Ist die Zeit der ständig wachsenden Börsenkurse vorbei? Nachdem die weltweiten Indizes zwischen 2010 und Anfang 2020 eigentlich nur eine Richtung kannten, nämlich nach oben, hat sich die Situation seit März 2020 geändert. Dann kamen Covid-19 mit allen wirtschaftlichen Schocks, eine beginnende Zinswende, eine rasant steigende Inflation und zuletzt Ende Februar 2022 der Krieg in der Ukraine. Das hat für kontinuierliche Unruhe auf dem Börsenparkett gesorgt, und nicht wenige Kapitalmarktexperten sehen kurz- und mittelfristig weitere deutliche Volatilitäten, aber eben keinen dauerhaften, vergleichsweise ruhigen Aufstieg der Werte.

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Daher haben sich immer mehr Anleger auf die Suche nach Alternativen für ihre liquiden Mittel gemacht und eine Ergänzung zu ihren bestehenden Portfolios und der typischen Mischung aus Aktien und Anleihen und gegebenenfalls Gold und Immobilien gesucht. Fündig werden sie vermehrt in einer Anlageklasse, die bis in die jüngste Vergangenheit hinein eher ein Thema für Eingeweihte war. Die Rede ist von Kunst.

Kunst als fester Teil der Investmentstrategie

Zwar stünden laut „7. Art & Finance Report 2021“ von Deloitte und ArtTactic für die meisten Anleger noch immer emotionale Gründe wie die Leidenschaft für Kunst und das Sammeln im Vordergrund. Sie seien aber zunehmend auch durch finanzielle Aspekte motiviert und mehr als zwei Drittel betrachteten Kunst als festen Teil ihrer Investmentstrategie. Das bedeutet: Kunst ist eine sinnstiftende Investition, gewährleistet einen generationsübergreifenden Werterhalt und ist eine globale Währung in einer Zeit, in der das klassische Bar- und Giralgeld unter der rasant steigenden Inflation leiden und Gold immer teurer und politisch reguliert wird. Dazu ist Kunst ein nicht-korrelierter und damit kapitalmarktunabhängiger Sachwert, der hohe Mobilität und eine globale Vermögensstreuung in direkt handelbare Sachwerte ermöglicht.

Volatilität von Aktien höher als die von Kunst

Dazu kommen die interessanten Renditeaussichten, die deutlich über dem Kapitalmarktdurchschnitt liegen und es auch mit offensiv aufgestellten Aktienportfolios aufnehmen können. Der Index für zeitgenössische Kunst beispielsweise hat laut „Art & Finance Report“ (2019) von Deloitte in den vergangenen 20 Jahren um 10,71 Prozent und in den vergangenen 50 Jahren um 10,85 Prozent – jeweils pro Jahr – zulegen können. Und der Sotheby‘s Mei Moses Art All Index (ein Index, der auf langfristigen Daten über Kunstkäufe und -verkäufe aufbaut und die jährlichen Erträge misst) weist zwischen 2010 und 2020 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,4 Prozent aus, während die Volatilität bei 16,9 Prozent lag. Zum Vergleich: Laut Deutsche Börse AG weisen europäische Aktienmärkte im Rückblick der Jahrzehnte eine typische Volatilität von 20 bis 30 Prozent auf.

Zudem bietet Kunst Steuervorteile und damit ein weiteres Pfund. Gewinne sind nach einem Jahr steuerfrei, und der Gesetzgeber stellt Kunstgegenstände unter bestimmten Voraussetzungen von der Erbschaft- und Schenkungsteuer frei. Vollständige Steuerfreiheit wird gewährt (§ 13 Abs. 1 Nr. 2 b) ErbStG), wenn der Steuerpflichtige bereit ist, die Gegenstände den geltenden Bestimmungen der Denkmalpflege zu unterstellen, die Gegenstände sich seit mindestens 20 Jahren in Familienbesitz befinden oder in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes nach den Vorschriften des Kulturgutschutzgesetzes eingetragen sind.

Beim Kunstkauf kommt es auf die Wahl der richtigen Werke an

Finanz- und Versicherungsberater und -vermittler können sich die Assetklasse Kunst für ihre Kunden erschließen und sind also gut beraten, diese Angebote für Kunstinvestments ins Portfolio aufzunehmen. Das gelingt am ehesten durch die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Beratungshaus, das den internationalen Kunstmarkt kennt, Gegenstände professionell bewerten und Chancen für Käufe und Verkäufe eröffnen kann. Es wird auch aus Studien deutlich, dass Anleger diese Beratung gezielt suchen. So stellt der „7. Art & Finance Report 2021“ heraus, dass 76 Prozent der Sammler und 96 Prozent der befragten Kunstmarktexperten der Meinung sind, dass Kunst fester Bestandteil von Wealth Management Services sein sollte.

Diese Nachfrage sollten Finanz- und Versicherungsberater und -vermittler aufgreifen. Jedoch ist es mit dem planlosen Erwerb von willkürlichen Kunstwerken nicht getan. Das kann mehr Schaden als Vorteile erbringen. Es kann leicht passieren, dass zu hohe Preise gezahlt werden, die falschen Künstler zum falschen Zeitpunkt ausgewählt werden oder eine Sammlung ohne roten Faden aufgebaut wird. Das hat mit der gewünschten Vermögensschutzfunktion von Kunst nichts zu tun. Denn wie in anderen Assetklassen liegt der Gewinn beim Kunstinvestment schon im Einkauf. Ein Kunstportfolio sollte also mit Bedacht und abgestimmt auf die persönlichen Ziele des Vermögensinhabers aufgebaut werden. Und dass Kunst auch gefallen und den individuellen Geschmack des Sammler-Anlegers treffen sollte, versteht sich beinahe von selbst.

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Dazu kommt die nachhaltige Perspektive. In den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) werden Kunst und Kultur in verschiedenen Zusammenhängen herausgestellt. Die Kultur wird speziell in der Zielvorgabe 4.7 (SDG 4) erwähnt, in der Bildung zur Förderung einer Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, der Wertschätzung der kulturellen Vielfalt und des Beitrags der Kultur zur nachhaltigen Entwicklung gefordert wird. Dadurch ergänzen Investoren durch die Anlage in Kunst ihr Portfolio durch eine weitere Nachhaltigkeitskomponente.

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