, weniger Probleme. Die Herausforderungen liegen ganz deutlich bei den Bestandsimmobilien, insbesondere bei vorschaden-belasteten und exponierten Risiken.

Dort bleibt es regelmäßig nicht bei den reinen Indexanpassungen, je nach Objekt sind Sanierungszuschläge von bis zu 30-40 Prozent keine Seltenheit mehr. Des Weiteren gibt es natürlich auch zahlreiche Häuser, die wegen mehrerer Vorschäden ohne Sanierungsvorschlag vom Versicherer schlicht gekündigt werden. Da steht dann der Kunde da: Versicherungsschutz weg, schwierig neuen Versicherungsschutz einzukaufen. Oft kann der Versicherungsschutz dann nur zu drastisch erhöhtem Preis und mit einer hohen Selbstbeteiligung neu besorgt werden.

Vergessen wir bitte nicht: das Eigenheim ist für die meisten Menschen mit Abstand die größte Investition in ihrem Leben, es unversichert zu lassen, können sich nur die wenigsten leisten. Aus Preisgründen einzelne Gefahren wie Sturm-, Leitungswasser- oder Elementarschadendeckung wegzulassen, ist hier kaum eine Option, gerade auch im Hinblick auf die Maklerhaftung.
Natürlich gibt es für diese Thematik kein Allheilmittel! Es ist jedoch schon viel gewonnen, wenn Kunde und Makler diesbezüglich sensibilisiert sind. Folgende Punkte möchten wir Ihnen hier mit auf den Weg geben:

  1. Es lohnt sich für den Kunden i.d.R. Schäden mit einer voraussichtlichen Schadenshöhe unter 500 € selbst zu tragen.
  2. Dementsprechend kann man mit den Kunden auch über die Vereinbarung eines entsprechenden Selbstbehaltes oder einer SFR-Variante (unter anderem bieten die Grundeigentümerversicherung und die Gothaer hier etwas an) sprechen.
  3. Droht Beitragserhöhung oder Kündigung, kann es durchaus sinnvoll sein, den besitzenden Versicherer nach Möglichkeiten der Vertragserhaltung zu fragen. Oft werden dabei unverhofft erstaunlich gute Ergebnisse erzielt. Es muss also nicht zwangsläufig die Umdeckung auf einen neuen Risikoträger das erste Mittel der Wahl sein.
  4. Bei Ausschreibungen für schadenträchtige Objekte kann es den entscheidenden Unterschied machen, ob ich alle Schadensdetails berichte oder nur die Schadensart, Höhe und das Schadensdatum. Sollte es sich um einen Schaden handeln, der so in Zukunft nicht wieder zu erwarten ist, der z.B. nur durch eine Verkettung unglücklicher Umstände eingetreten ist, kann die Risikobeurteilung ggf. individuell positiver ausfallen. Auch die Schilderung präventiver Maßnahmen des VN, um zukünftig gleichgelagerte Schäden zu verhindern, können zum Erfolg führen.
  5. Nur wenige Versicherer nehmen überhaupt noch am Ausschreibungsprozess für die defizitäre Sparte teil. Der Großteil wünscht sich das „saubere“ Geschäft über die Vergleichsanbieter, möglichst „schnittstellengerecht“ zur Dunkelverarbeitung. Dementsprechend kann man die Risikoträger, die noch eine individuellen Angebotserstellung bieten, nicht hoch genug schätzen. Unsere Erfahrungen zeigen deutlich, wer seine Anfragen zielgerichtet und kompakt verfasst, bekommt schneller Angebote und minimiert zeitraubende Rückfragen. Daher legen wir unseren Partnern unsere Risikofragebögen ans Herz, so werden alle relevanten Angaben effizient zusammengefasst, es kann nichts vergessen werden, die Qualität der Angebote steigt, die Haftung wird minimiert und nicht ganz unwesentlich: das Personal bei den Versicherern ist deutlich höher motiviert.

Die kommenden Monate und Jahre werden m.E. im Hinblick auf die Wohngebäudeversicherung
herausfordernd, aber im Hinblick auf den Vertrieb auch ohne jede Frage chancenreich verlaufen.
Fazit: Selten brauchten Wohngebäudekunden Makler mit viel Engagement und einem guten Netzwerk so dringend wie heute.

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