Angesichts der hohen Inflation und Rekord-Energiekosten haben die Krankenhäuser in Deutschland derzeit massive Geldprobleme. Das könnte sogar dazu führen, dass in einigen Regionen Kliniken schließen müssen und die Patientinnen und Patienten nicht mehr versorgen können. Davor warnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. “Wenn wir da nicht schnell und auch wirklich drastisch reagieren, kommt es zu Schließungen“, sagte Lauterbach der ARD.

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Kliniken drohen „unweigerlich Standort-Schließungen“

Vorausgegangen war Anfang letzter Woche ein Brandbrief der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) an den Gesundheitsminister, in dem ein sofortiges Handeln gefordert wurde. „Wir laufen auf einen dramatischen Liquiditätsengpass in den Krankenhäusern zu“, schrieb darin DKG-Chef Gerald Gaß laut dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). Dadurch werde es „in den kommenden Monaten unweigerlich zu Standortschließungen und Leistungseinschränkungen in der Patientenversorgung kommen“, so Gaß. Die Krankenhäuser seien nicht mal in der Lage, dieses Jahr die Weihnachtsgelder für ihre Mitarbeiter zu bezahlen - die Verantwortung hierfür würde allein die Politik tragen.

Zwar hat die Bundesregierung einen allgemeinen Gaspreisdeckel auf den Weg gebracht, doch dieser soll erst im März greifen. Der Deckel sei als Instrument ungeeignet, um die Kliniken ausreichend zu entlasten, warnt die DKG. Die Finanzierungslücke bei den Sachkosten und der Energie würde sich allein in den Jahren 2022 und 2023 auf 15 Milliarden Euro summieren. Laut DKG-Blitzumfrage sehen 40 Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation so gefährdet, dass Insolvenzen drohen. So würden nicht allein die Kosten für Energie steigen - auch Medizinprodukte, die Essensversorgung oder Dienstleistungen wie die Reinigung würden sich massiv verteuern.

Ob es tatsächlich zu schnellen Entlastungen kommt, darf aber bezweifelt werden. Karl Lauterbach kündigte zwar an, dass er am heutigen Dienstag mit Bundesfinanzminister Christian Lindner über ein Sondervermögen für Kliniken verhandeln wolle. Der FDP-Politiker hatte sich jedoch kritisch zu Staatshilfen geäußert. „Wir können nicht für jeden Bereich ein Sondervermögen einführen“, sagte Lindner. Es müsse auch alles abgezahlt werden.

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Wie drastisch die Lage derzeit ist, zeigt ein Hilferuf aus Sachsen. Die Sächsischen Kliniken haben bereits Mitte Oktober den Notstand ausgerufen - und davor gewarnt, dass die Versorgung der Patienten "exorbitant gefährdet" sei. „Es stellt sich die Frage, wie wir über das nächste halbe oder vielleicht das kommende Jahr kommen“, sagte Stephan Helm, der Geschäftsführer der Krankenhaus-Gesellschaft Sachsen (KGS), in Dresden. Bereits im laufenden Jahr würden sich die Verluste der 78 Kliniken im dreistelligen Millionenbereich bewegen - 2023 werde ebenfalls mit einem Fehlbetrag von 550 Millionen Euro gerechnet, allein in dem mittelgroßen Bundesland. Die Kampagne der Kliniken für Soforthilfen trägt den Titel "Alarmstufe Rot".

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